Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Die schönste Ferienwoche des Jahres

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Mal davon abgesehen, dass ich damals, als ich anfing, ein Instrument zu lernen, noch nicht mal frei wählen durfte, welches Instrument ich gern spielen würde – denn auch die Musik unterlag in der DDR der Planwirtschaft, und ich durfte damals wählen zwischen Klavier und Geige, wobei Klavier aus Platzgründen von vornherein ausfiel – musste man auch jahrelang für sich allein im stillen Kämmerlein Etüden üben, bevor man mal etwas durfte, was wirklich Spass gemacht und motiviert hätte: gemeinsam musizieren nämlich. Erst ab der fünften Klasse hätte man ins Orchester gedurft, allerdings auch nur unter der Bedingung, dass man wirklich schon herausragend gut spielen kann. (Ja, ich hab‘ nach drei Jahren die Geige an den Nagel gehängt.)

Deswegen bin ich so froh, dass z.B. das Fräulein Maus von Anfang an mit anderen gemeinsam musizieren durfte. Deswegen – und auch weil sie letztes Jahr so grosse Freude daran hatte, im Musiklager im Orchester mitzuspielen, hat sie dieses Frühjahr auch in einem Orchester des Konservatoriums mitgespielt. Wir hätten es uns eigentlich gleich denken können: das war leider eine wenig motivierende Erfahrung und das Konzert eine einzige Werbeveranstaltung für das Konservatorium, bei der nicht die Musiker, sondern die ach-so-tolle Institution im Mittelpunkt standen. Wir alle trösteten uns damit, dass das Fräulein Maus auch diesen Sommer wieder zum Musiklager in den Nachbarort gehen würde.

Dort vollbringen sie wahre Wunder – am Montag kommen die Kinder da hin, haben noch keine Note für ihren Orchesterpart gesehen, manche haben vielleicht noch nie in ihrem Leben in einem Orchester gespielt, und ab Donnerstag schon spielen sie für sie völlig neue Stücke als Solisten oder mit wenigen anderen auf verschiedenen Konzerten – das Fräulein Maus trat z.B. gemeinsam mit allen anderen sieben Harfen, aber auch allein mit einem kleinen Hornbläser auf – und am Sonntag spielen sie im Orchester wie die Profis. (Und dann klatscht der Dirigent des Blasorchesters der Kleineren nach dem Auftritt beim Rausgehen alle einzeln ab, und mir wird ganz warm ums Herz.)

„Das mit dem Orchester im Konservatorium schenken wir uns nächstes Jahr“, sage ich zum Fräulein Maus, „aber hierher kannst du meinetwegen die nächsten zehn Jahre gehen!“ (Und ich sage das auch aus purem Eigennutz, weil ich die Konzerte dort alle so wunderschön finde.) „Und danach auch noch!“, antwortet sie, und dann geht sie ihre Harfenlehrerin und ihre neuen Freundinnen zum Abschied umarmen. Und: „Ich fänd’s schön, wenn das Musiklager vier Wochen dauern würde statt nur eine!“ seufzt sie.

3 Kommentare zu “Die schönste Ferienwoche des Jahres

  1. … und vor der Konzertflöte (die im Schulorchester noch fehlte, Planwirtschaft!) MUSSTE 2 Jahre lange die Blockflöte sein. Ich hab‘ sie gehasst und mich auch später nie wirklich mit ihr angefreundet. Mir wäre Klavier oder Akkordeon oder Gitarre viiiiel lieber gewesen. – Schön, dass Deine Tochter so wohltuend andere Erfahrungen machen darf :).

  2. Ich bin auch ein bisschen neidisch. Und traurig, weil ich kein Instrument spiele. Mir ging es ähnlich wie dir: Ich war damals in einem Kurs für Blockflöte und Geige. Dummerweise ging es wochenlang nur um die Geige und ihre, die Flötenschüler kamen höchstens am Rande vor. Ich habe dann schnell aufgegeben und zu mehr als ein paar Gitarrenakkorden hast es nie gereicht. 😕

  3. Ich melde mich auch mal zu Wort – ich bin sonst immer stille Mitleserin – so als Geigenspielerin quasi….
    Ich wollte mit 5 Jahren UNBEDINGT und ausschließlich und sofort jetzt gleich Geige lernen. Es hat mich fasziniert. Meine Eltern waren vorsichtig kritisch, so ein 5jähriger Zwerg und dann Geige…. Mein Opa, der selbst Geige gelernt hat, war es am Ende der sagte „…dann zahl ich eben die Stunden und das Instrument!“ und so war es dann auch im ersten Jahr. Schnell haben meine Eltern gemerkt, das ich es wirklich wollte.
    Wichtig war beiden, dass es keine 08/15-Musikschule war. Ich habe in einer kleinen aber feinen dörflichen Suzuki-Schule gelernt. Wir waren alles Kinder aus dem Ort, man kannte sich. Und was sehr wichtig war: Von Anfang an das Miteinanderspielen. Das war nach können geordnet. Anfangs spielten alle mit und Schritt für Schritt wurde das Grüppchen kleiner – denn die Fortgeschrittenen spielten Sätze aus Konzerten von Vivaldi beispielsweise.
    Was ich davon mitgenommen habe (ich hatte über 10 Jahre Unterricht), ist nicht nur das Geigespielenkönnen, sondern viele schöne Stunden miteinander Musik machen (Wir haben dann auch sehr oft in der Kirche gespielt – der Ehemann der Geigenlehrerin war unser Gemeindepfarrer), zufällig war ein Mitgeiger noch in meiner Schulklasse und wir haben da öfters im Muskunterricht gespielt. Aber auch das aufeinander hören, Rücksicht nehmen und mein Gehör: Mein Mann behauptet, ich höre das Gras wachsen. Geige spielt man eben vor allem nach dem Gehör. Und – da wir alles auswendig spielen mussten: ich hab noch immer ein sehr gutes Gedächtnis. Kann mir aber vor allem Lieder und Noten gut merken – was mir jetzt bei der Guggenmusik gut tut. Denn inzwischen hab ich noch Lyra gelernt und spiele inzwischen 2 Instrumente (Blockflöte wäre niemals mein Ding gewesen. Ein Klavier ist vorhanden – kein Interesse. Gitarre hätte ich noch gut gefunden. Spielt aber alles mein Mann, inkl. Tuba.): Musik ist was tolles.

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