Ich habe mich den ganzen Tag gefreut, dass es geschneit hat. Ich habe stündlich den Wetterbericht angesehen, ob es auch ja nicht wieder zu warm wird und der viele schöne Schnee etwa wieder wegtauen könnte. Aber als ich heute Abend aus der Uni kam und mich auf den Heimweg machte (zu Fuss – das noch sommerbereifte Fahrrad war zum Glück wegen des J-FI-Wegbringens heute früh zu Hause geblieben) und ich den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht hatte, als ich auch schon auf der Treppe lag, da stellte ich mir doch ein wenig seufzend die Frage: „Und das soll jetzt wieder 5 Monate so gehen?“ Dieser Eiertanz durch den Turkuer Winter: Jeder Treppe misstrauen. Besondere Vorsicht bei feinem, fedrigem Neuschnee – darunter verbirgt sich garantiert eine spiegelblanke Eisfläche. Langsam mit dem Rad um die Kurve fahren. Und diese in den Matsch gefahrenen und in der folgenden Nacht gefrorenen Rinnen auf dem Radweg erst! Nicht bremsen, und bloss nicht zu langsam fahren! Wenn nicht gar sowieso mal wieder alle Bremsen über Nacht eingefroren sind. Und vergiss nicht, letztes Jahr bist du zu Fuss unterwegs andauernd hingefallen, mit dem Rad nicht! *seeeuuufz* Ich will einen ordentlichen Winter! Wo der Schnee von November bis März nicht ein einziges Mal antaut. Wo es wirklich nur schneit und nicht doch mal ein paar Stunden regnet zur Abwechslung. Wo es trocken ist und ich nicht andauernd mein Fahrrad enteisen muss. Und wo ich nicht andauernd auf der Strasse rumrutsche. Ich zieh’ nach Oulu! Mindestens! ;-)
Bin ich unbescheiden? Wenn ich mir draussen die Bäume anschaue, die unter der dicken Schneeschicht aussehen wie im Märchenwald, dann fürchte ich, ja…
Und dann wollte ich noch festgehalten haben, dass wir J-FIs Reifenwechsel-Termin schon letzte Woche gemacht haben. (Das ist auch so was, J-FI mit seinen dreiunddreissig verschiedenen Reifen…! Na gut, drei Reifensätze. Letztes Jahr liessen wir ihm im August die Winterreifen aufziehen, sehr zur Erheiterung des Jenaer Reifenmeisters, weil wir wussten, dass wir bis mindestens Ende Oktober mit ihm in Finnland sein würden und den Platz im Auto für wahrlich dringendere Sachen brauchten als für einen Ersatz-Satz Reifen. Allerdings haben wir dann in Finnland ziemlich schnell beschlossen, dass es ohne Spikereifen auf den finnischen Strassen wohl nicht gehen würde. Also kauften wir uns Spikereifen, liessen sie montieren, und fuhren im Dezember damit auf den Felgen und den normalen Winterreifen im Kofferraum, zurück nach Deutschland. (Die Polizei hat uns damit glücklicherweise nicht über die Strassen rasseln hören.) Die normalen Winterreifen brachten wir zum Einlagern zu Vidals Eltern, und die Sommereifen schickten wir mit unseren restlichen Sachen mit der Spedition nach Turku. So weit so gut. Was aber tun, wenn man im Oktober zwar nach Mitteleuropa, aber ins Gebirge fährt? Und weiss, dass, wenn man Anfang November zurückkommt, die 140 km finnische Landstrasse bis nach Hause sehr wohl unter einer Schnee- und Eisschicht stecken könnte? Winterreifen wär’n praktisch, jawoll, denn mit Spikereifen sollte man nun wirklich nicht auf Verdacht und schon gar nicht reichlich 2000 km durch Mitteleuropa, wo sie verboten sind, fahren. Aber selbst wenn man die Winterreifen zurückholen und draufziehen würde, dann müsste man ja die Sommerreifen in den Kofferraum… und die Winterreifen auch noch irgendwohin in Turku… Hilfe, nein! Dann doch lieber auf gutes Wetter vertrauen. Und gutes Wetter bekommen. Aber jetzt war es an der Zeit.) Als wir ihn heute früh hinbrachten, sagte uns der Meister, er würde uns anrufen, wenn wir das Auto wieder abholen können. Nachdem wir den ganzen Tag vergeblich auf einen Anruf gewartet hatten, machten wir uns abends einfach auf Verdacht auf den Weg. J-FI war fertig, aber als wir uns da umguckten, wussten wir, warum wir keinen Anruf bekommen hatten: die hatten einfach keine Zeit für so was! Drei Autos waren drin aufgebockt, ein Pakettiauto stand draussen auf einem gigantischen Wagenheber, zehn Blaumänner sprangen um die Autos herum und jonglierten mit Reifen, Felgen, Radkappen. Draussen standen noch mehr Autos. Man soll sich aber auch keinen Termin geben lassen zum Reifenwechseln an dem Tag, an dem es zum ersten Mal schneit!!! *klackerklackerklacker* sind wir davongefahren und haben uns über die verschneiten Strassen gefreut. Waren noch in Kaarina bei BILTEMA und, wenn’s schon einmal am Weg liegt, im Kaarinaer LIDL, und Vidal war hundekaputt weil anginakrank, aber denkt ihr vielleicht, der hat mich fahren lassen?! Nee, das lässt man sich natürlich nicht entgehen, wo das Fahren endlich wieder Spass macht!