Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

In der Zahnklinik

4 Kommentare

Die Zahnklinik ist ein bisschen kurios.

Das Gebäude ist rund – ganz innen befindet sich die Treppe, darum herum in einem kreisförmigen Raum das Wartezimmer. Dauernd geht eine der zwei Türen des Wartezimmers auf, und eine Zahnmedizinstudentin oder ein Zahnmedizinstudent ruft einen Namen. Heute so:

„Lehtonen!“ Mann erhebt sich.
„Suominen!“ Frau erhebt sich.
„Ist eine kleine Sofia hier?“ Mädchen mit Mama erhebt sich.
„Honkanen!“ Frau erhebt sich. „Honkanen, Esa!“, präzisiert die Zahnmedizinstudentin. Frau setzt sich wieder hin.
„Virtanen, Tommi!“, ruft ein Zahnmedizinstudent. (Damit sich nicht gleich vier Leute gleichzeitig erheben.)
„Kallio!“ Mann im Rollstuhl rollt zur Tür.
„Leskinen!“ „Lehtinen?“, fragt ein alter Mann.
„Lindström!“ Frau erhebt sich.
Fräulein Maus!“

Schade. Wir sitzen doch erst seit zwei Minuten im Wartezimmer und hätten uns das gern noch ein bisschen angeguckt!

Zwei Minuten?! Und so viele Leute? Wie geht denn das?

Das geht, weil sich um das Wartezimmer herum, als äusserster Kreis, ein Behandlungsraum befindet, in dem – ungelogen! – fünfzig Behandlungsstühle, nur von Schränken, Waschbecken und Computertischen getrennt, stehen.

Das Gebiss des Fräulein Maus wird eine halbe Stunde lang penibelst begutachtet – erst durch eine Zahnmedizinstudentin, dann durch deren Ausbilderin – zwischendurch darf sie den Zahnarztstuhl hoch und runter fahren, kleine Lampen und Spiegelchen inspizieren, bekommt erklärt, wie sie die neuen Backenzähne putzen soll, bekommt viel Lob für ihr gesundes Gebiss (obwohl wir verraten, dass es einen Karkkipäivä bei uns nicht gibt, und wir auch Saft zum Essen trinken), und darf sich am Ende eine Zahnbürste und ein kleines Spielzeug aussuchen. Sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd.

Ich auch. Weil hier alle so gut mit Kindern können. Weil das Fräulein Maus schon jetzt einen Termin für in einem Jahr reserviert bekommt, obwohl die nächste reguläre Vorsorgeuntersuchung erst in der fünften (!) Klasse vorgesehen ist, aber sie vermutlich eine Zahnspange brauchen wird. Weil man nicht monatelang auf einen kurzfristigen Termin warten muss. Weil man nicht Stunden im Wartezimmer zubringt.

Weil ich so gerne hier bin.

Ein fröhlicher kleiner Herr Maus bei seiner ersten Kontrolluntersuchung bei einem richtigen Zahnarzt – in der Zahnklinik!

4 Kommentare zu “In der Zahnklinik

  1. In der Ausbildungszahnklinik meinst du ;-)

  2. Ein sehr schönes Blog – ich bin ein großer Finnland-Fan, seit ich vor 17 Jahren ein finnisches Pärchen kennengelernt habe, mit dem ich heute noch befreundet bin und das ich schon zweimal besucht habe. Ich möchte unbedingt bald wieder, denn Land und Leute liegen mir sehr – ich kann gut verstehen, dass du dich dort wohl fühlst. Vielleicht willst du ja auch mal bei mir reinschauen? http://mirirallalla.wordpress.com/ (Es gibt aber noch nicht soooo viel zu sehen und zu lesen, da ich noch ein Blog-Frischling bin :-)

  3. Ich bin seit meiner Kindheit ein großer Finnlandfan :-))) Ich dachte immer, alles wäre dort schöner und/oder besser geregelt (ok, bis auf den Winter;-). Mit dem Gesundheitssystem musste ich mich allerdings noch nie befassen.
    Das ist ja schon krass, 4 Jahre sollen die Kinder warten bis zum nächsten Zahnarzttermin? Wir gehen mit den Kindern jedes halbe Jahr zur Prophylaxe (Zahnreinigung) und zum Nachschauen. Den nächsten Termin gibt’s spätestens in 2 Wochen. (Allerdings muss man auch bei uns ein halbes Jahr auf einen Augenarzttermin warten).

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