Eigentlich weiss ich ja, dass man auch mal Pause machen muss… nicht sechs Wochen durcharbeiten, dann eine Woche lang einen Umzug organisieren und sich dann gleich wieder in die Arbeit stürzen… Nun hat’s mich so richtig erwischt – die letzten beiden Tage hatte ich so schlimm Halsschmerzen und so viel Husten, dass es mich richtig niedergestreckt hat und ich kaum aus dem Bett rausgekommen bin. (Mittlerweile habe ich sogar Muskelkater vom Husten…)
Zum Glück ist es erst Sonntagabend so richtig schlimm geworden, denn am Wochenende hatten wir Besuch von Ines und Sven und dem Herrn Kekkonen. Der ist immer noch gaaaaanz süss, obwohl er inzwischen ein riesiges Stück gewachsen ist. (Soooo riesig, wie ihn die ganzen Finnen finden, ist er aber nicht, ich finde, er ist ein ganz normaler Meerschweinmann!) Am liebsten hätten wir die ganze Zeit nur unsere Schweinchen beobachtet. Es war äusserst interessant: Wir haben zunächst die zwei Käfige mit offenen Türen nebeneinander gestellt. Und, nicht zu glauben – meine zwei Schwarzen trauen sich ja in der neuen Wohnung nie von allein aus ihrem Käfig raus, aber schon nach fünf Minuten sass Vaatanen in Kekkonens Käfig. Und der als so asozial verschrieene Kekkonen hat das auch ohne weiteres toleriert. Mehr noch, wir hatten den Eindruck, die beiden sind gleich richtig dicke Freunde geworden. Immer wenn Vaatanen in seinen eigenen Käfig zurückgegangen ist, ist Kekkonen hinterhergekommen. Nur Ronkainen hat sich ein bisschen stinkig aufgeführt, der war wahrscheinlich eifersüchtig. Sonntagabend hatten sie sich dann aber alle drei friedlich vereint in Kekkonens Käfig zum Schlafen gelegt. Soooo süss!
Nun liege ich zu Hause im Bett und schaue dem Ahorn vorm Fenster beim Gelbwerden zu.
Eigentlich sollte ich an einem ausführlichen Plan für meine Doktorarbeit arbeiten, hier wird zum ersten Mal von mir erwartet, dass ich mir vorher einen richtigen background ausarbeite, in den dann meine Teilexperimente passen sollen. Einen Vortrag soll ich auch in vier Wochen schon halten. *bäh* *nichwill* Dann müssten wir auch endlich anfangen mit Fangen, vorher müssen wir aber noch ein paar Sachen klären wegen der Markierung. Wir brauchen eine Markierungsmethode, die erstens erlaubt ist (also kein toe clipping), zweitens nicht zu teuer ist (also keine Transponder), drittens haltbar genug ist, um über den Winter zu halten (also keine Ohrmarken), und die viertens auch noch halbwegs praktikabel sein sollte im Freiland. So sind wir jetzt bei einer neuen Zehentätowierungsmethode gelandet, die wir aber erstmal üben müssen. Hier gibt’s ein Mäuselabor, die haben das schon mal gemacht und uns versprochen, es uns zu zeigen, aber Mikael hat’s irgendwie immer noch nicht gebacken gekriegt, mit denen einen Termin zu machen… Ansonsten wurde ich beauftragt, diverse Methodenbücher zu lesen, hier muss man nämlich auch so schöne Sachen wie „Buchexamen“ für seine Doktorarbeit machen, und Erkki meinte, damit könne ich ja diesen Herbst schon mal anfangen. Recht hat er ja, aber…
Ansonsten schalte ich langsam auf mein „finnisches Leben“ um. Ich hab sogar schon angefangen, ernsthaft Sport zu treiben. Eigentlich wollte ich mich diesem Sportfanatismus der Finnen ja entziehen – bis ich entdeckt habe, dass es hier einen Studenten- Orientierungslaufverein gibt, und da ich das ja schon lange, lange endlich mal wieder machen wollte… Letzte Woche war ich zum ersten Mal da, da gab es so einen kleinen Wettkampf „just for fun“. Zum Beispiel gewinnt nicht der Schnellste. Sondern, man sagt vorher, was man denkt, wieviel Zeit man braucht, und wer dann am wenigsten von seiner geschätzten Zeit abweicht, bekommt die meisten Punkte. Und dann bekommt man so fiese Karten, auf denen die Hälfte fehlt. Und die Kontrollpunkte sind nicht wie üblich gross rot-weiss markiert, sondern es ist ein bisschen wie Ostereiersuchen nach dem Kontrollgerät. Derzeit, als ich als Teenager in der der DDR OL-Wettkämpfe mitgemacht habe, bekam man noch eine Kontrollkarte in die Hand gedrückt, und an den Kontrollpunkten hingen Zangen, und man hat dann einfach dort ein Muster in seine Kontrollkarte gelocht. Heutigentags geht das alles high-technisch: man hat so ne Art Chip, und an jedem Kontrollpunkt hält man den an so ein kleines Gerät, und hinterher wird das direkt am Laptop ausgelesen und man kann sämtlichen Schnickschnack berechnen. *staun* Zwei Erkenntnisse habe ich auch gehabt: 1. Ich mach das jetzt weiter. Es ist der schönste Sport der Welt! 2. Ich bin eine deutsche Sportniete. Keine Chance gegen dreimal die Woche joggende Finnen! ;-) Ich hatte fürchterlichen Muskelkater! (Und das wegen 3 Kilometern rennen!!!!!!!) Aber was nicht ist kann ja noch werden. Immerhin hab ich ja jetzt drei Jahre Zeit! :-)
Ausserdem habe ich angefangen, einen Finnischkurs zu machen. Eigentlich hab ich mich sehr darauf gefreut, weil ich endlich die Grammtik mal richtig von Grund auf lernen wollte. Aber es ist soooooo langweilig! So Hörübungen wie: „Matti steht halb acht auf. Dann isst er Frühstück. Er isst Butterbrot mit Käse und trinkt eine Tasse Kaffee…“ …! *stöhn* Letzte Woche musste ich mich outen, dass ich als einzige nicht die fünf Typen finnischer Verben kenne. (Ich bin gleich in den Level-2-Kurs gegangen.) „Wieso denn nicht?“ *nerv* Hab ich nicht schon dreimal erklären müssen, wie und wo ich Finnisch gelernt habe?! Ausserdem ist unsere Lehrerin so eine typische Sprachlehererin, immer nach dem Motto: „Wenn ihr das jetzt nicht perfekt lernt, werden euch die Leute nie verstehen!“ HAHA! Ich hab Sehnsucht nach meinem Lieblingsfinnen!