Draussen schüttet es wie Sau und ist noch nicht mal richtig hell geworden, der Sturm hat sich auch erst in der Nacht ein wenig gelegt und keiner weiss für wie lange…
…aber wir versuchen es mal wieder für drei Tage mit Mäusefangen.
Draussen schüttet es wie Sau und ist noch nicht mal richtig hell geworden, der Sturm hat sich auch erst in der Nacht ein wenig gelegt und keiner weiss für wie lange…
…aber wir versuchen es mal wieder für drei Tage mit Mäusefangen.
Wenn man abends von seinem finnischen Feldassistenten angerufen wird, ob man nicht mal schnell im Internet bei Ilmatieteenlaitos nachschauen könnte, wie die Seewetter-Vorhersage aussieht, und man dann beim Angucken der Seite als Erstes überlegt, wie man das Wichtigste, das da steht, ins Englische übersetzt… ist das eigentlich sehr bedenklich? Nach fast einem Jahr sollte ich mich eigentlich daran gewöhnt haben, dass Finnisch hier keine Geheimsprache ist. Es hat aber tatsächlich einige Sekunden gedauert, bis mir eingefallen ist, dass ich ihm ja alles einfach so vorlesen kann, wie es da steht… *lach*
Seit heute besitze ich nämlich ein Paar original NOKIA-Gummistiefel! :-)
Angesichts der schon wieder fallenden Temperaturen mussten nämlich endlich Gummistiefel her, in denen ich mir mit dicken Socken nicht die Füsse abquetsche. Und mit etwas Anderem als Gummistiefel kann man sich nach diesem Sommer sowieso nicht in die finnische Natur wagen.
Warum es gerade Stiefel von NOKIA sein mussten? Zugegeben, billig waren sie nicht, tragen sich dafür aber recht gut, und andere Gummistiefel wären sowieso kaum zu haben gewesen. Da ist der Finne eigen. Preise vergleicht er kaum, Hauptsache das Produkt ist kotimainen (einheimisch). Also kauft er Gummistiefel und Reifen nur von NOKIA (mit denen die Firma angefangen hat und gross geworden ist, bevor sie weltweit für Handys berühmt wurde), billige Handys von Siemens werden allerhöchstens für Kinder angeschafft, Marimekko-T-Shirts sind eine Art finnische Uniform, die gern und stolz getragen wird, und beim Lebensmitteleinkauf achtet der Finne zuallererst auf dieses Zeichen:
Selbst beim LIDL sind drei Monate nach seiner Eröffnung die spanischen Gurken wieder aus dem Sortiment verschwunden gewesen; seitdem gibt es dem Finnen genehme (wenngleich teurere), von deren Plastikhülle schon von Weitem das Kotimainen-Zeichen lacht.
von Karen Ein Kommentar
Letztes Jahr sah mein Geburtstag folgendermassen aus: früh noch schnell in die Uni, mich noch um die letzten Meerschweinbabys kümmern, mein Büro aufräumen, ein letzter Schwatz mit Melanie und zum Mittagessen die Geburtstagstorte, die sie mir gebacken hat, nachmittags mein Bielefelder Zimmer ausräumen und saubermachen, während der Liebste versucht, den Stapel Sachen, der dreimal so gross wie das Auto ist, von neben dem Auto in das Auto zu befördern, um neun schaukelten wir damit endlich auf die Autobahn und waren halb zwei nachts in Jena. :-(
Dieses Jahr wollte ich das ganz anders. Experimente und Zeitdruck hin oder her, dieses Jahr wollte ich frei haben an meinem Geburtstag, und am liebsten wegfahren. Also waren wir Montag und Dienstag in Tallinn. Der Liebste hat alles organisiert, ich wusste bis Montagfrüh noch nicht einmal, wo es hingeht (aber eine Ahnung hatte ich schon… :-) ). Uuuuiiii, war das schön! :-)
Von Helsinki kann man mit diversen Fährgesellschaften und unterschiedlichen Schiffstypen, neuerdings sogar mit dem Hubschrauber, in kurzer oder kürzerer Zeit nach Tallinn reisen. Wir wollten schon lange mal mit der Schnellfähre fahren. Die schafft 70 km/h und geht ganz schön ab! Mächtig geschaukelt hat sie auch, es waren riesige Wellen auf der Ostsee, aber mit so einem grossen Boot konnte es mir endlich einmal egal sein, und wir mussten ja auch mal auf keiner Insel anlanden. ;-) Nach 1 1/2 h waren wir schon da.
Tallinn hat uns noch viel besser gefallen als Stockholm. Es ist keine Stadt, die schon seit 50 Jahren nur für Touristen hingestellt scheint, makellos und herausgeputzt. Es ist eher eine Stadt im Aufbruch. Viele Gebäude sind schon wunderschön restauriert, andere, etwas ausserhalb, stehen noch da, etwas krumm, mit bröckelndem Putz, manchmal mit einer kleinen Birke, die aus der Dachrinne wächst, und haben ihren ganz eigenen Charme. Und an allen Ecken und Enden der Stadt wird gebaut.
Tallin ist sehr, sehr klein für eine Hauptstadt, bestimmt nicht grösser als Turku. Es hat eine wunderbar erhaltene Altstadt mit einer fast noch vollständigen Stadtmauer. Lauter kleine Gassen mit Buckelpflaster, viele Kirchen, auch eine prächtige orthodoxe mit Zwiebeltürmen. Bunte Häuschen. Na klar, die Deutschen waren auch schon da, und haben das wohl kitschigste Haus von ganz Tallinn da hingebaut! Im Stil der Torten, die in der Konditorei gegenüber im Schaufenster liegen. Hm, lecker. In Tallin gibt es eine Kneipe und ein Café am anderen. Nicht sooo billig, weil es schliesslich eine Touristenstadt ist, aber auch nicht sooo teuer, und alles sehr lecker und sehr gemütlich. Überall gibt es Katzen. Furchtbar dünne, auch dicke – entweder mit Halsband, oder weil sie schwanger sind.
Kalt war’s. Obwohl die Sonne schien. Aber es wird wohl doch langsam Herbst. Besonders verlockend waren deshalb die Pulloververkaufsstände an der Stadtmauer. Norwegerpullover in allen Ausführungen – mit Kapuze, ohne Kapuze, mit traditionellem Norwegermuster, mit Tieren, bunt, einfarbig… Diesen Herbst werde ich nicht den H&M-Einheitspullover kaufen, mit dem dann jeder zweite auf der Strasse zu sehen ist! ;-)
Ausserhalb der Altstadt gibt es neue moderne, oder alte modernisierte, Hotels mit 20 und mehr Stockwerken. Der Liebste wollte uns eigentlich dort ein Zimmer buchen, weil er weiss, wie gerne ich irgendwo weit oben wohne und Ausblick habe. *gerührtgewesensei* Aber leider war dort schon alles ausgebucht, so sind wir in einem kleinen, alten, gemütlichen Hotel in der Altstadt gelandet. Das war auch toll.
Am Horizont gibt es ein grosses Neubaugebiet, und rot-weiss gestreifte Schornsteine, und in Tallin fahren noch Tatra-Strassenbahnen! Das war ein bisschen wie eine Zeitreise zurück. :-)
Auf der Strasse hört man viel Russisch, obwohl die eigentliche Landessprache Estnisch ist und mit Russisch gar nichts zu tun hat. Estnisch ist am nächsten mit Finnisch verwandt. Geschriebenes Estnisch ist für jemanden, der Finnisch kann, auch halbwegs zu verstehen, auch wenn es ein wenig aussieht wie Finnisch für Besoffene. Das finnische „y“ ist ein „ü“, die im Finnischen harten Konsonanten sind im Estnischen weich, und der letzte Buchstabe fehlt. „Hafen“ z.B. ist auf Finnisch „satama“, auf Estnisch „sadam“. Und es gibt überraschend viele deutsche Lehnwörter. Das „Reisibüroo“ in der Strasse gleich hinter unserem Hotel und die „Duššimüts“ im Badezimmer waren unsere lustigsten Entdeckungen.
Das war ein schöner Geburtstag! Danke!!! :-)
(Alle Fotos zusammen gibt’s hier.)
Ach, schööööön., so ein ganz „normaler“ Sonntag…!
Ausgeschlafen, rumgegammelt, in der Kirche gewesen und liebe Leute getroffen: Claudia hat es nur 5 Wochen in Deutschland ausgehalten und ist schon wieder für 10 Tage auf Besuch in Turku. Am Freitag waren wir zusammen, wie viele Freitage zuvor, in der Sauna. Mit niemandem sonst kann man so herrlich über deutsche Saunaregeln lästern und Cider dabei trinken, und niemand sonst verlangt nach dem letzten Saunagang:“Jetzt ein halbes Schwein auf Toast!“ :-) Nicole und Dirk sind aus der Schweiz zurückgekommen, bevor sie endgültig weg aus Turku nach Stuttgart gehen, obwohl sie viel lieber blieben. :-( Mia ist vom Klettern in Norwegen zurück und hat mit heidelbeerblauen Fingern das Abendmahl ausgeteilt…
Und so sieht es aus, wenn man zwar genügend Computer, aber zu wenig Arbeitsplatz besitzt:
Sonntagabendliches Werkeln, Bloggen und Mailschreiben. :-)
Da hat man schon mal ein Experiment, das mit zwei Mal je einem Tag Arbeit erledigt wäre, da hat man genügend Helfer beisammen, da hat man das Boot reserviert…
…da geht als erstes das Boot kaputt, und wenn William nicht so ein engagierter Feldassistent wäre, dann wäre es wahrscheinlich noch immer nicht in die Werkstatt gebracht.
Und dann haben wir es zwei Tage später als geplant endlich wieder, immer noch alle Helfer beisammen…
…da kommt 8h eher als in der Wettervorhersage versprochen ein dermaßener Sturm auf, dass wir fast abgesoffen wären. Und natürlich umkehren mussten.
Wir wollten ja schon immer mal einen Ausflug im Sturm nach Korppo machen, um da Kaffee zu trinken…! :-(
Ich kann kein Meer mehr sehen, keinen Sturm mehr hören, und im Übrigen freue ich mich auf den Winter! So!!! *mitdemfußaufstampf*
Am Sonntag haben wir gleich nochmal Besuch aus Deutschland bekommen. Raik kam mit dem Auto aus Jena in Stockholm an, und weil ich gerade einmal NICHT fangen gehen musste und auch das Wetter recht schön war, haben wir kurz entschlossen bei Viking Line einen „Round trip“ gebucht und haben Raik dort abgeholt. Sonntagfrüh sind wir mit der Fähre in Stockholm angekommen. Die ersten zwei Stunden bin ich durch die schlafenden Stadt gelaufen wie im Rausch: so viele Treppen und enge Gassen und allerliebste Holzhäuschen, und nur ein paar Möwen und Tauben und Hunde mit ihren Besitzern unterwegs. Wir haben uns einfach treiben lassen von Gasse zu Gasse und Treppe zu Treppe.
Dann kamen die Touristen. Viele Deutsche, und Heerscharen von Japanern.
Stockholm wirkt im Vergleich zu Helsinki sehr europäisch und hat mich mit seinen Gässchen, alten Häusern und Kirchen sehr an Prag erinnert. Schöne Stadt . Wir sind den ganzen Tag herumgelaufen, haben in der Sonne gesessen, den Blick vom Rathausturm bestaunt und haben so viel Kuchen gegessen, dass zumindest mir auf der Rückfahrt Sonntagnacht ganz schlecht war. Denn vor der Abfahrt mussten wir unbedingt noch ins Fåfängan, ein Café auf einem Hügel mit Hafen- und Stadtblick. Die Tische stehen dort nicht nur im Garten, sondern auch zwischen den Felsen, und manche Leute kommen auch mit Picknickdecken da hinauf.
Ich glaub‘, wir fahr’n da mal wieder hin. :-)
Nicht, dass mich Ines nicht gewarnt hätte:“Du wirst das auch noch merken, was es heisst, da zu wohnen, wo andere Urlaub machen…!“
Nicht, dass ich mich nicht freuen würde, alte Freunde wiederzusehen.
Aber ist es eigentlich sehr kleinlich, sich zu ärgern, wenn sich der Besuch zwei Wochen lang beeinkaufen, bekochen, beaufwaschen lässt und man ihn auch noch bespaßen muss, weil er allein nichts unternimmt?
Von Mittwoch auf Donnerstag waren wir 24h-Fangen. Dazu sassen wir jeder auf einer eigenen Insel und haben alle zwei Stunden die Fallen kontrolliert, um festzustellen, wann die Mäuse aktiv sind und wann nicht. Natürlich sind sie es besonders in der Nacht, wenn es für uns besonders nervig, weil dunkel, ist. Und ich hatte auf meiner Insel eine wahre Mäuseinvasion, 51 (!) Mäuse habe ich neu markiert! Und da sage noch einer, diesen Sommer gäbe es keine Mäuse!
Die Nacht war allerdings doch sehr kurz. Halb zehn ging die Sonne unter, bei der 23:00-Uhr-Runde war es noch einigermassen dämmerig, bei der 1:00-Uhr Runde war dunkle Nacht, bei der 3:00-Uhr-Runde wurde der Himmel im Osten schon wieder orange, und bei der 5:00-Uhr-Runde war es schon wieder hell, denn halb sechs ging die Sonne wieder auf. Und ich habe schon lange keine sooooo wunderbare Nacht mehr erlebt: von Utö blinkte der Leuchtturm, über uns leuchteten der Mond als schmale Sichel und ein unbeschreiblich schöner Sternhimmel, die Milchstrasse ganz hell und der Polarstern so „nah“ :-), und eine Sternschnuppe nach der anderen, manche so hell, dass sie mir beim Fallenkontrollieren so nebenher aus dem Augenwinkel aufgefallen sind. :-))) Auch tagsüber war es ganz angenehm, schön warm, aber nicht zu heiss, immer ein kühler Wind, der vor allem auch die Mücken fernhielt. Ich finde, ich hab’ ne schöne Arbeit!!!
Zwar ist es eigentlich schon ein bisschen spät für richtigen Sommer, wo alles hier schon wieder ein bisschen herbstlich erscheint, aber es ist endlich seit ein paar Tagen richtig warm. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein und die paar Sommertage zu geniessen – besonders an den Badestränden am Meer und auf den Kneipenbooten auf dem Aurajoki. Nie hätte ich erwartet, in Finnland mal so viele Menschen an einer Stelle zu sehen! ;-)
Auch wir waren da, haben in der Abendsonne auf der schaukelnden „Katarina“ einen Cider getrunken, waren in Ruissalo im Meer baden (zum ersten Mal ohne Eis! ;-)) und gestern in einem See. Die öffentlichen Badestrände hier sind alle bestens in Schuss, mit Dusche, Umkleidekabine und Rettungsring ausgestattet, und natürlich kostenlos. Und vor allem nicht überfüllt. Ansonsten haben wir den Rest der Zeit auf unserem Balkon verbracht. Schöhööööön! Ich hätte mir ja nichts mehr gewünscht als wieder so einen Sommer wie letztes Jahr, mit über 30 Grad von Mai bis August, aber man wird ja bescheiden…