Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Mit dem Zug nach Venedig (1): Turku-Stockholm-Hamburg

7 Kommentare

„Möchtest du vor den Herbstferien wieder zeitiger gehen?“, hatte die beste Chefin, mit der ich mir normalerweise die Zeit so aufteile, dass sie kurz nach vier ihre Kinder abholen geht und ich bis um fünf bleibe, gefragt. Musste ich nicht. Diesmal reichte es, halb acht in den Bus zu steigen und zum Hafen zu fahren.

Wir hatten sogar zu Hause noch Abendbrot gegessen und Zähne geputzt, um auf dem Schiff gleich ins Bett fallen zu können. Aber kurz noch gucken, wie die „Grace“ ablegt und sich zwischen dem Badehäuschen auf der einen Insel und den kleinen Häusern auf der gegenüberliegenden Insel aus der Hafeneinfahrt schiebt, mussten wir trotzdem.

Am nächsten Morgen klingelte der selbst gestellte Wecker um halb sieben. Wir hatten Glück, denn zwischen den vielen Kreuzfahrtpassagieren hatte man uns offensichtlich vergessen und uns weder per Durchsage noch An-die-Tür-Hämmern geweckt, und wir konnten mindestens 20 Minuten länger schlafen als man in Stockholm das Schiff verlassende Passagiere sonst schlafen lässt. Wir löffelten im Bordcafé jeder einen Teller Haferflocken Puuro zum Frühstück, um genug Kraft für den anstehenden Weg zum Bahnhof zu haben, schulterten die Rucksäcke und verliessen im Morgengrauen das Schiff.

Falls ich letztes Jahr behauptet haben sollte, durch Tallinn würde der schönste Weg zum Bahnhof führen, so steht dem der Weg durch die Stockholmer Altstadt nicht viel nach. Besonders, weil sich früh um acht noch keine Touristenmassen durch die Gassen wälzen. Wir hatten drei Stunden Zeit, liefen ein bisschen kreuz und quer, fragten uns, ob der König noch schläft, ärgerten uns über Baustellen – Ich. Kann. Keine. Baustellen. Mehr. Sehen! – und assen ein zweites Frühstück.

Dann liefen wir zum Bahnhof und bestiegen einen X2000 – der ja nun schon ein bisschen älter ist, aber dessen Neigetechnik zusammen mit der Strecke durch Wald, Moor und zwischen Seen immer noch so beeindruckend ist wie 2015 – und rauschten in viereinhalb Stunden nach Malmö. So viel besser als mit dem Auto!

In Malmö mussten wir umsteigen, um diesmal in der unteren Etage über die Öresundbrücke zu fahren. In Kopenhagen kauften wir auf dem Bahnhof schnell ein bisschen Proviant nach und bestiegen einen Zug nach Hamburg.

Der dänische Schaffner begrüsste die Fahrgäste dreisprachig mit den Worten: „Wenn Sie keine Platzreservierung haben, müssen Sie sich einen freien Platz suchen. Da Sie aber keinen freien Platz finden werden, werden Sie stehen müssen“ (wir hatten eine) und sagte in am Ende minütlichen Abständen durch, wie lange es noch bis Padborg, dem letzten Halt vor der deutschen Grenze, dauert, und dass ab dort dann Maskenpflicht besteht, was sehr witzig (und völlig sinnlos) war, weil wir im ganzen, bis auf den letzten Platz belegten Zug die einzigen waren, die auch schon vorher Maske getragen hatten.

Am schönsten war, über die Brücke über den Grossen Belt und über die Modellbahnanlage zu fahren.

Als wir bei letzterer ankamen, war es leider schon ziemlich dunkel und wir sassen zudem auf der ungünstigeren Seite, also der Aussenseite der Schleife, aber es war trotzdem ziemlich beeindruckend, wie die Lichter Rendsburgs immer weiter unter uns zurückblieben. „Das ist ein bisschen wie beim Landeanflug im Flugzeug“, sagte das Fräulein Maus. „Oder auf einer Achterbahn“, sagte ich, was mir das Gelächter dreier Kinder einbrachte: „Aber Mama, eine Achterbahn ist ja wohl ein bisschen schneller!“ Na gut.

Kurz nach acht kamen wir in Hamburg an, kurz nach neun fielen wir in unsere Hotelbetten. Die schwankten und ruckelten allerdings ein bisschen komisch .

***
(1) Turku-Stockholm-Hamburg
(2) Hamburg-München-Venedig
(3) Venedig: Gassen, Kanäle und Boote aller Art
(4) Venedig: Busfahren und im Mittelmeer baden
(5) Venedig: Wolkenkratzer und Sargschränke
(6) Venedig: Don Camillo & Peppone, geflügelte Löwen und jede Menge Wäscheleinen
(7) Venedig-München-Berlin
(8) Berlin, Berlin
(9) Berlin-Stockholm-Turku

7 Kommentare zu “Mit dem Zug nach Venedig (1): Turku-Stockholm-Hamburg

  1. So ein schöner Reiseberichtsanfang. Bin sehr gespannt wie es weitergeht.
    Dieses Jahr bin ich zum ersten Mal mit dem Zug über die Hochbrücke beim Nordostseekanal gefahren. Nie wieder! Ich kann nicht aus Höhe direkt nach unten gucken und hab dann einfach die Augen geschlossen.

    • Du hättest dich besonders über das Schild mit den Sicherheitshinweisen gefreut, das im Snälltåget zweimal pro Waggon aushing und auf dem erklärt wurde, wie man im Notfall alle längeren Brücken und Tunnel, durch die er zwischen Berlin und Stockholm fährt, verlassen kann. Bei der Rendsburger Hochbrücke stand: „Der Zug kann nur mit Hilfe von Rettungskräften verlassen werden.“ :O

      • Ein Träumchen! Wenn die Rettungskräfte mich vorher sedieren, gerne. Sonst nicht. Ich bin die, die die Uina-Schlucht auf dem Po rutschend „ bezwungen“ hat😂

  2. Ihr macht ja wieder eine tolle Reise! Bin gespannt. Schreibe selbst aus dem Zug nach Paris – mit meinen Kindern. Schöne Ferien!

    • Unsere Reise ist leider seit fünf Tagen schon wieder vorbei. :-(

      (Mehr als Instagram schaffe ich von unterwegs nicht, deswegen schreibe ich dann hinterher immer wochenlang an Reiserückblicken.)

      Paris haben sich die Kinder evtl. für die nächsten Herbstferien gewünscht. Und im Zug nach Malmö trafen wir eine finnische Familie, die fuhr weiter nach London. Die Welt steht einem offen. :-)
      (So sie denn hoffentlich einigermassen friedlich bleibt.)

      Schöne Ferien euch!

  3. Vielen Dank für’s Teilen der Reise.
    Es macht wirklich immer viel Freude beim Lesen und Bilder betrachten. Liebe Grüße, Tany

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