Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Eigene Ernte

14 Johannisbeeren
10 Erdbeeren
6 Monatserdbeeren
3 Himbeeren
1 Apfel

Nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass der Vormieter uns ausser einem hundeausbruchssicheren Zaun, einem zu Tode sowie einem zum Krüppel gesägten Vogelbeerbaum und einer Ecke mit hübschem, aber fürchterlich wucherndem Unkraut nichts, rein gar nichts hinterlassen hat und die eigentliche Pflanzzeit nach unserem Umzug schon vorbei war.

(Nächstes Jahr möchte das Fräulein Maus dann Möhren anbauen.)


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Bibliothekstag

Erst waren wir in der Stadtbibliothek, Urlaubslektüre besorgen.

Und dann gab’s am Flussufer noch Bibliotheksbusse zu gucken. Vierzig Stück. Die meisten aus Finnland, aber auch ein paar ausländische. (In Finnland gibt es 200. In Deutschland 95.)

Die Mäusekinder wollten in jeden.
In dem aus Flensburg blieben wir hängen.

(Bücher in der eigenen Sprache… ach!)


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Liebe Windelhersteller,

jetzt habt ihr’s bei mir – Entschuldigung! – verschissen. Aber endgültig.

Nicht, dass ihr an uns bisher viel verdient hättet. Schon das Fräulein Maus wurde von Anfang an mit Stoffwindeln gewickelt. Für nachts, und für Ausflüge und Urlaube, und später auch für den Kindergarten, benutzten wir Wegwerfwindeln. Die billigen. Vom Lidl.

Der grosse Herr Maus wurde ebenfalls von Anfang an mit Stoffwindeln gewickelt. Seit wir ihm die tollen Windeln, die genauso leicht zu wechseln sind wie Wegwerfwindeln gekauft hatten, wurden die auch mit auf Ausflüge genommen. Und manchmal sogar mit in den Urlaub, wenn es dort eine Waschmaschine gab. Und im Kindergarten benutzte er die auch. Nur nachts, da wickelten wir weiterhin mit Wegwerfwindeln. Und ärgerten uns, weil die billigen auf einmal so bretthart waren. Wir stiegen dann auf die schwedischen um, die waren im Grosspack auch nur einen Cent pro Stück teurer.

Der kleine Herr Maus wurde ebenfalls von Anfang an mit Stoffwindeln gewickelt. Ausser nachts. Irgendwann war er gross genug, und so konnten sich für nachts der grosse und der kleine Herr Maus die gleiche Windelpackung teilen.

Bis vor ein paar Wochen jedenfalls. Dann wollte ich Nachschub kaufen und fand statt der herkömmlichen Windeln in dieser Grösse nur noch extradünne, für das „aktive Baby“. Zu einem deutlich höheren Preis, versteht sich. (Und was da drin ist, was diese extradünnen Dinger literweise Pipi aufsaugen lässt, das will ich besser gar nicht wissen.)

Danke. Nein. Nicht mit mir.

Seither bekommt der kleine Herr Maus für nachts einen traditionellen Windelpacks aus zwei Mullwindeln und einer erprobt auslaufsicheren, vom Fräulein Maus geerbten, Überhose, und der grosse Herr Maus trägt nachts eine seiner tollen Windeln, fertig geknöpft als „Unterhose“.

Ohne auszulaufen. Ohne sich im Schlaf von der nassen Windel gestört zu fühlen.

Seltsamerweise schafft es unser „aktives“ Baby damit auch hervorragend, durchs Bett auf das Nachtschränkchen und den Fussboden zu kriechen, sich am Nachtschränkchen hochzuziehen und sich hinzusetzen. Und unser „aktives“ Kleinkind kann sich mit seiner dicken Nachtunterhose überraschenderweise ganz problemlos den Schlafsack auszuziehen, aus dem Bett steigen, diverse Pirouetten drehen und Purzelbäume schlagen und sich dann zur Toilette begeben.

Hättet ihr gar nicht gedacht, was?!


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Vergnügte Kinder

Mama krank, Papa krank. (Mal wieder.)

Aber was will man machen, wenn die Kinder schon den ganzen Winter und den ganzen Frühling und den halben Sommer gefragt haben, wann wir denn endlich wieder in den Vergnügungspark gehen zum Trampolinspringen bzw. Zugfahren, und gestern die fast letzte Gelegenheit war…

Es war dann recht erholsam für die kranken Eltern. Das Fräulein Maus verbrachte ungefähr drei Stunden auf dem Trampolin. Der grosse Herr Maus fuhr ungefähr fünfzig Mal Zug. Der kleine Herr Maus sass im Kinderwagen und guckte begeistert zu.


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Klein Deutschland (2)

Der Nachbar kam letzte Nacht aus dem Urlaub zurück. Heute hat er den ganzen Vormittag damit zugebracht, bei strömendem Regen sein Auto zu waschen. Jetzt ist das Zweitauto dran, das die letzten drei Wochen unbenutzt auf dem Parkplatz stand.

(Und natürlich hat er mit seinem blöden Hochdruckreiniger den kleinen Herrn Maus aus dem Schlaf gerissen.)


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Lauernde Politessen

Autofahren ist teuer in Finnland.

Dabei ist das Benzin schon lange nicht mehr teurer als in Deutschland.

Aber zuschulden kommen lassen sollte man sich besser nichts.

Geldbussen für Geschwindigkeitsübertretungen und Ähnliches werden hier nach Tagessätzen verhängt. Abhängig vom Einkommen des Verkehrssünders. Ein ziemlich gerechtes System, finde ich. Vor allem für die, die denken, sie könnten sich ausser ihrem teuren Auto auch gegen ein geringes Entgelt die Befreiung von Geschwindigkeitsbegrenzungen erkaufen.
Ein Firmenchef zum Beispiel kann auch schon mal mehrere zehntausend Euro berappen müssen.
Allerdings kann das auch bei Normalverdienern schnell schmerzliche Ausmasse annehmen: Bekannte erzählten uns einst, sie seien auf der Rückfahrt vom Urlaub in Lappland mit 10 km/h zu schnell geblitzt worden. Die Strafe kostete sie in etwa so viel, wie das Ticket für den Autozug gekostet hätte. Das Ticket, das sie sich sparen wollten.
Wieviel wir bezahlen im Fall des Falles bezahlen müssten, wissen wir nicht. Ist uns noch nicht passiert.

Bagatellen wie Falschparken dagegen haben einen Einheitspreis. Einen gepfefferten. Und da erwischt’s uns immer. Immer!

In meinem ersten Sommer hier fuhr ich eigentlich immer Fahrrad. Bis auf das eine Mal, als ich im strömenden Regen ans andere Ende der Stadt musste, um mein Poster für eine Tagung aus der Druckerei zu holen. Unterwegs wollte ich schnell in die Bibliothek springen, um ein paar Bücher zurückzugeben. Ich parkte am Dom, da gibt es immer abwechselnd so Abschnitte, wo Parken erlaubt ist und dann wieder nicht. Der J-FI war ziemlich lang, und er stand mit der hinteren Hälfte im Parkverbot. Mit der Hälfte! Für nicht mal 20 Minuten. 40 Euro Strafe. „Da am Dom, da lauern die Politessen in den Büschen!“, erklärte mir eine ortsansässige Freundin, der ich mein Leid klagte.

Als wir im Mai nach Jyväskylä fuhren, wohnten wir in so einem Billighotel, wo es kein Frühstück gibt und auch keine Parkmöglichkeit. Wir stellten den Herrn Picasso auf einen Parkplatz in der Nähe, der nachts kostenlos ist. Bis früh um acht. Kein Problem, dachten wir. Dann schliefen die Kinder doch eine halbe Stunde länger und brauchten fünf Minuten länger zum Anziehen, und es war halb neun, als wir auf dem Parkplatz ankamen. 40 Euro Strafe. „Wir wollten euch noch warnen…“, sagten die Freunde, die uns zum Frühstück eingeladen hatten.

Als wir heute zum Freibad fuhren, ausnahmsweise mit dem Auto statt dem Bus, fanden wir die letzte freie Parklücke, gleich da vor dem Zebrastreifen. Also mit deutlichem Abstand, mit gutem Willen bestimmt vier Meter. 40 Euro Strafe. (Wegen Parkens mit weniger als 5 Meter Abstand zum Fussgängerüberweg.) „Ach deswegen war der noch frei…“, seufzten der Ähämann und ich gemeinsam.

Drei Parktickets in acht Jahren sind vielleicht verschmerzlich. Aber unter diesen Umständen? Und für den Preis? Dafür hätte ich dann bitte gern richtig mitten im Parkverbot gestanden, und zwar den ganzen Tag lang!


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Neun

Das war ein doofer Monat für den kleinen Herrn Maus.

Erst Windpocken, dann Ohrenentzündung mit ganz schlimmem Husten, Augenentzündung, dann wieder Ohrenentzündung (oder immer noch die gleiche, wer weiss). Er musste ein Antibiotikum schlucken, das ihm überhaupt nicht geschmeckt hat, weil die Hersteller den Geschmack geändert haben, und er musste sich widerwillig Nasentropfen und Augentropfen verabreichen lassen. Geschlafen hat er den ganzen Monat ziemlich schlecht, und ich bin so müde, zum ersten Mal seit seiner Geburt so richtig, richtig müde.

Dafür hat der kleine Herr Maus im letzten Monat gelernt hat, sich robbend vorwärts zu bewegen. Man kann ihm ansehen, wie glücklich ihn das macht, wenn er einfach selbst dahin gelangen kann, wohin er gern möchte. Wenn er den grossen Blumentopf auf dem Fussboden oder die Tasten des DVD-Players ansteuert und ich ihm „Nein, nein!“ hinterherrufe, dann dreht der kleine Herr Maus sich um, schüttelt mit dem Kopf und guckt mich verschmitzt an. Zum Auffressen!

Schön für ihn ist bestimmt auch, dass er jetzt schon fünf Zähne hat. Zähnekriegen macht ihm wie allen Mäusekindern nicht viel aus, und jetzt kann er endlich vom Brot und anderen Sachen ordentlich abbeissen. Er möchte am liebsten immer das essen, was wir anderen auch essen, und ich schätze, wir haben bald das letzte Breigläschen und die letzte Puuropackung gekauft. Soll mir recht sein.

Oft, finde ich, sieht er schon richtig gross und gar nicht mehr wie ein Baby aus. Auf seinem Kopf spriesst ein allerliebster blonder Flaum. Und seit ich den kleinen Herrn Maus dabei erwischt habe, wie er sich in der Wanne des Kinderwagens hochgezogen hat, haben wir nun doch den Mäusevolvo umgebaut. Es gefällt dem kleinen Herrn Maus, der plötzlich gar nicht mehr oft getragen werden muss, und seine ein bis drei Tagesschläfchen macht er auch weiterhin im Mäusevolvo – angegurtet allerdings.

Leicht hat er’s nicht gehabt, der kleine Herr Maus. Bestimmt hatte er oft Schmerzen, bestimmt fand er oft alles doof. Und trotzdem hat er ganz viel gelacht. Und fast nie schlechte Laune gehabt. Der kleine Sonnenschein.