Balthasar war ein Kompromissauto, das es in unserer Familie eigentlich gar nicht hätte geben sollen.
Trotzdem habe ich dem Ähämann im Mai, als er mir erzählte, es gäbe jetzt mehrere vollelektrische Autos, die eventuell für uns in Frage kämen, und drei Tage später mit einem zum Probefahren vor der Tür stand, erstmal einen Vogel gezeigt: Balthasar war noch keine drei Jahre alt! Was für eine Verschwendung! Und überhaupt, wer soll das denn bezahlen?!
Letzteres war nicht das grösste Problem. Nicht zum ersten Mal blieb mir angesichts der finnischen Gebrauchtwagenpreise der Mund offen stehen: der Autohändler hätte uns sogar für einen vier Jahre alten Balthasar mit geschätzten 60 000 km auf dem Buckel noch mehr gezahlt, als wir in Deutschland für ihn als Jahreswagen (!) bekommen hätten.
Und so hatten wir uns – auch angesichts der astronomischen Benzinpreise und der immer drohenderen Klimakrise und unseres damit verbundenen immer schlechteren Gewissens, das wir zuletzt bei jeder Autofahrt hatten – dann doch recht schnell entschieden.
Mussten wir nur noch warten. Wir hatten nicht vor nächstem Frühjahr mit dem neuen Auto gerechnet, denn man hatte uns 11 bis 14 Monate Lieferzeit angekündigt. (Und das ist wohl in den allermeisten Fällen auch so.) Wir fielen aus allen Wolken, als uns das Autohaus letzte Woche anrief, unser Auto wäre da: da waren gerade mal dreieinhalb Monate seit der Bestellung vergangen!
Und so ist uns der etwas überstürzte Abschied heute überraschend schwergefallen. Denn auch in drei Jahren kann einem so ein Fast-Familienmitglied, auch wenn es nicht die ganz grosse Liebe war, ans Herz wachsen.
Er ist mit uns nach Island geschippert, sehr abenteuerliche Strassen gefahren, durfte Zug fahren und eine Reise durch halb Europa machen, hat zuverlässig Kinder, Skier, Fahrräder, eine Harfe, estnische Rhabarberlimonade und slowakisches Bier transportiert und selten eine Waschanlage gesehen.
„Der arme Balthasar!“ sagte der kleine Herr Maus, der sich gestern Abend vorm Schlafengehen aus dem Haus geschlichen hatte, um ihn nochmal zu streicheln und sich von ihm zu verabschieden. „Wahrscheinlich kommt er jetzt zu jemandem, den er jeden Tag auf Arbeit fahren muss.“
Es war wirklich genauso schlimm wie beim letzten Mal, ihn im Autohaus stehen zu lassen und wegzufahren.
Aber ab sofort fahren wir mit Wind- und Atomkraft statt Benzin.
Und das Zweitbeste ist: Václav hat sogar eine Farbe!
Donnerstag, 15. September 2022 um 20:50
Tolle Entscheidung! Herzlichen Glückwunsch und gute Fahrt….🚗
LG Petra*
Donnerstag, 15. September 2022 um 21:05
Danke!
Donnerstag, 15. September 2022 um 21:11
Allzeit gute Fahrt!
Freut mich, dass der neue eine Farbe hat. Ich finde schwarz/grau/silber/weiß ja auch immer sehr langweilig. Dunkelblau (bei uns) ist nicht viel besser, aber unser Partner ist anhand der Größe gut zu finden. Ich hoffe, bis zu unserem nächsten gibt’s auch wieder hübsche Farben wie idahogrün oder persepolisgelb 😉
Und schön, dass ich nicht die Einzige bin, der der Abschied schwer fällt. „Ist doch nur ein Auto..“ stimmt eben nicht.
Samstag, 17. September 2022 um 19:43
Man sollte vielleicht mal damit anfangen, seinen Autos keine Namen zu geben. Und nicht gemeinsam so schöne Sachen zu unternehmen. ;-)
Ich bin übrigens wirklich begeistert von der Škoda-Farbpalette: wir hatten zum allerersten Mal die Qual der Wahl zwischen einem roten und einem blauen Auto. Und auch sonst haben sie allerhand wirklich Ausgefallenes: Laubfroschgrün zum Beispiel. Oder Orange. (Als wir das Auto bestellen waren, stand da irgendein Škoda in Orange im Autohaus, und dann kam ein Mann rein, der hatte ein T-Shirt in exakt der gleichen Farbe an, und der Autohändler rief ihm gleich zu, guck mal, wie gut ihr zusammenpasst, und der Mann – Finnen sind ja eher nicht so farbfreudig – war eher peinlich berührt als erfreut.)
Montag, 19. September 2022 um 09:36
Schöne Geschichte 😀 Wäre für mich glatt ein Kaufgrund: „Guck mal, mein Auto passt zum T-Shirt.“ 😀😉
Wie heißt Vaclav denn mit vollem Namen? (Also unter welchem Namen wird er verkauft?) Mal interessehalber, falls das Thema bei uns doch irgendwann ansteht.
Montag, 19. September 2022 um 10:16
Škoda Enyaq iV 80.
(80 ist wichtig, der 60er Akku wäre zumindest für uns zu klein.)
Sonntag, 18. September 2022 um 18:49
Oh wie schön, ein Auto mit Farbe! Ich wünsche auch gute Fahrt und viel Spaß zusammen!
Montag, 19. September 2022 um 06:46
Danke! :-)
Am schlimmsten ist ja dieses Armeegrau, das (zumindest hier) zur Zeit total in zu sein scheint…