Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Sommerferien minus 9

Finnland hat 6493 bestätigte Coronafälle.

Heute war der erste Tag in dieser Woche, an dem ich nicht gefroren habe.

Das lag aber auch nur daran, dass ich nicht den halben Tag auf zugigen Schulhöfen und Sportplätzen herumstehen musste, sondern den ganzen Tag auf unserer windgeschützten Gartenbank sitzen und den Hummeln beim Nektarsammeln, den Blaumeisen beim Jungefüttern, dem Rhabarber beim Wachsen und den Gänseblümchen, den Tulpen, den wilden Veilchen und dem Löwenzahn beim Blühen zusehen konnte.

Die Herren Maus sind in ein italienisches Fertighaus umgezogen. Besuch und Post kamen auch schon.


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Sommerferien minus 12

Finnland hat 6380 bestätigte Coronafälle.

Jedes Jahr, wenn sich das Schuljahr schon deutlich dem Ende zuneigt, denke ich, dass im Mai, wenn abends um neun bei strahlendem Sonnenschein draussen noch die schönsten Spiele im Gange sind, es erst gegen elf dunkel wird und der Himmel sogar um Mitternacht noch dunkelblau ist, die Schule erst um zehn anfangen sollte.

Dieses Jahr hat sich mein Wunsch für die letzten zweieinhalb Wochen erfüllt. Da unsere Kinder jetzt ja keinen Fernunterricht mehr haben, sondern offiziell selbstständig unter elterlicher Aufsicht zu Hause lernen und ihre Aufgaben jeden Tag schnell erledigt haben, haben wir uns auf Ausschlafen bis um neun geeinigt. Ich stehe mit dem Ähämann eine Stunde eher auf, aber wenn die Kinder an den Frühstückstisch kommen, ist niemand mehr morgenmuffelig.

Das Fräulein Maus hat montags nicht viel zu tun, da sie da unter Anderem je eine Doppelstunde Kunst und Sport hat. Die Kunstlehrerin hat ihr schon schöne Ferien gewünscht, und Sport machte sie erst abends. Dafür half sie dem kleinen Herrn Maus bei seinem Kunstprojekt – ein Haus aus Naturmaterialien bauen – und sie waren stundenlang gemeinsam mit Säge und Heisskleber zugange.

Das Wetter fängt sich auch langsam wieder. Es geht immer noch ein recht eisiger Wind, aber die Sonne scheint, und es wird jeden Tag ein, zwei Grad wärmer. Den ganzen Nachmittag mit den Hortkindern draussen zu sein, ist kein Problem mehr.

Als das Fräulein Maus, der kleine Herr Maus und ich es uns abends im Elternbett gemütlich machten und gemeinsam noch mindestens eine Stunde lesen wollten, war es schon wieder um zehn. (Dabei schien die Sonne noch ins Schlafzimmer!)

Zum Glück können wir in diesem Mai tatsächlich jeden Tag erst um zehn mit der Schule anfangen!


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Coronaklausur, Tag 46

Finnland hat 5176 bestätigte Coronafälle.

Irgendwie war im April mehr Mai als jetzt.

Aber gut. Kann man sich an Ausflugsziele träumen, die, auch wenn sie nicht unter „Auslandsreise“ fallen, noch eine Weile tabu sein werden.

Oder weiter den Rest des Zimmertauschs erledigen: Schränke aufräumen, weiter ausmisten, einen Schreibtisch an eine neue Besitzerin bringen.

Oder 130 Törtchen backen, weil der Teig gerade so eine schöne Konsistenz hat.

Oder endlich mal in aller Ruhe die letzte Woche von zwei Harfenhändlern geschickten Klangbeispiele anhören (und ganz schnell einen Favorit haben).

Alles gar nicht so schlecht. Aber wehe, die für morgen versprochenen 14 Grad und Sonne treffen nicht ein!


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Coronaklausur, Tag 32

Finnland hat 3681 bestätigte Coronafälle.

Als heute gleich nach dem Aufwachen wieder schönster Sonnenschein war, beschlossen wir, dass wir keinen einzigen Tag mehr warten wollten, um endlich den Buschwindröschenweg zu gehen. Obwohl es dafür immer noch ganz schön zeitig ist.

Aber der Frühling ist sooo weit dieses Jahr!

Als wir wieder zu Hause waren, packte das Filmteam Maus – die Herren Maus arbeiten seit Tagen gemeinsam an einem Film zu einem noch geheimen Thema, bei dem sie Drehbuchautor, Regisseur, Kostümbildner, Schauspieler und Filmeditor (sogar finnische Untertitel sind vorgesehen!) sind – seine Requisiten in Rucksäcke, radelte in den nächstgrösseren Wald, weil es dort den für die Dreharbeiten zur nächsten Szene benötigten grossen Felsen gibt, und kam zwei Stunden später zerkratzt und zerschunden, aber sehr fröhlich und einträchtig zurück und editierte eine weitere Stunde das neu produzierte Filmmaterial. Wir sind sehr gespannt auf die Premiere!


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Coronaklausur, Tag 21

Finnland hat 2308 bestätigte Coronafälle.

Heute war der wärmste 7. April seit Beginn der finnischen Wetteraufzeichnungen. Bei uns waren 15°C, aber irgendwo in Finnland wurden sogar 17,5°C gemessen. Wir haben das genossen, keine Frage. Aber es macht mich so wütend, dass jetzt schon wieder Rufe laut werden, ob Finnland nicht angesichts der durch die Coronabeschränkungen hervorgerufenen wirtschaftlichen Krise seine Klimaziele lieber erstmal hintenanstellen sollte. Dümmer kurzsichtiger geht immer.

Es ist jedenfalls sehr frühlingshaft.

Die liebste Freundin klagt mir seit Jahren ihr Leid, dass die Hasen jedes Frühjahr alle Krokusse in ihrem Garten abfressen. Seit Jahren habe ich mich gewundert und geantwortet: „Also bei uns nicht“, obwohl wir hier auch dauernd Hasen ums Haus hoppeln sehen. Tja. Freund Hase hat in den letzten Nächten nun auch bei uns sehr akribisch alle Krokusse abgeknispelt. Und dann hat er noch ein bisschen mit den Träubchen weitergemacht. „Sei nicht sauer“, sagten die Kinder, „vielleicht war’s der Osterhase!“ Ich bin nicht sauer. In unserem Garten ist Platz für alle Lebewesen. Aber für die Bienen und Hummeln, die jetzt um ihr wichtigstes Futter gebracht sind, tut’s mir leid.

Ansonsten heute – Corona macht’s möglich – eine etwas ausufernde deutsche Dienstbesprechung gehabt, die aber doch ganz nett war. Sonst findet die in Helsinki statt, und wir in unserem Turkuer Aussenposten machen unser eigenes Ding. Das ist eins der Dinge, die gut so sind, wie sie jetzt sind, und die hinterher gern so bleiben dürfen. (Mehr als die Hälfte der jetzt zu Hause arbeitenden Finnen möchte das übrigens hinterher gern beibehalten.)

Dann zwei Einkäufe. Obwohl ich ja derzeit eigentlich so selten wie möglich einkaufen gehe. Aber diese beiden Einkäufe waren coronakonform.

Zuerst fuhr ich bei Ikea vorbei. Dort kann man sich derzeit seinen Einkauf online zusammenstellen, bezahlen und ein paar Stunden später abholen. Wenn man zehn Minuten vor Ankunft eine SMS mit seiner Bestellnummer und seinem Autokennzeichen schickt, bekommt man seinen Einkauf direkt ans Auto geliefert. Mit ausgestrecktem Arm bekam ich noch die Quittung gereicht, die ich mit ausgestrecktem Arm entgegennahm, wobei ich mich sehr überschwänglich für den sehr tollen Service bedankte.

Dann fuhr ich zum Lieblingsgartenmarkt. Dort steht sowieso alles im Freien, es ist nie sehr voll, und heute hatte man dort sogar eine Kasse im Freien aufgebaut. Eigentlich wollte ich sogar vermeiden, einen Einkaufswagen nehmen zu müssen, und hatte ein Klappkörbchen dabei, aber der Pflanzenkauf ist dann ein bisschen eskaliert. Immerhin ist es jetzt im Vorgarten wieder bunt, und für die Bienen ist auch was dabei.

Abends ging noch ein längerer Regenschauer nieder, auch das war gut für den Garten (und die erste Regentonne ist schon fast voll!), und das Fräulein Maus, der kleine Herr Maus und ich hatten es drin sehr gemütlich: der kleine Herr Maus wollte sich nämlich – wie die grosse Schwester es schon getan hat – eine Mundmaske nähen. (Dabei brauchen die Kinder sowas am wenigsten. Sie kommen wirklich überhaupt nicht unter andere Leute. Gestern waren sie im Nachbargarten auf dem Trampolin. Aber nicht die gesamte Nachbarskinderschar gemeinsam, wie in anderen Jahren, sondern nur geschwisterweise. Sie hatten das vorher untereinander beredet und zogen das dann genau so durch. Sagte ich schon, dass ich die alle toll finde?!) Das Fräulein Maus musste dem kleinen Herrn Maus beim Nähen ab und zu helfen – allerdings mehr beim Umsetzen der Anleitung als bei der Bedienung der Nähmaschine, denn das kann er ja – und ich half ihr dazwischen bei den Chemiehausaufgaben.

Morgen muss ich mich dann aber wirklich ernsthaft an das Fotobuch für den grossen Herrn Maus setzen!


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Coronaklausur, Tag 14

Finnland hat 1384 bestätigte Coronafälle.

Seit zwei Wochen machen wir Schule zu Hause gehen die Kinder zum Unterricht nicht mehr ausser Haus.

Es ist ein bisschen wie zu Ferienbeginn: da gibt es auch immer geschwisterliche Kämpfe und Verwerfungen, die es sonst nicht gibt, weil sie sich erst wieder daran gewöhnen müssen, so viel Zeit miteinander verbringen. Aber jetzt ist nach zwei Wochen ein gewisser Frieden unter den Geschwistern eingezogen. Nicht, dass es kein Gezänk mehr gäbe (haha, niemals!), aber wir sind alle entspannter miteinander als vor zwei Wochen.

Gut, dass es so ist, denn uns stehen, wie wir seit gestern Abend wissen, weitere vier Wochen Schulschliessung, also acht insgesamt, bis 13. Mai, bevor. (Und ich wette ja, dass für die letzten zweieinhalb Wochen die Schulen dann auch nicht mehr aufgemacht werden. Diese Möglichkeit wurde jedenfalls gestern abend auch schon mehr als angedeutet.)

Grosse Finnlandliebe bei mir ob der Tatsache, dass hier trotz Schulschliessung ganz bewusst nicht von kotiopetus, also Homeschooling, gesprochen wird, sondern von etäopetus, also Fernunterricht, und dass es auch tatsächlich so ist. Das letzte Mal mit dem Schulkram eines der Kinder habe ich mich am Freitag beschäftigt, als das Fräulein Maus Hilfe beim Umstellen von Gleichungen brauchte. (Die hätte sie sich aber vermutlich ganz genauso für die Hausaufgaben erbeten, wenn sie normal in die Schule gegangen wäre an dem Tag.)

Es ist jetzt schon klar und wird auch so eingeplant, dass es im nächsten Schuljahr mehr Ressourcen für den Förderunterricht geben muss, damit die Kinder, die mit dem Fernunterricht nicht so gut klarkommen, Lücken schnell schliessen können. Und ich bewundere wirklich die Lehrerinnen und Lehrer, die jetzt neben der ganzen Organisation des Fernunterrichts fast täglich anbieten, zusätzlich zum täglichen Videounterricht bei Fragen und Problemen immer auch für den Einzelnen erreichbar zu sein. Die Klassenlehrerin des grossen Herrn Maus rief heute innerhalb von zwei Stunden alle ihre Schüler*innen reihum an, um mit jedem persönlich darüber zu sprechen, wie sich der Fernunterricht für sie anfühlt, was gut daran ist, wo sie mehr Unterstützung bräuchten.

Wenn mir eins wirklich überhaupt gar keine Sorgen macht derzeit, dann Schule.

Nachmittags auf Wunsch der Herren Maus fünf Bleche Griesskekse mit ihnen gebacken. Danach brachen sie beide vorm dienstäglichen Musikschulmarathon schnell noch gemeinsam zu einer kurzen doch recht langen Radtour auf. Die Strassen sind schon wieder schneefrei.

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Presseschau.

Heute entdeckt, dass es die Lieblingsheimatstadt bis in die finnischen Nachrichten – auf die Seite mit den weltweiten Coronanews – gebracht hat, dem dortigen Link gefolgt, zufällig ein dort verlinktes Video entdeckt und dann einen kurzen Heimwehanfall – die Müllabfuhr ist vor unserem Haus! gefilmt – erlitten.

Wenn ich einen grossen Wunsch freihätte, dann den, dass wir im Juni wie geplant hinfahren können.

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Ausserdem: Sanna Marin, unsere Premierministerin, in der Vogue.


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Augenrollwoche

Letzten Sonntag wurde das letzte Weihnachtsplätzchen, ein Wochen vorher unter viel Gegiggel gemeinsam ausgerolltes und verziertes Riesenplätzchen, geschwisterlich geteilt und verzehrt.

Na, wer hat Trudes Tier erkannt?!

Am Montagmorgen fingen Gebrüll und Gezänk direkt am Frühstückstisch an. Montag ist der einzige Tag, an dem Morgenmuffel, Pulverfass und Springinsfeldalle drei Kinder gleichzeitig frühstücken, und es war der erste normale Montag seit langem: die letzten drei Montage waren Ferien, am Montag vor den Ferien waren sie direkt von der Fähre aus in die Schule gegangen, am Montag davor waren wir im Erzgebirge, und wenn ich mich recht erinnere, war am Montag davor mindestens ein Kind krank gewesen und im Bett geblieben.

Es folgte eine Woche mit extrem viel geschwisterlichem Gezänk und unzähligen nachmittäglichen Beschwerdeanrufen über den jeweils anderen bei mir auf Arbeit. Das Pulverfass war noch explosiver als sonst und explodierte ausserdem besonders lautstark.

(Apropos Pulverfass. Einst sagte der Motorsägenmann, als er einen der zahlreichen Brüllanfälle des vierjährigen grossen Herrn Maus miterlebte und ich augenrollend zu ihm sagte, dass ich eigentlich gedacht hätte, dass diese Anfälle in dem Alter langsam wieder aufhörten, scherzhaft zu mir: „Bei manchen dauert das Trotzalter eben, bis sie 18 sind.“ Ich lachte damals schon ein bisschen schief darüber, aber offensichtlich hatte er recht, der Motorsägenmann.)

Schnee wäre sicher hilfreich. Aber ach.