Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Turku-Istanbul mit dem Zug: (13) Kineta

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Dienstag, 11. Juli – Donnerstag, 13. Juli 2023

Die Kinder hatten sich – wenn schon Urlaub im Süden, dann richtig! – neben den ganzen Zugfahrten und Städten auch ein bisschen Strandurlaub gewünscht.

An die türkische Mittelmeerküste kommt man leider nicht mit dem Zug. Wer nicht einen Tag lang im Bus sitzen will – und wer will das schon? – fliegt. Und sitzt dann in Antalya und Co. in Hotelburgen fest. Das war beides nicht, was wir uns für diesen Urlaub vorgestellt hatten (oder jemals für einen Urlaub vorstellen würden).

(Unvergessen, wie der Ähämann einmal von Arbeit nach Hause kam und mitteilte, er würde gern an einer Tagung in der Türkei teilnehmen, aber leider wäre die genau über Ostern, und ich sagte, kein Problem, wir können ja mitkommen, weil ich dachte, die Tagung fände in Istanbul oder Ankara statt, aber Tagungsort war ein Hotel in Antalya, weswegen der Ähämann dann doch alleine hinflog und berichten konnte, dass alles noch schlimmer ist, als wir es uns vorgestellt hatten.)

Jedenfalls hatte uns der Ähämann stattdessen einen kleinen griechischen Badeort mit Bahnanschluss gesucht, und so dauerte, als wir aus Athen abreisten, der Weg zum Bahnhof länger als die Zugfahrt zum nächsten Reiseziel.

Als wir in Kineta aus der Regionalbahn stiegen, fühlte es sich an wie im Backofen. Es dauerte allerdings noch ein bisschen, bis wir ins Meer springen konnten, denn zuerst erreichten wir unsere Vermieterin nicht, und dann standen wir ewig vor dem Tor, weil sie auf ein Auto wartete. „Ihr seid zu Fuss?!“, fragte sie ganz erstaunt, als wir sie nochmal angerufen hatten. (Und bot uns sofort an, uns zum Supermarkt zu fahren, falls wir was brauchten.)

Tatsächlich sollten wir ziemlich schnell feststellen, dass in Kineta kein Mensch auch nur einen einzigen Schritt läuft: man fährt zum Strand, in den Laden, ins Restaurant, zum Eiskiosk.

Dabei kamen wir auch ohne Auto gut klar: der Strand war gleich hinterm Haus, ein Strandrestaurant 200 m, ein Kiosk 700 m, eine Konditorei 800 m, ein Dorfkonsum – einen derart bestückten Laden habe ich zuletzt in meiner Kindheit gesehen  – anderthalb Kilometer entfernt. Nur der richtige Supermarkt wäre drei Kilometer weg, am anderen Ende des Ortes, gewesen. Aber den brauchten wir in den anderthalb Tagen auch nicht unbedingt.

Kineta hat nur ein einziges, kleineres Hotel, und den Strand teilten wir uns mit nur einer Handvoll Einheimischer. Wir lagen einen ganzen Tag lang unter Bastschirmchen am Strand und schwammen im klaren, warmen, unglaublich blauen und unglaublich salzigen Wasser. Die Kinder bekamen eine Taucherbrille gekauft, die sich später am Tag noch als nützlich zum Tränken einer durstigen Strandkatze herausstellen sollte. Mittagessen holte uns der Ähämann aus der Souflaki-Bar, Abendbrot machten wir am Sandwichkiosk, und zum Nachtisch gab’s ein Softeis aus der Konditorei. Der grosse Herr Maus und ich guckten ein bisschen sehnsüchtig zu den Bergen hinauf. Abends sassen wir auf der Terrasse, hörten – nachdem die Zikaden, die früh im ersten Dämmerlicht alle gleichzeitig zu zirpen angefangen hatten, verstummt waren – die Wellen an den Strand schwappen, sahen ewig einem Auto mit Blaulicht nach, das auf der Autobahn am Berghang entlang Athen zustrebte, und wurden dabei von einer Million Mücken zerstochen.

Um nichts in der Welt hätte ich das gegen eine Pauschalreise in eine Hotelburg eintauschen wollen.

***
(1) Turku-Stockholm-Berlin-Prag
(2) Prag
(3) Prag-Wien
(4) Wien
(5) Wien-Bukarest
(6) Bukarest
(7) Bukarest-Istanbul
(8) Istanbul
(9) Istanbul-Sofia
(10) Sofia
(11) Sofia-Athen
(12) Athen
(13) Kineta
(14) Kineta-Patras-Bari-Rom
(15) Rom
(16) Florenz
(17) Pisa
(18) Pisa-La Spezia-München-Berlin-Stockholm-Turku

4 Kommentare zu “Turku-Istanbul mit dem Zug: (13) Kineta

  1. Da erinnere ich mich doch an den einzigen Türkeiurlaub meines Lebens (damals noch mit dem Flugzeug): wir hatten das allerkleinste Hotel aus dem Reisekatalog ausgesucht, 28 Zimmer. Das Hotelchen war in Kalkan, einem damals kleinem Örtchen am Meer. Eine großartige Wahl! Mit dem Dolmus sind wir durch die Gegend gefahren, eine türkische Reisegruppe die zum langen Zuckerfest-Wochenende im Hotel war, lud uns zu ihren Ausflügen ein, es war eine grossartige Zeit. Wir sind mit dem Bus für eine Nacht nach Fetiyhe gefahren, waren in Efesus und Pamukkale, sind über versunkenen Ruinen geschwommen. Zur Abreise wurden wir dann mit dem Bus zum Abflughafen gefahren, vorbei an den Touristenhochburgen. Da haben uns sehr gegruselt.

  2. Pingback: 23-08-29 Lichterlohes Lodern über Dithmarschen – iberty.de

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