Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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“Joulupuu on rakennettu…“

Nicht in jeder finnischen Stadt wird die Weihnachtszeit zwei Wochen vorfristig und mit Feuerwerk eingeläutet.

In Turku werden am Samstag vor dem ersten Advent feierlich die Kerzen des grossen Weihnachtsbaums vor dem Dom entzündet. Nachdem die Zeremonie im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs ein wenig ausgeufert und letztes Jahr komplett ausgefallen war, war es dieses Jahr wieder ganz besonders schön:

Die Kindergärten organisierten einen Wichtel-Laternenumzug am Fluss entlang zum Dom – vorbei an kleinen winkenden Schneemännern, kleinen turnenden Eisbären, kleinen fleissigen Wichteln und kleinen singenden Lappenkindern – die Kirche das eigentliche Eröffnungszeremoniell. Der Weihnachtsmann war da, ein paar seiner Wichtel, ein Gruppe Kirchenmäuse, ein Chor sang, die Domdohle und die Kirchenmaus moderierten.

Und als die 713 Glühbirnen an der riesigen Fichte funkelten, sangen wir lauthals beide Weihnachtsbaumlieder – das deutsche und das finnische – mit.

Hinterher wurden alle zu einer kleinen Schatzsuche und zum Aufwärmen in den Dom eingeladen. Und das war auch bitter nötig, das Aufwärmen.

(Nicht hingehen sollte man mit drei übermüdeten Kindern: einem kleinen Herrn Maus, der keinen Mittagsschlaf gemacht hatte, einem grossen Herrn Maus, der früh halb sieben aufgestanden war, und einem Fräulein Maus, das die Nacht vorher anlässlich der Radionacht mit ihrer Deutschklasse aushäusig geschlafen verbracht hatte. Das war fast noch schlimmer als beim Martinsumzug.)


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Gedankenlesen

”Mama, weisst du, was für einen Adventskalender ich mir wünsche?“ fragt der grosse Herr Maus. „Einen mit einem grossen Weihnachtsbaum drauf!“ Mir wird kurz heiss. „Na hoffentlich wissen das die Wichtel auch…“ antworte ich vorsichtig. „Doch, das wissen die ganz bestimmt!“ behauptet der grosse Herr Maus. „Weisst du noch, als ich mir einen Adventskalender mit einem Haus, wo man die Fenster aufmachen kann, gewünscht habe, da habe ich den auch bekommen!“ Weiss ich noch. Notfalls muss ich mich noch auf die Suche machen nach einem Adventskalender mit Weihnachtsbaum drauf, denke ich. Und dann bekommt eben der kleine Herr Maus den, den ich eigentlich dem grossen Herrn Maus zugedacht hatte. Aber erstmal gucke ich nochmal nach, was nun eigentlich genau auf dem Kalender zu sehen ist, den ich da bestellt habe. Puh. Glück gehabt.

Mit den Weihnachtswünschen ist es übrigens ähnlich schwierig.
Wunschzettel werden bei uns nicht vor dem ersten Advent gemalt, weil erst in der Adventszeit die Wichtel nachts kommen und sie heimlich abholen. Allerdings wird es mit der Erfüllung bestimmter Herzenswünsche dann oft knapp. Also fühle ich manchmal schon ein bisschen vor. Das Fräulein Maus wünscht sich also dieses Jahr eine neue Lampe für den Badspiegel im Puppenhaus. (Und es glaubt ja keiner, wie schwierig dieser bescheidene Wunsch zu erfüllen ist…!) Der kleine Herr Maus wünscht sich heute eine Feuerwehr, morgen eine Tafel Schokolade, übermorgen eine Haarspange… ich glaube, der freut sich über alles. Und der grosse Herr Maus, der wünscht sich „Einfach was ganz Schönes!“ Der Weihnachtsmann würde schon wissen. Denn als er sich die Schneekugel mit dem Zug drin gewünscht hätte, so eine, wie er mal im Kaufhaus gesehen hat, da hätte er ja auch eine noch viel schönere bekommen als er sich gewünscht hat.
Das wird noch interessant werden.

(Finnische Kinder bekommen ja einfach die ab Mitte Oktober reichlich per Post eintrudelnden Spielzeugkataloge vorgelegt und kreuzen darin ihre Wünsche an oder übertragen sie auf die beigelegten Wunschzettelvordrucke. Das wär‘ mal einfach…!)


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Terminflut

Neulich habe ich zum ersten Mal einen Kindertermin glatt vergessen.

Das Fräulein Maus hat montags Deutschunterricht, dienstags Musikschule, mittwochs und sonntags Training. Der grosse Herr Maus hat mittwochs Musikschule. (Der kleine Herr Maus hat zum Glück noch nichts. Dabei würde er auch gern hüpfen Sport machen oder lauthals singen in die Musikschule gehen. Nächstes Jahr dann. Vielleicht.) Das sind die regulären Dinge.

Aber all die Zettel, Briefe, SMSe und Wilma-Nachrichten, die dann zusätzlich noch eintrudeln: Der kleine Herr Maus hat Spieleabend im Kindergarten. Das Fräulein Maus Trainingslager. Statt normaler Musikschule diese Woche Konzert. Das Fräulein Maus soll doch mal zum Schulfreund spielen kommen. Der kleine Herr Maus muss zum Zahnarzt. Und in die Neuvola. Und vorher muss sein FSME-Impfstoff aus der Apotheke geholt werden. Das Fräulein Maus ist zum Geburtstag eingeladen. Der grosse Herr Maus auch, eine Woche später. Deutsch fällt aus. Das Fräulein Maus hat Schwimmkurs und muss eine Stunde eher in der Schule sein. Der grosse Herr Maus hat Wandertag und soll Proviant mitbringen.

Und jetzt ist dann auch gleich noch Dezember, das Pendant zum Mai. (Man ersetze einfach „Frühlings-“ durch „Weihnachts-„.)

Für nächstes Jahr habe ich einen noch grösseren Familienplaner gekauft. Meine Gehirnkapazität ist restlos ausgeschöpft.


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sataneljäkymmentäviisi

Kurz nach drei. Das aus dem Hort heimkehrende Fräulein Maus ruft mich an, wie fast jeden Tag: „Mama, darf ich zu Nella / Aada / Maiju… gehen?“ „Du, heute ist schlecht. Wir wollen doch dann gleich ins Theater gehen!“

Ich pack dann auch mal meine Sachen zusammen und verpacke mich regenfest. Ab aufs Rad. Am Kindergarten erwarten mich draussen ein mit Sand paniertes Michelinmännchen (= der kleine Herr Maus in drei Schichten Draussenkleidung) und drinnen ein Rumpelstilzchen, das lieber noch spielen will (= der grosse Herr Maus). Ich suche Rucksäcke, Fahrradhelme, verkrustete Matschsachen und durchweichte Kleidungsstücke aus dem Trockenschrank zusammen, treibe den grossen Herrn Maus beim Anziehen an und schnalle den panierten kleinen Herrn Maus, der mir gern demonstrieren will, dass er sich unter dem Kindergartentor durchrobben kann, schon mal im Anhänger fest.

Ankunft zu Hause. Zwei Kinder abschnallen, zwei Rucksäcke ausladen. Das Fräulein Maus steht in der Tür: „Ich habe alle Hausaufgaben gemacht. Aber ich muss dir noch vorlesen!“ Der kleine Herr Maus will draussen bleiben. „Ich will mein Fahrrad! Aber mit Licht!“ „Aber nur kurz!“ Ich reiche ihm sein Laufrad, schalte Vorder- und Rücklicht ein und sehe einen glücklichen kleinen Herrn Maus Richtung Spielplatz davonrollern. Ich parke Fahrrad und Anhänger ein, abschliessen, Licht am Anhänger aus. „Darf ich einen Joghurt essen?“, fragt der grosse Herr Maus. Ausgezogen hat er noch kein einziges Kleidungsstück. Ich treibe ihn an. „Ich will auch einen Joghurt!“ ruft das Fräulein Maus. „Und Apfel!“ Beflissen wäscht sie schon mal zwei Äpfel ab. Immerhin. Der grosse Herr Maus schmeisst Fleecejacke und Halskrause auf das Schuhregal. „Grosser Herr Maus, nicht da hinschmeissen!“, mahne ich. Im Folgenden reicht er mir jedes Kleidungsstück zum Wegräumen, er kommt ja nicht an sein Fach. Ich habe noch nicht mal meinen Rucksack abgelegt. Bimbim, der kleine Herr Maus steht vor der Tür. „Ich komm‘ jetzt rein!“ Super. Ich muss nochmal Schuhe anziehen, um rauszugehen und sein Licht am Laufrad ausschalten. Dann schäle ich den kleinen Herrn Maus aus seinen sandpanierten Sachen und befördere selbige umgehend in die Waschmaschine. Auch die vom grossen Herrn Maus, die er am Vormittag im Kindergarten draussen anhatte. Aber die muss ich erst aus dem Rucksack holen. Waschmaschine an, Jacke aus. „Wann gibt’s denn nun endlich Joghurt?!“ ruft der grosse Herr Maus. „Warst du schon Händewaschen? Dann aber schnell!“ „Ich will auch Joghurt!“ kräht der kleine Herr Maus. Händewaschen mit dem kleinen Herrn Maus, dreimal Joghurt reichen. Die beiden grossen Mäusekinder sind so aufgedreht, dass es mit dem Essen eher nichts wird. „Hände und Schnute waschen!“ ordne ich an. „Und nochmal aufs Klo! Und dann anziehen!“ Ich verteile Theatergarderobe auf dem Flurfussboden. Der grosse Herr Maus und das Fräulein Maus ziehen sich an. Der kleine Herr Maus rast durch die Wohnung. Der Ähämann kommt mit dem frisch winterbereiften Herrn Picasso und lässt ihn gleich vor der Haustür stehen. Bimbim. Die Nachbarskinder klingeln. „Kommt das Fräulein Maus raus? Und die Jungs?“ Tür wieder zu. Schuhe an. Bimbim. Der Lieblings-Ex-Nachbar kommt, um unseren Herd abzuholen, den wir ihm vermacht haben. (Wenn wir das alles gewusst hätten, hätten wir ihn vor zwei Jahren gleich nur in die Nachbarwohnung gebracht, statt mit ihm umzuziehen und dann zwei Jahre im Luftschutzraum rumstehen zu lassen…) Die Kinder fallen ihm um den Hals. „Esa, guck mal…!“ „Esa, hör mal…!“ Der kleine Herr Maus muss nun auch noch angezogen werden, denn er will ja schliesslich mithelfen bei der Verladung des Herdes.

Fräulein Maus, grosser Herr Maus, einsteigen!“ ordne ich an. Die stehen unterdes mit den Nachbarskindern an der Ecke und kichern. „Einsteigen! Wir wollen doch nicht zu spät ins Theater kommen!“ Zwei Kinder festschnallen, einem Kind winken. Losfahren.

Puh. Zum Glück habe ich den Plan, mit dem Bus zu fahren, noch rechtzeitig aufgegeben. Auf dem Weg sehen wir die 145. Und pünktlich sind wir auch.

Was wir gesehen haben? ”Heinähattu und Vilttitossu” im Jungen Theater Turku. “Das war schön!” fand der grosse Herr Maus. “Ja,“ stimmte das Fräulein Maus zu, „fast wie im Theater für Erwachsene!“

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„Maus gebiert Kind auf fragwürdige Weise“

Als wir gestern Abend – statt Sandmännchen, denn sonntags kommt ja immer diese unsägliche Molly – alle gemeinsam die Maus ansahen, war mir gleich klar, aus welcher Ecke des Mütteruniversums Internets es Kritik daran hageln würde: da wurde nämlich eine Mutter gezeigt, die kauft ihrem Kind einen Kinderwagen (!), die bringt ihr Kind im Krankenhaus (!) zur Welt, im Liegen (!) überdies, und dann endet die Geburt auch noch mit einem Kaiserschnitt (!) – das ist doch einseitig, das ist doch nicht in Ordnung, da bleiben den Kindern doch vollkommen falsche Sachen in Erinnerung…!

Ich finde ja, wir Mütter könnten uns da mal ein bisschen locker machen, statt uns unsere Ansichten zum richtigen Gebären / Impfen / Ernähren… ständig um die Ohren zu hauen. Und stattdessen in so einem Fall vielleicht einfach mal auf unsere Kinder hören, wie die das denn empfinden. Denn für die war die Sendung ja gedacht, nicht wahr?

Was unsere Kinder an der Sendung am meisten beeindruckt hat, war ganz leicht herauszufinden: „Warum schreit der denn?“ fragte der kleine Herr Maus, als der kleine Junge im Film geboren war, und: „Hab‘ ich das auch so gemacht?“ Der grosse Herr Maus hingegen gluckste vergnügt: „Ich hab‘ der Mama auch in den Bauch gepullert!“, als ob das gerade die lustigste Sache der Welt wäre. Und das Fräulein Maus schickte nach der Sendung erst den Papa weg, um mich dann ganz im Vertrauen zu fragen, wo und wie sehr Wehen denn wehtäten.

Ich glaube nicht, dass sich Kinder besonders dafür interessieren, ob ein Baby nun zu Hause, im Geburtshaus oder im Krankenhaus geboren wird. Die wollen wissen, wie das Baby in den Bauch reingekommen ist – und wie es da wieder rauskommt. (Und ja, meine Kinder dürfen gern wissen, dass es ganz normal ist, dass manche Babys eben aus dem Bauch herausgeschnitten werden, weil auch bei einer Geburt Dinge schiefgehen können.) Ob die Frau während der Geburt herumläuft oder lieber liegt, ob sie mit Kabeln ans CTG angeschlossen wird oder ob die Hebamme mit dem Holzrohr die Herztöne abhört, ob das eine gut und das andere verdammungswürdig ist, das interessiert keinen Dreijährigen, keinen Fünfjährigen, und auch unsere Siebenjährige noch nicht. Das wird sie interessieren, wenn es für sie ein Thema werden wird – und ich vielleicht nicht mehr die Person sein werde, die sie danach fragen mag. Ich wünsche ihr dann von Herzen solche Wegbegleiterinnen, wie ich sie in den Frauen eines kleinen, altmodischen Babyforums gefunden habe: Frauen mit gesundem Menschenverstand, mit Erfahrungen, die sie gern zu teilen bereit sind – ohne zu missionieren, ohne zu bewerten.

Ich fand die Maus prima. Der Ähämann auch. Die Kinder auch. Sie erkannten vieles wieder. Auch wenn uns nie eine Hebamme zu Hause besucht hat. Auch wenn ich zu den Vorsorgeuntersuchungen nie zu einem Arzt gegangen bin. Kindern ist nämlich der Weg, die Art des Weges, nicht so wichtig. Sondern das Ziel. Dass da am Ende ein kleiner Junge geboren ist, der schreit.

„Wann hört der denn auf zu schreien?“ fragte der kleine Herr Maus mitfühlend. „Bei seiner Mama auf dem Bauch. Da fühlt er sich geborgen und sicher.“ So schlief der kleine Herr Maus dann gestern Abend ein: auf meinem Bauch liegend. ♥


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Novembersonne geniessen

Kleiner Herr Maus: ”Wo geh’n wir denn heute hin?”
Mama: „Ich weiss nicht. Wo möchtest du denn gerne hin?“
Kleiner Herr Maus: „Na, bisschen wandern vielleicht.“
Grosser Herr Maus: „Nein! Neeeeiiin! Ich will nicht raus! Ich bleib‘ zu Hause!“
Papa: „Aber wo doch die Sonne so schön scheint…!“
Fräulein Maus: „Ich wollte doch mit Mama zu dem Konzert gehen…“
Mama: „Ja, aber… wo doch die Sonne so schön scheint. Wenn wir zu dem Konzert gehen, können wir weder vorher noch hinterher raus, das ist zu einer ganz blöden Zeit…“
Grosser Herr Maus: „Ich will sowieso nicht raus!“
Kleiner Herr Maus: „Ich will nach Ruissalo!“
Papa: „Wir müssen aber irgendwohin, wo wir auch was essen können.“
Fräulein Maus: „Ich will zu dem Chinesen, da in dem Einkaufszentrum…“
Kleiner Herr Maus: „Ja, wo die Spielecke ist! Da will ich hin!“
Mama: „Da fahren wir aber besser mit dem Bus.“
Fräulein Maus: „Jaaa! Busfahr’n!“
Kleiner Herr Maus: „Ich will oben sitzen! Busfahr’n! Busfahr’n!“
Mama: „Nach Naantali?“
Papa: „Ja, gerne.“
Kleiner Herr Maus: „Nach Naantali! Darf ich meinen Emil mitnehmen?“
Fräulein Maus: „Ich nehm‘ auch die Ida mit!
Kleiner Herr Maus: „Aber erst in die Spielecke!“
Mama: „Ja, erst essen. Und dann fahren wir weiter und gehen ein bisschen am Meer entlang spazieren. In der Sonne.“
Grosser Herr Maus: „Nein! Ich mach‘ das nicht mit! Müssen wir denn immer wohin fahren?!“

Müssen wir. Vor allem, wenn im November die Sonne scheint.

(Unnötig zu erwähnen, dass der grosse Herr Maus dann der war, dem es am allerbesten gefallen hat.)


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Verlernt

Heute zum ersten Mal: alle drei Kinder – sehr aufgeregt, sehr quietschfidel, weil der kleinste Bruder, der ja quasi bei IKEA aufgewachsen ist, nun auch endlich darf – gemeinsam im Småland.

Der Ähämann und ich waren auch ganz aufgeregt: wir müssten nicht zielgerichtet in bestimmte Abteilungen rennen, sondern könnten seit sieben Jahren zum ersten Mal gemütlich durch die Möbelausstellung schlendern. Gucken und so. Ein Traum!

Nach einer halben Stunde waren wir durch. Die Kinder kamen nur widerwillig vorzeitig mit uns nach Hause.


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Gar nicht November

Dieses Jahr bin ich dem Kalender einen Monat hinterher.

Letztes Jahr war es genau umgekehrt: der August fühlte sich an wie September, der September wie Oktober, und als es Ende Oktober schneite, dachte ich: ach, passt schon, nächste Woche ist ja der 1. Advent.

Dieses Jahr habe ich mich zum ersten Mal richtig vor dem Herbst und dem langen Winter gefürchtet. Dabei mag ich den Winter sehr. Aber der ausgefallene vorletzte Sommer, gefolgt vom dunkelsten Winter aller Zeiten – das war zu viel, das hat mich traumatisiert.

Und dann kam dieser wunderbare, sonnige, warme, bunte Herbst. Jeder Sonnentag konnte der letzte sein, das hatte ich immer im Hinterkopf. Aber es kam immer noch einer, und noch einer. Ich fing sogar an, mich ganz leise auf den November zu freuen: Laternen in die Bäume zu hängen, die beleuchteten Tetrapak-Häuser wieder aufzustellen (und endlich noch die Kaffeesahnepackung mit dem quadratischen Grundriss zu einem kleinen Einfamilienhäuschen zu verarbeiten), aus unseren gesammelten Wachsresten endlich neue Kerzen zu giessen… dazu hatte ich plötzlich Lust nach den vielen hellen Wochen.

Aber das jetzt, das ist ja überhaupt kein richtiger November!

Immer noch scheint mindestens jeden zweiten Tag die Sonne. Sie geht spät auf, ja, und sie geht zeitig unter, ja, und sie steht dabei so tief, dass sie einem geradewegs und rechtwinklig in die Augen strahlt. Aber der blaue Himmel…! Und die Helligkeit…!

Natürlich gibt es auch dieses Jahr solche Novembertage, an denen die dicken Wolken so tief über den Dächern hängen, dass es den ganzen Tag nicht richtig hell wird. Tage, an denen man glaubt, statt Wasser käme schwarze Tinte vom Himmel geregnet.

Aber dann ist sie wieder da, die Sonne, am nächsten Tag, und die Leute laufen, ihre Gesichter der Sonne zugewandt, mit entrücktem Gesichtsausdruck durch die Strassen, und die Mütter schieben die Kinderwagen mit heruntergeklapptem Verdeck am Fluss entlang, damit die Sonne den schlafenden Kindern ein Küsschen auf die Pausbacken geben kann.

Es ist ganz und gar wunderbar.