Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Turku-Istanbul mit dem Zug (1): Turku-Stockholm-Berlin-Prag

4 Kommentare

Mittwoch, 21. Juni 2023

Jede Reise beginnt auf dem Meer.

(In Turku praktischerweise erst abends, so dass man noch in Ruhe zu Ende packen, die letzten Sachen aufessen, den Geschirrspüler nochmal anschalten und den Müll wegbringen kann, bevor man aufbricht.)

Seit der kleine Herr Maus 12 ist, dürfen wir nicht mehr für uns alle fünf eine Viererkabine buchen. Deshalb hatten wir diesmal zum ersten Mal eine Familienkabine, die eigentlich aus zwei verbundenen Kabinen besteht: eine mit Doppelbett und eine normale Viererkabine mit Doppelstockbetten. Das war sehr komfortabel – vor allem auch deswegen, weil wir zwei Bäder hatten.

Vorm Schlafengehen aber waren wir noch lange auf dem Oberdeck im Abendsonnenschein – schliesslich war der längste Tag des Jahres!

Auf der Ostsee war viel spannender Verkehr. Zuerst kam uns die „Icon of the Seas“, die wir in der Woche zuvor noch vom Strand aus auf der Werft gesehen hatten und die jetzt einige Tage zur Seeerprobung war, entgegen.

(Kaum vorstellbar, dass dieser Riesenpott – wenn er in ein paar Monaten fertig gebaut sein wird, wird er das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt sein – überhaupt hier zwischen den Inseln herumfahren kann.)

Danach kreuzte eine der Autofähren der Schärenringstrasse unseren Weg, und dann überholten wir noch ein grosses Frachtschiff mit dem schönen Namen „Never on Sunday“. Zum Glück war Mittwoch.

Donnerstag, 22. Juni 2023

Wir schliefen alle – weil sich niemand ein Bett teilen oder auf dem Fussboden schlafen musste – ausgezeichnet, aber der Wecker klingelte trotzdem viel zu zeitig um 5:45 Uhr.

Anders als in den Herbst- und den Skiferien war es diesmal nicht kalt auf unserer frühmorgendlichen Wanderung durch Stockholm – juhuu! – und wir mussten auch nicht mehr so einen riesigen Umweg um die Baustelle an der goldenen Brücke laufen. Stattdessen setzten wir uns erstmal eine Weile am Fuss der Brücke auf eine Bank in der Sonne und guckten zu, wie die „Grace“ betankt wurde und wieder Richtung Turku ablegte.

Im einzigen um diese Uhrzeit schon geöffneten Café in der Altstadt frühstückten wir ausgiebig und vor allem lange, denn wie immer hatten wir viel Zeit totzuschlagen in Stockholm: unser Zug nach Berlin fuhr erst halb fünf. Weil wir im Oktober, als wir aus Venedig zurückkamen, vergeblich zum Rathaus spaziert waren, weil der Rathausturm „nur in den Sommermonaten“ bestiegen werden darf, versuchten wir erneut unser Glück – aber wieder umsonst, denn das ganze Rathaus war an diesem Tag geschlossen. Wir setzten uns dann einfach eine Stunde in die Sonne in den Park gegenüber.

Danach ausgiebiges und vor allem langes Mittagessen, Proviantkauf für den Zug, und dann hiess es doch schon: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! (Bequem mit dem Nachtzug.)

Die Schaffnerin wollte unser Ticket gar nicht sehen, sondern stattdessen unsere Pässe, und dann hakte sie uns auf ihrer Liste ab. Ausserdem entschuldigte sie sich, dass es im Zug so heiss war – es war aber überhaupt nicht schlimm, denn der Snälltåget fährt mit ehemaligen Liegewagen der Deutschen Bahn, bei denen man noch die Fenster öffnen kann.

(Der kleine Herr Maus hielt den „Keine Flaschen aus dem Fenster werfen“-Aufkleber für „Hier darf man keinen Alkohol trinken“. Unsere finnisierten Kinder…!)

Lange noch guckten wir raus, nebenher bezogen wir unsere Betten – was jedes Mal mit Gepäck und allem ausserordentliche Tetris-Fähigkeiten erfordert; wir wurden allerdings im Laufe des Urlaubs immer besser – putzten unsere Zähne, und kurz vor Malmö gingen wir schlafen.

Freitag, 23. Juni 2023

Ich wurde zufällig wach, als wir über die Öresundbrücke fuhren – die Wasserstrasse darunter war gigantisch beleuchtet – und (!) als wir durch den Rendsburger Bahnhof fuhren, und bei letzterem sprang ich schnell auf, denn es war schon fast ganz hell, und zum ersten Mal konnte ich mir die Fahrt über die Modellbahnanlage Rendsburger Schleife und Hochbrücke richtig angucken.

Dann legte ich mich wieder hin und schlief bis kurz vor acht.

Mit anderthalb Stunden Verspätung kamen wir in Berlin an, ausserdem ausserplanmässig in Gesundbrunnen statt am Hauptbahnhof; beides machte aber nichts, da wir genug Zeit hatten und sowieso gerne U-Bahn fahren.

In Berlin regnete es in Strömen.

Wir assen Frühstück mit Blick auf über uns vorbeifahrende S-Bahnen und erledigten schnell ein paar Einkäufe für die Reise bei DM: fünf kleine Zahnpastatuben, Deo und Sonnencreme zu zumutbaren Preisen, endlich so ein Mückenstich-wegmach-Gerät.

Dann aber schnell mit der U-Bahn zurück zum Hauptbahnhof!

Wir entrannen übrigens sehr knapp dem Unwetter, das an dem Tag grosse Teile des deutschen Bahnverkehrs lahmlegte – in Berlin hörten wir die Ansage „… hat ca. 190 Minuten Verspätung“ – sowie dem drohenden Bahnstreik.

Dafür war die Fahrt von Berlin nach Prag keine grosse Freude.

Wir fuhren drei Stunden durch brandenburgisch-sächsische Funklöcher, im Zug sassen Horden besoffener Männer, die sexistische Lieder durch den Waggon grölten, und die Reservierungssituation war die gleiche wie vor 25 Jahren bei jeder einzelnen Fahrt nach Prag: unser Waggon war statt eines 2.-Klasse-Waggons ein 1.-Klasse-Waggon, der weniger Sitze hat, und in Dresden stiegen natürlich Leute zu, die die selben Plätze reserviert hatten wie wir – aber während früher wir dann diejenigen waren, die trotz Reservierung auf dem Gang sitzen mussten, waren wir zum Glück diesmal die, die eher eingestiegen waren.

In Prag entkamen wir endlich den grölenden Horden.

Sogar in der Metro war es total still dagegen.
(Gegen die Lissabonner Metro auch. ;-) )

Bevor wir zu unserer Lieblingsferienwohnung in unserem Prager Lieblingsvorort liefen, gingen wir zum Abendbrot in die Lieblingsvorortkneipe. Als wir nach dem Essen unsere Rucksäcke wieder aufhuckelten, fragte uns eine Frau vom Nachbartisch: „Seid ihr schon lange unterwegs?“, und wir antworteten: „Erst drei Tage. Aber wir wollen noch nach Istanbul.“ Daraufhin guckte sie uns an, als wären wir von einem anderen Planeten, aber wünschte uns trotzdem eine gute Reise.

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(1) Turku-Stockholm-Berlin-Prag
(2) Prag
(3) Prag-Wien
(4) Wien
(5) Wien-Bukarest
(6) Bukarest
(7) Bukarest-Istanbul
(8) Istanbul
(9) Istanbul-Sofia
(10) Sofia
(11) Sofia-Athen
(12) Athen
(13) Kineta
(14) Kineta-Patras-Bari-Rom
(15) Rom
(16) Florenz
(17) Pisa
(18) Pisa-La Spezia-München-Berlin-Stockholm-Turku

4 Kommentare zu “Turku-Istanbul mit dem Zug (1): Turku-Stockholm-Berlin-Prag

  1. Danke fürs Mitnehmen 😊
    Das Mückenstichgerät heißt bei uns „der Stift des Schmerzes“

  2. Welches Mückenstichgerät habt ihr gekauft? Seid ihr damit zufrieden?

  3. Pingback: 23-07-25 Handykette als Sanitärhilfsmittel – iberty.de

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