Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Ein Weihnachtswunder

Als wir heute aufwachten, hatte der Regen, der die ganze Nacht gluckernd durch die Regenrinne gerauscht war, auch noch die allerletzten Schneereste weggespült.

Gegen Mittag mischten sich plötzlich einzelne weisse Klumpen in den Regen. Fünf Minuten später waren die Dächer, Wiesen und Bäume wieder weiss. Und als wir eine Stunde später am Weihnachtsbaumwald ankamen, hatte der sich in einen Märchenwald verwandelt.


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Was zum Advent dazugehört

Was ich in der Adventszeit vermisse: abends von Pyramide zu Pyramide zu fahren. Auf beschauliche Weihnachtsmärkte zu gehen. Weihnachtsberge anzugucken.

Was ich aber auch vermissen würde: gemeinsam Weihnachtslieder zu singen. Die Adventsandachten unter freiem Himmel und die kleinen mit Kerzen beleuchteten Pilgerwege.

Dieses Jahr bei -12 Grad und so viel Schnee, dass wir uns wie in Lappland fühlten.


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Unverhofft weihnachtlich

Der Ähämann war Freitagabend auf eine Weihnachtsfeierparty mit seiner Arbeitsgruppe eingeladen, und da es schon fast wieder drei Jahre her ist, dass wir anderen das letzte Mal in Tampere waren, kauften wir kurzentschlossen fünf Zugtickets und buchten eine Unterkunft für eine Nacht und fuhren Freitagabend alle gemeinsam hin.

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Ratikka.

Es gibt Städte, die beschliessen im Jahr 2016, eine Tiefgarage ins Stadtzentrum zu bauen, während andere Städte im gleichen Jahr beschliessen, eine Strassenbahn zu bauen.

Und während das eine Bauprojekt noch immer nicht abgeschlossen ist und da, wo es unter Zeitdruck zusammengepfuscht wurde, schon wieder nachgebessert werden muss, ist der erste Teil des anderen, der immerhin zwei Linien mit insgesamt 28 Haltestellen umfasst, schon seit anderthalb Jahren fertig und läuft tadellos. (Wenn nicht gerade mal wieder irgendein Bagger die Oberleitungen runtergerissen hat.)

Der Plan fürs Wochenende war klar: wir würden jeden Schritt, den wir mit der Ratikka fahren könnten, mit der Ratikka fahren. Wir kauften noch vom Zug aus fünf 24-Stunden-Tickets und stiegen direkt am Bahnhof in die erste ein.

Ich mag übrigens alles an ihr: die Farbe, die Vögel auf den Sitzbezügen, die Gedichte und Kurzgeschichten rund um die Fenster (für die eigens eine Schriftart, benannt nach der Endhaltestelle, an der sich auch das Strassenbahndepot befindet, entwickelt wurde), dass jede Bahn einen Namen hat und dass es eine Strassenbahn gibt, die abwechselnd von Künstlern gestaltet wird und zur Zeit mit Katzen herumfährt, und dass sie alle seit März vorn drauf eine Friedenstaube haben.

Schöne Haltestellen hat sie auch.

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Lichtkunst.

Nach dem Abendbrot, als der Ähämann schon zu seiner Party aufgebrochen war, sprangen wir anderen in die nächste Ratikka und fuhren drei Haltestellen bis zum Weihnachtsmarkt. Der hatte schon geschlossen, aber alle Gebäude ringsrum waren sehr schön – und vor allem saisonal passend! – illuminiert, und zwar nicht nur mit stehenden Bildern, sondern die Schneekristalle bewegten sich alle.

Diese Lichtkunsttage und -wochen sind ein grosses Ding in Finnland.

In dem Stadtviertel, durch das wir sowieso den Rückweg antreten mussten, waren ausserdem vierzehn verschiedene Zeichnungen aus „Winter im Mumintal“ an verschiedene Hauswände projiziert.

Wir liefen Strassen auf und Strassen ab, fanden nicht alle, aber viele, und kamen so durchgefroren zurück zu unserer Unterkunft, dass wir sehr froh waren, dass wir die Sauna vorprogrammiert hatten und sie bei unserer Rückkehr schon so heiss war, dass wir direkt hinein konnten.

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Museumsliebe.

Kein Besuch in Tampere ohne Museumsbesuch!

Wir fingen in der Villa Milavida an, die sich einst die Fabrikantenfamilie Von Nottbeck, die im Jahr 1836 die Finlayson-Baumwollspinnerei von ihrem Gründer James Finlayson gekauft und anschliessend modernisiert und vergrössert hatte, hatte bauen lassen. Der Eintritt war vergleichsweise hoch und die Ausstellung vergleichsweise klein – das hat leider auch die kleine, aber feine Vivienne-Westwood-Sonderausstellung nicht rausgerissen. Weil die Nottbecks aber Deutsch-Balten waren, gab es in der weihnachtlich geschmückten Villa auch einen riesigen Herrnhuter Stern und kostbare gläserne Weihnachtsbaumkugeln zu bewundern. Das war nach den finnischen Weihnachtsausstellungen, die es sonst hier so gibt, fast ein bisschen wie in einem deutschen Museum zu sein, und mir wurde ganz unerwartet heimatlich weihnachtlich zumute.

Ausserdem war der Wunsch nach dem Arbeitermuseum auf dem Finlayson-Gelände geäussert worden.

Dieses (kostenlose!) Museum ist vielleicht das schönste Museum, das ich kenne. Neben einer regelmässig wechselnden Hauptausstellung gibt es verschiedene kleine, wechselnde Sonderausstellungen – diesmal unter Anderem eine über die 1990er, was ich besonders spannend fand, weil sie das Finnland zeigte, in das ich damals gekommen bin.

Radio Mafia habe ich auch am liebsten gehört.

Ausserdem kein Tampere-Besuch ohne einen Abstecher zu Helene und Marie, den beiden Schweizer Dampfmaschinen, die einst ein gigantisches Schwungrad von acht Metern Durchmesser und damit alle Maschinen der Finlayson-Baumwollspinnerei antrieben.

Der kleine Herr Maus war kurzzeitig verschwunden. Aber wir mussten nur den lieblichen Klängen von The Final Countdown auf dem Harmonium folgen, um ihn wiederzufinden.

Die Hauptausstellung befasste sich diesmal mit der Industrialiserung Finnlands und insbesondere der Stadt Tampere.

Besonders süss fand ich die kleinen Schaukästen auf Kleinkindaugenhöhe, in denen das, was oben ausführlich erklärt und mit Exponaten belegt war, in kleinen Szenen mit Mäusen nochmal nachgestellt war. (Es hat mich sehr an die wechselnd bestückten Vitrinen in unserer Kinderbibliothek erinnert.)

Erwähnte ich schon, dass das mein Lieblingsmuseum ist?!

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Weihnachtsmarkt.

Weihnachtsmarkt in Finnland ist im Allgemeinen eine eher traurige Veranstaltung. Zumindest in Turku hat der eine, der eigentlich ganz schön ist, nur am Wochenende auf, und der andere besteht aus sieben oder acht verstreuten Buden, in denen von 9 bis 16 Uhr überteuerte Handarbeiten feilgeboten werden. Ich hatte deswegen auch überhaupt keine Erwartungen an den Weihnachtsmarkt in Tampere und nicht einmal geplant, hinzugehen. Aber als wir Freitagabend mit der Strassenbahn daran vorbeifuhren, sah er gleich so nett aus, und tatsächlich: es war der deutscheste erzgebirgischste Weihnachtsmarkt, den ich jemals ausserhalb des Erzgebirges erlebt habe.

„Krankgeschrieben. Darf nicht gegessen werden zu Weihnachten.“

An der Bude, die irritierenderweise den Namen meiner Geburtsstadt trug, gab es tatsächlich deutsche Waffeln und Krapfen, und als wir dann auch noch eine Bude fanden, an der es Schokoäpfel gab und wir diese zum Nachtisch im Schneegestöber unter der riesigen Sibirischen Tanne assen, fanden wir alle für eine kurze Weile, dass es vielleicht gar nicht sooo schlimm ist, dass wir auch dieses Jahr wieder nicht ins Erzgebirge kommen in der Adventszeit.

Sogar Nussknacker, Reiterpferdchen und Holzweibel waren da.
(Vermutlich ein Geschenk vom sächsischen ans finnische Manchester.)

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Bahnfahren.

Dann stellten wir plötzlich fest, dass die Zeit bis zur Abfahrt unsere Zuges gar nicht mehr reichen würde, um noch bis zur Endstelle der Linie 3 zu fahren, was immerhin eine halbe Stunde pro Strecke gedauert hätte. (Woran man auch sehr schön sieht, was für ein Grossprojekt diese Strassenbahntrasse gewesen ist.) Also stellte der Ähämann uns nur seinen vergleichsweise kurzen Weg zur Arbeit vor, und als wir einmal mit der Linie 1 bis zur Endstelle und wieder zurück zum Bahnhof gefahren waren, waren sogar noch fünf Minuten Zeit, auf den grossen Schneehaufen am Bahnsteig herumzuklettern.

Ankunft in Turku leider auf Gleis 17, aber immerhin bei ebensoviel Schnee.


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Weihnachtsritual, pandemiekonform

Wir haben wohl ein neues Heiligabendritual: vor der Bescherung ins Museumsdorf nebenan spazieren und die letzten Adventsfenster angucken.

Dieses Jahr war es noch schöner als letztes, weil Schnee und Raureif alles in ein Märchenland verwandelt hatten. An den Fenstern waren Eisblumen gewachsen, auf den Fensterbrettern lag Schnee, und manche Fenster mussten wir uns erstmal freitauen, um hineinschauen zu können.

(Und kein Mensch da ausser uns.)

Was für ein Glück, diese Idylle in Laufentfernung zu haben!


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So still und friedlich…

Seit vier Jahren – seit wir im Jahr zuvor im Gartenmarkt einen Weihnachtsbaum erwischt hatten, der, als wir am 4. Januar von einer Silvesterkurzreise zurückkamen, komplett grau und kahl war – haben wir einen festen Programmpunkt am Wochenende vor Weihnachten: im Weihnachtsbaumwald unseren Weihnachtsbaum aussuchen und absägen.

„Ihr findet wohl keinen Baum?!“, fragte uns ein Paar mit einem bärenähnlichen Hund, das ebenfalls mit Säge in der Hand durch den Wald streifte. „Finden würden wir schon einen, aber mit fünf Personen ist es ein bisschen schwierig, sich auf einen zu einigen…“, antwortete ich.

Am Ende rollte von den Kindern eins heftigst mit den Augen, eins rumpelstilzte und eins weigerte sich, die Säge rauszurücken, mit der ein Baum abgesägt werden sollte, der ihm nicht genehm war.

Weihnachtsvorbereitungen mit Kindern, so idyllisch…!

Unser Weihnachtsbaum in 15 Jahren?

(Schön war’s trotzdem.)


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neljäsataakaksikymmentäkolme, neljäsataakaksikymmentäneljä

Letztes Wochenende begann mit einem Harfenkonzert.

Der Ähämann und der kleine Herr Maus holten mich von Arbeit ab, aber weil ich zu geizig war, für fünf Haltestellen Busfahren 2,20 € zu bezahlen, sowieso noch eine Stunde rumzubringen war und der Weg am Fluss entlang zu jeder Jahreszeit schön ist, liefen wir von da ins Konservatorium, fuhren endlich mal wieder Föri und sahen jede Menge Eis und jede Menge Enten, die sich winters an der Fahrrinne der Föri versammeln.

Am Samstag fuhren wir – mit dem Auto, weil der Bus auf die Hausinsel im Winter nur alle zwei Stunden fährt (Was für ein Quatsch angesichts der Tatsache, dass diese Insel das meistfrequentierte Ausflugsziel der Turkuer ist!) und der Weg bei diesen Temperaturen wirklich zu weit ist, um ihn mit dem Fahrrad zurückzulegen – in die Eisbadesauna. Auf der Brücke, die auf die Insel führt, kam uns eine 423 entgegen.

Zum ersten Mal mussten wir – wegen am Tag zuvor verschärfter Coronamassnahmen – auch in der Sauna den Coronapass vorzeigen. Die Eintrittskartenfrau nahm es sehr ernst und liess sich auch unsere Ausweise dazu zeigen und erzählte dann, dass gerade eine Gruppe russischer Männer gekommen sei und wie bitte sie die Namen in deren Ausweisen entziffern solle. Wir hätten behilflich sein können.

In der Sauna war die Coronasituation in Deutschland grosses Thema. (Nicht nur angesichts unseres ausgefallenen Urlaubs, sondern weil das tatsächlich auch hier gross in den Nachrichten war.) Wie das käme, dass es da so viele Impfverweigerer gäbe, wurden wir gefragt. Aber was soll man sagen, ausser dass es leider in der Natur der Deutschen zu liegen scheint, anfällig zu sein für Verschwörungstheorien und populistische Scheisse?!

Wir waren ziemlich spät gekommen und blieben, bis die ersten Seezeichen draussen auf dem Meer zu blinken anfingen und die Sauna geschlossen wurde. Während wir unsere vier Thermosflaschen vor der Sauna einsammelten und warteten, bis das Fräulein Maus ihre Haare fertiggeföhnt hatte, unterhielten wir uns noch fünf Minuten mit der Eintrittskartenfrau, und sie schwärmte noch ein bisschen davon, wie süss das gewesen sei, als die Jungs noch mit ihren Mumin- und Froschhandtüchern zum Steg rannten. Ja, tatsächlich, das waren noch Zeiten…!

Am Sonntag war das Fräulein Maus zum Kerzenziehen im Museumsdorf nebenan verabredet. Wir kamen zwei Stunden später nach für einen kleinen Rundgang durch das an diesem Wochenende geöffnete Museum.

Dann fuhren wir schnell in das Kirchlein auf der überübernächsten Insel, um wenigstens einmal in dieser Adventszeit Weihnachtslieder zu singen. Gerade werden sämtliche Advents- und Weihnachtsveranstaltungen wieder abgesagt. (Und in Turkus grösste oder zweitgrösste Kirche hätte ich mich auch vorher nicht gesetzt zum gemeinsamen Singen. Im Insekirchlein waren vielleicht 15 Leute insgesamt.)

Und auf dem Heimweg sahen wir noch eine 424.

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59-61, 62, 63, 64, 65, 66, 67-68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107-108, 109, 110, 111, 112-113, 114, 115, 116-117, 118, 119, 120, 121, 122-123, 124-130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139-140, 141, 142, 143, 144, 145, 146-147, 148-149, 150, 151, 152, 153-155, 156, 157, 158, 159-160, 161, 162, 163-164, 165, 166-167, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197-198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205-206, 207-208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215-216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224-225, 226, 227, 228, 229-230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245,246, 247, 248, 249-250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 268-269, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 278-279, 280-281, 282, 283, 284-285, 286, 287, 288, 289-290, 291, 292, 293-294, 295, 296, 297-298, 299, 300, 301, 302-303, 304, 305, 306, 307, 308, 309, 310-311, 312, 313, 314-315, 316, 317-318, 319, 320, 321-322, 323, 324, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 331-332, 333, 334, 335, 336-337, 338, 339, 340, 341, 342, 343-344, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 353-355, 356, 357, 358, 359, 360, 361, 362, 363, 364, 365, 366-367, 368, 369, 370, 371, 372, 373, 374-375, 376, 377-378, 379, 380-381, 382, 383, 384, 385, 386-387, 388-389, 390, 391-393, 394, 395, 396-397, 398-399, 400, 401, 402-403, 404, 405, 406-408, 409, 410-411, 412, 413, 414, 415, 416, 417, 418, 419, 420, 421, 422]


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Freude, Freude über Freude

Als wir im Sommer Urlaub in Estland machten, wohnten wir in einem Ferienhaus, das nicht nur die aussergewöhnlichste und tollste Einrichtung hatte, die wir jemals erlebt haben, sondern in dem es auch einen Plattenspieler samt einer umfangreichen Schallplattensammlung gab.

Die Kinder waren begeistert. „So habt ihr Musik gehört als Kinder?!“ „Wie funktioniert das denn?“ „Darf ich auch mal?“ Sie waren so begeistert, dass sie sogar Videos vom Musik abspielenden Plattenspieler an ihre besten Freund*innen schickten.

Wir Eltern waren ebenfalls begeistert. Was für eine allumfassende Musiksammlung! Lachend entzifferten wir Dire Straits auf Kyrillisch, erfreuten uns an auf Russisch übersetzten Nirvana-Songtiteln und „Guck mal hier, eine ETERNA-Schallplatte!“ und liessen die Kinder abspielen, was sie wollten.

Und dann kriegte ich Herzchenaugen.
(Vielleicht auch schon Herzchenohren, noch bevor ich einen einzigen Ton davon gehört hatte.)

Auf der Schallplatte ist die schönste Version von „Maria durch ein‘ Dornwald ging“, die ich jemals gehört habe. (Also vielleicht sind darauf von allen bekannten Weihnachtsliedern die schönsten Versionen, die ich jemals gehört habe.) Und Choräle und Volkslieder sind gleichermassen so perfekt gesungen, dass ich immer noch bei jedem Anhören Gänsehaut bekomme.

Das war mal gleich klar, dass diese Aufnahme des Dresdner Kreuzchors von 1984 in unsere Weihnachtsliedersammlung muss.

Mitten im Hochsommer freuten wir uns auf den Advent.

Und jetzt enthält unser Advent ein bisschen Hochsommer. Den mitternachtsblauen Himmel über der Ostsee vor dem Fenster. Das Stückchen Melonenschale, das nötig war, um den Tonarm so weit herunterzudrücken, dass die Schallplatte nicht leierte, aber der tiefe Kratzer, der durch „Alleluja! Freuet euch, ihr Christen alle!“ ging, nicht dazu führte, dass der Kreuzchor bis in alle Ewigkeit „Alleluja!“ sang. Die Erinnerungen an eine wunderbare Reise, die gar nicht geplant war, aber das Wunderbarste war, das der zweite Coronasommer uns beschert hat.


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Jeden Tag ein Fensterchen (2021)

Auch in diesem Jahr gibt es im Museumsdorf nebenan jeden Tag ein neues beleuchtetes Fenster.

(Niedlich, die Inzidenz vor einem Jahr. Und dass deswegen Bibliotheken, Schwimmhallen und Museen geschlossen blieben. Und wegen eines Coronafalls die gesamte Klasse in Quarantäne geschickt wurde.)

Das ist jedenfalls das Hübscheste und Weihnachtlichste, was es hier in der Gegend gibt. Gestern Abend waren wir die ersten sechs sieben Fenster angucken, und wie im letzten Jahr werden wir da wohl in den nächsten Wochen noch öfter hingehen: es sind nämlich andere und anders geschmückte Fenster als im letzten Jahr. ♥

Als wir heimkamen, waren übrigens die Reste der im Stadtzentrum gekauften Mumin-Limonade in der Flasche gefroren.


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Jeden Tag ein Fensterchen (4)

Wir hatten uns zu früh gefreut: natürlich fällt der letzte Schultag nicht einfach aus, nur weil die Kinder Fernunterricht haben.

Die Herren Maus hatten ihre Zeugnisausgabe letzte Schulstunde heute um neun, das Fräulein Maus halb zehn. Der Wecker klingelte trotzdem erst halb neun, denn der Schulweg war denkbar kurz. Die Achtklässlerin huschte im Schlafanzug vor ihren Schullaptop, um der Weihnachtsansprache ihres Rektors zu lauschen. Der kleine Herr Maus kam zehn nach neun schon wieder aus seinem Zimmer und verkündete: „So. Fertig. Ferien.“ Dann überlegte er kurz und verschwand nochmal zurück in den Videochat, weil ihm der Abschied von seiner Lehrerin – die die Klasse nach den Skiferien kurzfristig als Vertretung übernommen und noch nicht richtig kennengelernt hatte, als drei Wochen später die Schulen wegen Corona geschlossen wurden, aber den engagiertesten und tollsten Fernunterricht, den sich die Klasse nur hätte wünschen können, gemacht hat – so schwer fiel und er noch ein bisschen mit ihr reden wollte. „Wir haben Nelli gefragt, was sie jetzt macht, ob sie eine andere Klasse übernimmt, und sie hat gesagt, sie möchte gerne weiterhin Vertretungen machen, aber lieber nur tageweise, dann hat sie Zeit, einen Hühnerstall zu bauen. Sie will sich nämlich Hühner anschaffen.“ Hach.

Dann waren offiziell Ferien.

Eigentlich wollten wir heute unseren Weihnachtsbaum aus dem Wald holen. Aber es nieselte nicht nur wie vorhergesagt, sondern regnete in Strömen, und so verschoben wir das Vorhaben auf morgen.

So, wie wir auch unseren eigentlich für gestern geplanten Abendspaziergang zu den nächsten erleuchteten Fenstern im Museumsdorf auf heute Abend – da hatte es dann endlich aufgehört zu regnen; nur der Weg durch den Wald war eine einzige Rutscherei auf Matsch und nassem Gras – verschoben haben.

Wohin wir dieses Jahr an Heiligabend statt zur Weihnachtsfriedensverkündung und zum Kindergottesdienst gehen werden, wissen wir auch schon.