Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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neljäsataakaksikymmentäkaksi

Manchmal gehe ich, wenn ich Hortkinder abholen gehe, auf dem Weg noch schnell irgendwelche Besorgungen machen. Das Beste daran ist, dass ich dann zwar den einen oder anderen kleinen Umweg laufen muss, aber nicht fünfmal in der Woche, manchmal zweimal am Tag, den gleichen Weg. (Obwohl, der Weg ändert sich ja auch ganz ohne mein Zutun andauernd…)

Oft nehme ich dann den kürzesten Weg über den Schulhof der schwedischsprachigen Schule. Und dort stand, zumindest als ich monatelang vergeblich nach der 420 Ausschau hielt, jeden Tag eine 422. Als ich dann endlich die 420 und kurz darauf die 421 gesehen hatte , war sie nicht mehr da, die 422. So ein Mist!, dachte ich. Bis letzte Woche. Da war sie wieder da.

Vielleicht war sie in Quarantäne. Kommt ja jetzt öfter mal vor.

Apropos. Vielleicht wird das mit dem Coronapass hier doch noch was. Letzten Mittwoch, als der Ähämann und ich schon wieder, wie die Kinder nicht müde wurden zu betonen, ins Kino gingen, mussten wir ganz unerwartet unsere Coronapässe vorzeigen. (Zum Glück sind die Finnen ein ehrliches Volk und es scheint bisher wirklich keine Notwendigkeit zu geben, zum QR-Code auch einen Ausweis vorzeigen zu müssen. Ich hatte nämlich nur mein Handy, meine Buskarte und meine Bankkarte dabei.) Und gestern Abend zum ersten Mal auch in einem Café. Und anders als am Helsinkier Hafen haben jetzt auch alle Lese-Apps.

Der war übrigens auch sehr schön, der finnische Film auf Somalisch.

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Kürzester Weg

Als ich neulich mit der zentralen Zahnarztterminvergabestelle der Stadt Turku telefonierte, um einen Kontrolltermin für den kleinen Herrn Maus zu vereinbaren, sagte die Frau am Telefon: „In eurem Nachbarstadtteil wäre ein Termin frei. Kommt ihr da hin?“

Meine freudige Antwort „Ich weiss zwar nicht genau, wo das da ist, denn da waren wir noch nie, aber hinkommen tun wir prima, das sind zehn Minuten von uns mit dem Rad durch den Wald!“ verwirrte sie offensichtlich ein wenig, denn sie erklärte nicht nur, dass sich der Zahnarzt in der dortigen Schule befände, sondern auch, dass man da hin auch recht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln käme.

In der Zeit, die wir von zu Hause bis zum Zahnarzt mit dem Rad brauchten, wären wir noch nicht mal bis zur Haltestelle der ersten von zwei benötigten Buslinien gelaufen gewesen.


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Das Unwort zum Sonntag

Beherbergungsverbot.

Beherbergungsverbot in Sachsen bis mindestens 12. Dezember. Adé, Erzgebirgsurlaub!

Es ist einerseits eine Erleichterung, denn angesichts der Hiobsbotschaften aus Deutschland war meine Vorfreude in den letzten Tage mehr und mehr Sorge gewichen: jetzt in eine Gegend fahren, in der die Inzidenz zehnmal so hoch ist wie hier, doppelt so hoch wie lange Zeit in Estland, als wir dachten, das sei nun wirklich unglaublich hoch und nicht mehr zu toppen? In eine Gegend fahren, in der keine Krankenhausbetten mehr frei sind für den Fall des Falles? Die Kinder ohne Not in ein… nun ja… Krisengebiet bringen? Sich vielleicht trotz Vorsicht und doppelter Impfung anstecken und dann nicht mehr nach Hause kommen, weil keiner in der Lage ist, tausend Kilometer Auto zu fahren? Die Grosseltern nicht ohne schlechtes Gewissen treffen zu können, weil man sie vielleicht doch anstecken könnte?

So gesehen ist es gut, dass uns die Entscheidung abgenommen wurde.

Aber. Wir hatten uns gefreut. Wir wären so gerne mal wieder auf einen Weihnachtsmarkt gegangen, zu einem deutschen Bäcker, in ein Eiscafé. Wir wären so gerne abends von Pyramide zu Pyramide gefahren. Wir hätten so gern Zeit mit Oma und Opa verbracht, die in einem Alter sind, in dem man besser jede Gelegenheit nutzt. Wir hatten eine ellenlange Einkaufsliste. Die Herren Maus hätten Omas und Opas noch super Fahrräder als Winterfahrräder bekommen. Und die 400 € für die Überfahrt von Trelleborg nach Rostock und zurück können wir nun vermutlich endgültig in den Wind schreiben.

Und das alles wegen der Arschkrampen von Impfverweigerern.

Man muss sich das mal vorstellen: als wir Ende April oder Anfang Mai beschlossen, unser bis zum Ende des Jahres umzubuchendes Fährticket vom Sommer 2020 für einen Adventsurlaub im Erzgebirge einzusetzen, hatten der Ähämann und ich noch nicht mal selbst einen Impftermin. Ob die Kinder bis Dezember geimpft sein könnten, stand auch noch in den Sternen. Wir aber waren zuversichtlich: bis Dezember wären, zumindest in Deutschland, so viele Leute geimpft, dass wir guten Gewissens mit ihnen hinfahren könnten.

Tja. Danke, ihr Vollidioten, die ihr lieber irgendwelchen Verschwörungstheorien Glauben schenkt als wissenschaftlichen Erkenntnissen! Vielleicht ist es gut, dass uns dann jetzt doch weiterhin 1500 km trennen.


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neljäsataakaksikymmentäyksi

Gestern war der Tag, für den ich Ski- und Schlittschuhringelpiez angeordnet hatte. Aus Gründen. Wenn es hier nämlich erstmal geschneit hat oder die Ferien zu nahe herangerückt sind, dann ist in den Läden nichts Gescheites mehr zu kriegen: man muss sich das hier mit Langlaufskiern vorstellen wie derzeit in Deutschland mit Fahrrädern. Und bis gestern hatten wir ja auch noch geglaubt, dass dieses Wochenende das letzte Wochenendende vor Weihnachten und unserem Lapplandurlaub wäre, an dem wir Zeit hätten, derlei Dinge zu erledigen.

Wir trugen also alle Skier, Skistöcke und die Kisten mit den Skischuhen und Schlittschuhen zum Anprobieren in die Wohnung und stellten fest: wenn wir die Dinge geschickt rotieren, braucht keiner neue Schlittschuhe, keiner neue Skistöcke, nur der kleine Herr Maus neue Skier und der grosse Herr Maus neue Skischuhe.

(Ich habe es schon letztes Jahr erwähnt: Weitergeben ist nicht so unkompliziert wie man denken würde, da das älteste Kind die kleinste Schuhgrösse hat und wir ausserdem Skier und Skischuhe mit zwei verschiedenen, untereinander nicht kompatiblen Bindungsarten besitzen.) Dafür können wir endlich ein Paar Schlittschuhe, ein Paar Skischuhe und ein Paar Skier weitergeben und haben somit zum ersten Mal, seit wir Kinder haben, nicht mehr Schlittschuhe / Skier / Skischuhe im Haus als Personen.)

Wir fuhren zuerst in den nächstgelegenen Supermarkt, um die neuen Skischuhe zu erstehen, und danach in den nächstgelegenen grossen Sportladen, um die neuen Skier zu erstehen. Beides hätten wir eigentlich mit dem Fahrrad erledigt, wenn sich nicht knapp zwei Meter lange Skier so schlecht transportieren liessen auf dem Fahrrad. Aber so sahen wir immerhin auf den Parkplätzen beider (!) Läden eine 421.

Das Fräulein Maus blieb zu Hause und sah sich die Weltmeisterschaft in ästhetischer Gruppengymnastik zu Ende an – wir sassen alle nicht ohne ein bisschen Wehmut vorm Fernseher; zumal zwei ehemalige Mannschaftskameradinnen des Fräulein Maus‘ dabeiwaren! – während sie nebenher die Wohnung auf vorweihnachtlichen Glanz brachte, damit wir sie nächstes Wochenende weihnachtlich schmücken können. Ich wusch mehrere Maschinen Wäsche, der Ähämann kochte, der kleine Herr Maus saugte Staub, der grosse Herr Maus telefonierte mit entfernter, aber nahestehender Verwandtschaft in des Ähämanns Heimatdorf, um sich ein Tortenrezept durchgeben zu lassen und dann eine verspätete Vatertags-Schneegestöbertorte zu backen. Das war eigentlich ein ganz gemütlicher Novembersamstag.

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Ein Kommentar

neljäsataakaksikymmentä

Am Mittwoch war ich spät dran.

Ich habe die ganze Woche mit einer Erkältung rumgekrepelt, weswegen ich, nachdem die Kinder aus dem Haus waren, nochmal ins Bett gekrochen war.

(Doppelt Geimpfte werden in Finnland nicht mehr getestet, wenn sie nicht nachweislich mit einem Coronainfizierten Kontakt hatten. Ich habe wenigstens einen Schnelltest zu Hause gemacht, bevor ich mich auf Arbeit zu fünfundzwanzig ungeimpften Kindern begeben habe. Aber wer sonst macht das schon? Auf eigene Kosten? Und nachdem die finnische Gesundheitsbehörde erst vor zwei Wochen in einer Pressekonferenz verkündet hat, Schnelltests taugen sowieso nichts? Schreien möchte man. Und sich und vor allem sein ungeimpftes Kind einigeln bis mindestens zum nächsten Sommer.)

Danach war ich ein bisschen langsam in die Gänge gekommen, und als ich dann endlich abfahrbereit war, warf sich der Ähämann noch Regenklamotten über und holte sein Fahrrad aus dem Schuppen, weil er gleich mitkommen und in der Stadt den Wocheneinkauf erledigen wollte.

Wir radelten wegen des wirklich ekligen Nieselregens schweigend und mit eingezogenen Köpfen nebeneinander her, und gerade, als ich gedacht hatte, dass es wirklich merkwürdig ist, dass ich schon seit über einem Monat keine 420 gesehen habe, da kam eine an uns vorbeigefahren. Ziemlich genau an der gleichen Stelle wie zweieinhalb Monate vorher das Wasserauto.

Dass ich ein bisschen später auf Arbeit kam, war gut so, denn mein Arbeitstag wurde noch lang. Nach Feierabend hatten die beste Chefin und ich noch ein Treffen mit dem Förderverein der Deutschklassen zwecks besserer Zusammenarbeit und gegenseitiger Werbung. Wir hatten einen Entwurf für einen Flyer dabei, den wir den Eltern der zukünftigen Sprachklässler*innen bei Gelegenheit in die Hand drücken möchten. Alle Anwesenden priesen die Idee und lächelten unbestimmt. Eine der Fördervereinsmütter schnappte sich den Zettel, hatte ihn in Nullkommanichts durchgelesen und sagte: „Ich hätte drei Verbesserungsvorschläge, hier, hier und hier, und zwar das, das und das.“ Das war eine ehemalige Kollegin des Ähämanns.

Wenn ich eins aus meinem alten Job vermisse, dann ist es dieser Blick fürs Wesentliche und die durch jahrelanges Paperschreiben geschulte Art, das Wesentliche auch ausdrücken zu können, unter Naturwissenschaftler*innen. Insbesondere, da ich jetzt in einem Umfeld arbeite, in dem es, um nur mal ein Beispiel zu nennen, fünf Sitzungen und drei Monate braucht, um sich auf ein Modell dringend neu anzuschaffender Stühle zu einigen.

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Finnische Wetterarten (12)

Heute: Vergessen-die-Sonnenbrille-abzunehmen-Wetter.

Häufige Wetterart von Mitte Oktober bis endlich Schnee liegt.

Wie wir denn mit dem langen, dunklen Winter zurechtkämen, ist eine der uns am häufigsten gestellten Fragen.

Dass die Sonne spät auf- und früh wieder untergeht, ist dabei nicht das Problem. (Ich käme mit der Dunkelheit auch noch viel besser zurecht, wenn es nicht so viele überflüssige Strassenbeleuchtung gäbe und nicht alle Nachbarn ab Mitte Oktober Lichterketten über ihre Bäume und Gartenzäune hängen würden.) Sondern eher, dass es an manchen Tagen auch zwischen Sonnenauf- und -untergang gar nicht erst richtig hell wird.

Die Sonne steht so niedrig, dass sie, wenn es bewölkt ist, nicht viel ausrichten kann. Seit ich Brille trage, ist es tasächlich schon mehrmals vorgekommen, dass ich mich erstmal vergewissert habe, dass ich wirklich die normale und nicht die Sonnenbrille aufhabe. Denn genau so fühlt es sich an: als hätte man aus Versehen den ganzen Tag die Sonnenbrille auf, obwohl die Sonne gar nicht scheint.

Die Wetterlage geht einher mit Müdigkeit – ich gehe derzeit kurz nach neun ins Bett, damit ich es schaffe, am nächsten Tag kurz nach sechs aufzustehen, und trotzdem gähne ich den ganzen Tag – und mit Hunger. Kein Appetit auf Ungesundes wie Chips oder Schokolade, sondern echter Hunger auf Brot oder eine warme Mahlzeit. Ich finde das sehr spannend, dass mir mein Körper auch in unserer Zeit, in der an Essen, Wärme und Licht zu keiner Jahreszeit Mangel herrscht, noch sagt: du musst dir jetzt Winterspeck anfressen!

Winterschlaf fände ich auch sehr verlockend. Aber vielleicht schneit’s ja bald. Das möchte ich nicht verpassen. Und sobald Schnee liegt, haben die Tage auch kein Verdunkelungsglas mehr vorgeschoben.

[Finnische Wetterarten 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11]


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Moskau – Murmansk

Um beim Thema Zugfahren zu bleiben: der Ähämann und ich waren vorgestern seit ewig mal wieder im Kino.

Die Finnen haben die Pandemie offenbar genutzt, um jede Menge Filme zu drehen. Im Fall von „Abteil Nr. 6“ ist jedenfalls etwas sehr Schönes dabei herausgekommen.

Viel besser übrigens als der gleichnamige Roman von Rosa Liksom, der in sich die Düsternis finnischer Literatur und die nicht zu Ende gebrachten Handlungen von Kurzgeschichten vereint. (Merke: Filme, die etwas mit Murmansk zu tun haben, sind besser als die ihnen zugrundeliegenden Bücher. Obwohl es ja üblicherweise andersrum ist.)

Und ja, in einem finnischen Film ist es durchaus möglich, dass ausschliesslich Russisch gesprochen wird.

(Mittlerweile können wir ja die finnischen Untertitel problemos lesen. Nicht wie 2004, als wir dachten, wir gucken uns mal einen deutschen Film an, und dann die Wahl hatten zwischen gesprochenem Türkisch und finnischen Untertiteln, um die Handlung zu verstehen.)

Im nächsten finnischen Film, den wir uns angucken wollen, wird übrigens Somalisch gesprochen werden.


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Mit dem Zug durchs Baltikum, Tag 10: Tallinn-Turku

Letzter Ferienmorgen.

Die Sonne lachte auch wieder, und nichts und niemand machte uns den Abschied leicht. Seufz.

Der Weg zum Hafen führte uns nicht nochmal durch die Altstadt, wohl aber an einem Laden vorbei, in dem wir schnell noch einen Miniproviant für die Zugfahrt von Helsinki nach Turku kauften: Quarkriegel, Nurr-Schokolade, Milchreis. Oh, und den schon in Valga besorgten und inzwischen schon wieder dezimierten kleinen Vorrat an Rhabarberlimonade konnten wir auch nochmal aufstocken! „Nimm noch eine!“, sagte der kleine Herr Maus, „Ich kriege die schon fort. Ja, auch zwei. Nein, pack mir ruhig vier Stück in den Rucksack. Ja, wirklich! Ich schaffe das!“

Beladen wankten wir Richtung Hafen.

Noch vor dem Terminal bekam ich – man mag es meinem Gesichtsausdruck ansehen – angesichts der Massen an rollkoffer- und bierwägelchenziehenden Herbstferienrückreisenden die Krise. Ich mag ja im Allgemeinen meine selbstgewählten Landsleute sehr, aber bei den Kreuzfahrern hört es echt auf.

In weiser Vorraussicht hatten wir auch für die Rückfahrt Buffet gebucht, so hatten wir nicht nur einen bequemen Sitzplatz, gutes Essen und beste Aussicht, sondern auch unsere Ruhe. Im Buffetrestaurant sitzen üblicherweise nur die Leute die Fahrzeit ab, die nicht noch schnell billigen Alkohol shoppen oder eine Runde Karaoke singen müssen.

Wehmütig schauten wir auf das sich entfernende Tallinn. Tschüss Baltikum! Das waren sicher die besten Herbstferien, die wir jemals hatten!

In Helsinki am Hafen gibt es für die Zu-Fuss-Passagiere neuerdings ein sogenanntes Ampelsystem: zweitausend Leute müssen sich in die richtige Schlange einreihen. Grün ist für die Passagiere, die eine Kreuzfahrt ohne Landgang gemacht haben – Corona ist ja immer noch nur ein Problem des Auslands –  gelb für die, die nachweisen können, dass sie voll geimpft oder genesen sind, und rot ist für alle anderen. Wir reihten uns also brav in die gelbe Schlange ein, vier Handys mit den entsprechenden QR-Codes gezückt.

Nun ist es hier ja so, dass es schon viele Jahre eine digitale Patientenakte gibt, in die man sich einloggen kann, um seine Laborergebnisse, Arztberichte und Rezepte einzusehen, Rezepte verlängern zu lassen oder zu prüfen, welche Impfungen wann aufgefrischt werden müssten. Dort findet sich neuerdings auch der EU-Coronapass. Als PDF. Das kann man sich herunterladen, ausdrucken und bei seinen Pässen liegen haben (wie wir) oder wahlweise auch die QR-Codes ausschneiden und in sein Reisetagebuch kleben (wie wir) – aber was man nicht kann, ist, den QR-Code zeitgemäss und leicht vorzeig- und prüfbar in irgendeine finnische App laden. (Man könne ja einen Screenshot machen und den bei Bedarf vorzeigen.) Wir verwenden deshalb die Corona-Warn-App vom Robert-Koch-Institut. Das war weder in Lettland noch in Litauen noch auf dem Rückweg in Estland, wo inzwischen die Coronaregeln auch verschärft worden waren, ein Problem: unser finnischer Code in der deutschen App war wunderbar mit den lettischen / litauischen / estnischen Coronapass-Lese-Apps lesbar.  Aber dann standen wir da in Helsinki am Hafen in der gelben Schlange, und die Frau, die die Coronapässe kontrollieren sollte, guckte hilflos auf meinen QR-Code und fragte dann, ob ich mal ein bisschen runterscrollen könne. Die sollte Coronapässe kontrollieren und hatte keine Lese-App…!

Ich blätterte der Frau – wegen der grünen Schlange sowieso schon auf Krawall gebürstet – unseren Stapel ausgedruckter Impfzertifikate samt unserer Reisepässe auf den Schreibtisch, durch den sie sich dann die nächsten drei Minute suchte, nicht ohne uns ausführlich zu loben, wie toll wir die Dokumente zusammengestellt hätten, und uns einen schönen Urlaub – nichts liegt natürlich näher bei fünf untereinander deutsch sprechenden Personen mit finnischen Pässen und finnischen Impfzertifikaten, die ausserdem wenngleich nicht fehlerfrei, so doch fliessend auf Finnisch kommunizieren – zu wünschen. Danke, ihr mich auch.

Während unserer Herbstferienwoche hat Finnland übrigens auch schnell den Coronapass durchs Parlament gejagt. Wir hatten allerdings zu viel erwartet, als wir dachten, wir könnten uns jetzt in Restaurants und Cafés und auf Veranstaltungen ähnlich sicher fühlen wie während unserer Reise: in Finnland gilt der Coronapass nur als Ersatz für Einschränkungen. Wenn irgendwo aufgrund der Coronalage die Bars nur bis 23 Uhr geöffnet haben, dann darf man eine Bar bis 23 Uhr ohne Coronapass besuchen, muss ihn aber vorzeigen, wenn man erst nach 23 Uhr kommt oder länger als bis 23 Uhr bleiben will.

Es ist ein Wunder, dass mir die Augen vom vielen Rollen noch nicht rausgefallen sind.

Jedenfalls liess man uns wieder ins Land, und nach einer Viertelstunde mit der Strassenbahn, einer Stunde Wartezeit am Helsinkier Bahnhof, zwei Stunden mit dem Zug und sechs weiteren Kapiteln „Herr der Diebe“ waren wir wieder in Turku. Wir verliessen den Zug etwas überstürzt, weil uns erst kurz vor Ankunft aufging – wir sind wirklich schon sehr lange nicht mehr Zug gefahren – dass Turku auf der Strecke ja zwei Bahnhöfe hat  und wir vom ersten aus viel schneller an der Bushaltestelle wären und sicher auch noch einen Bus eher schaffen würden. Kurz nach acht waren wir wieder zu Hause.

„Ich bin traurig, dass der Urlaub schon vorbei ist“, sagte der kleine Herr Maus eine Stunde später beim Zubettgehen.

Das waren wir alle.

***

Epilog.

Montagmorgen. „Mama, mein Rucksack ist so leicht!“ „Hast du was vergessen?“ „Weiss nicht.“ „Hast du dein iPad?“ „Ja.“ „Hast du geguckt, dass du wirklich alle Bücher dabei hast?“ „Ja.“ „Dann weiss ich auch nicht.“ „Weisst du was, Mama? Der fühlt sich so leicht an, weil ich mich jetzt an den schweren Rucksack gewöhnt hatte!“

Šiauliai!

***
Tag 1: Turku-Tallinn
Tag 2: Tallinn-Riga
Tag 3: Riga-Šiauliai
Tag 4: Šiauliai-Vilnius
Tag 5: Vilnius
Tag 6: Vilnius
Tag 7: Vilnius-Riga
Tag 8: Riga
Tag 9: Riga-Tallinn
Tag 10: Tallinn-Turku


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Mit dem Zug durchs Baltikum, Tag 9: Riga-Tallinn

Tag 9 war der einzige Ferientag, an dem wir uns den Wecker stellen mussten. Er klingelte um acht.

Draussen vor den Fenstern machte uns Riga den Abschied schwer. Der Dom leuchtete im Morgenlicht, und die Tauben übten Formationsflug.

Nach dem Frühstück machten wir uns durch schmale Gassen, in die die tiefstehende Sonne fiel, und durch immer noch bunte Parks auf den Weg zum Bahnhof.

Bevor wir uns auf den Bahnsteig begaben, statteten wir noch dem Supermarkt im Einkaufszentrum neben dem Bahnhof einen Besuch ab für einen letzten unbedingt in Lettland zu tätigenden Einkauf.

Es ist nämlich so: im Sommer, an unserem letzten Tag in Riga, als wir abends noch in Jūrmala am Strand waren, mussten wir auf der Rückfahrt noch einen Supermarkt aufsuchen, weil uns Brot und Butter ausgegangen waren. Es war der erste grössere Supermarkt, in dem wir in Lettland einkaufen gingen – vorher hatten wir in Riga nur in einem kleinen Laden um die Ecke  das Nötigste eingekauft – und wir stellten fest, dass er eine beeindruckende Bierabteilung besass. Lauter verschiedene Biere mit lauter verschiedenen schönen Kronkorken! Da ich seit meiner Kindheit, seit es in der Slowakei in den 1980er Jahren schon Limo mit bedruckten Kronkorken gab, Kronkorken sammele, füllte sich der Einkaufskorb recht schnell mit recht vielen Flaschen Bier. Ist ja auch egal, ob wir nun lettisches oder estnisches Bier mit nach Finnland nehmen, dachten wir. (Nur dass wir welches mitnehmen mussten, war ohnehin klar: nicht nur wegen des Preises und des Geschmacks, sondern auch, weil es in Finnland eigentlich nur noch Bier in Dosen gibt. Und Bier in Dosen geht einfach nicht!) Jedenfalls. Zurück in Finnland seufzten wir bei jeder Flasche, die wir aufmachten: „Das lettische Bier ist sooo gut! Das ist das beste Bier, das wir seit langem getrunken haben…!“

Es war also klar, dass wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen konnten. Drei Kilo Honig hatten wir schon im Rucksack. Wenn der Ähämann und ich jeder noch drei Flaschen lettisches Bier nähmen? Oder vier? Ach komm, das kriegen wir schon fort!

Dann bestiegen wir wieder einen lila-gelben Rumpelzug, und dann fuhren wir drei Stunden lang auf goldenen Schienen durch goldene Landschaft wieder zurück zum Grenzbahnhof in Valga.

In Valga gab’s diesmal auf dem Bahnhof ein Wahllokal. Die Esten dürfen ganz offensichtlich ebenso wie wir in Finnland vorwählen, denn der eigentliche Wahltag war ja erst einen Tag später.

Zunächst suchte ein Teil der Familie das Bahnhofsklo auf – die Toiletten in den Zügen waren in den allermeisten Fällen wirklich etwas, was man nur im allerallerhöchsten Notfall benutzt hätte; der kleine Herr Maus hatte sich sogar schon einen Notfallplan, der die Zuhilfenahme einer leeren Limoflasche einschloss, zurechtgelegt – wo man für 20 cent nicht nur ein sauberes Klo und ein Waschbecken mit warmem Wasser und Seife benutzen kann, sondern wo auch, wie vor einer Woche schon, ein Strauss frischer Herbstastern auf dem Fensterbrett stand.

Diesmal hatten wir vier Stunden Aufenthalt in Valga.

Zum Glück fanden wir ein Restaurant, das am Wochenende geöffnet hat und in dem wir vielleicht das beste Essen der ganzen Reise assen. Nachtisch kauften wir später im Supermarkt, vor dem wir ausserdem noch jeder einen Reflektor als Wahlwerbung für Valgas junge Bürgermeisterin in die Hand gedrückt bekamen. Wir laufen jetzt unter Anderem mit sehr authentischen Valga-Souveniers durch die Dunkelheit.

Und dann standen wir, genau eine Woche später, wieder auf dem gleichen Bahnsteig, und diesmal fiel es schwer, in den richtigen Zug, den orangen mit dem Namen, zu steigen. Lieber wären wir mit dem lila-gelben zurück nach Riga gefahren und hätten die Reise nochmal von vorn gemacht.

Leider war es dann die meiste Zeit der dreieinhalbstündigen Fahrt nach Tallinn finster, aber im Zug kann man ja lesen. Und vorlesen.

Genau, als wir in Tallinn ankamen, fing es an, erst nur ein bisschen zu tröpfeln, dann wie aus Kübeln zu schütten, später auch zu hageln (Aua!), und hörte genau dann wieder auf, als wir zwanzig Minuten später durchgeweicht – keiner hatte Lust gehabt, wegen so einem… äh… Schauer die Regensachen aus den Rucksäcken zu zerren – in unserer Ferienwohnung ankamen.

Das war leider kein gemütlicher Spaziergang durch die abendlichen Altstadtgassen. Aber egal. Tallinn ist immer schön. Immerimmerimmer.

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Tag 1: Turku-Tallinn
Tag 2: Tallinn-Riga
Tag 3: Riga-Šiauliai
Tag 4: Šiauliai-Vilnius
Tag 5: Vilnius
Tag 6: Vilnius
Tag 7: Vilnius-Riga
Tag 8: Riga
Tag 9: Riga-Tallinn
Tag 10: Tallinn-Turku