Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Lustigstes Lehrbuch

Das Fräulein Maus „lernt“ jetzt am Gymnasium Deutsch.

Ich fand die Idee erst ein bisschen seltsam, aber zwei ihrer Karriereberatungslehrerinnen hatten ihr zugeredet: sie würde ja in keinem Anfängerkurs sitzen, sondern gemeinsam mit Schüler*innen, die schon seit der ersten oder spätestens der dritten Klasse Deutsch gelernt haben. Ausserdem hat sie bei theoretischem Wissen über zum Beispiel deutsche Grammatik durchaus noch Bildungslücken, und ganz ehrlich: wer sich seit sechzehn Jahren tapfer und klaglos zweisprachig durchs Leben schlägt, darf es sich in einem einzigen Schulfach auch mal leicht machen.

Fun fact: Sie hat an ihrem eigenen Lehrbuch mitgearbeitet. :D

(Ihre Lehrbücher sind jetzt am Gymnasium alle digital, weswegen sie sich früh mit nichts als einem Stoffbeutel mit ihrem von der Schule gestellten Laptop drin auf den Schulweg macht.)


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Zweisprachig vorlesen

Seit ich im Hort arbeite, lesen wir jeden Tag zweisprachig vor. Immer abwechselnd jeweils einen Abschnitt – oder manchmal auch nur ein, zwei Sätze – erst auf Deutsch, dann auf Finnisch.

Es ist aber gar nicht so einfach, passenden Lesestoff zu finden.

Nicht alle Kinderbücher gibt es natürlich in beiden Sprachen. Und selbst wenn, kann die Übersetzung noch völlig schlecht und ungeeignet sein. „Petterson und Findus“ ist auf Finnisch nicht halb so lustig wie auf Deutsch. „Latte Igel“ ist so frei übersetzt, dass ganze Abschnitte in einer anderen Reihenfolge oder ganz weggelassen sind. Von der „Kleinen Hexe“, die wir in einer ganz neuen, überarbeiteten Auflage besitzen, war in der Bibliothek auf Finnisch nur eine uralte Version aufzutreiben, in der in einem Kapitel wilde Neger und blutrünstige Chinesen vorkamen, was die Kollegin dann ohne Vorwarnung auf der Stelle irgendwie umimprovisieren musste. Und in der finnischen Version von „Mini muss in die Schule“ hat Mini am ersten Schultag statt einer Zuckertüte ein Proviantpaket dabei. Ein Proviantpaket! Wo sogar unsere finnischen Deutschklässler*innen eine Zuckertüte bekommen!

Nebenher muss es sich natürlich auch noch um für Erst- und Zweitklässler*innen geeigneten Lesestoff handeln. Und entweder muss ich das Buch auf Deutsch zu Hause haben und die Bibliothek das gleiche Buch auf Finnisch, oder die Bibliothek das Buch in beiden Sprachen. Alle zwei Jahre könnten wir die Bücher natürlich auch wieder von vorn lesen, aber ich will beim Vorlesen schliesslich auch ein bisschen Spass haben…!

Deswegen habe ich mich so gefreut, als ich zufällig über den Blog von Heidi Viherjuuri, einer in Köln lebenden finnischen Autorin, gestolpert bin – diese spiegelverkehrte Sicht auf die Dinge finde ich nämlich immer sehr spannend – und dann dort gesehen habe, dass sie nicht nur genau solche Kinderbücher schreibt, von denen wir mehr gebrauchen könnten für unsere Hortkinder, sondern dass es die sogar auch auf Deutsch gibt.

Und grossartig, wie unsere Bibliothek ist, brauchte es nur einen Online-Buchanschaffungsvorschlag, und schwupps, waren die ersten zwei Hilja-Bücher auf Deutsch – und das Weihnachtsbuch, das auf Deutsch gerade erst erschienen ist, kommt auch noch – für die Turkuer Bibliothek bestellt und für mich reserviert.

Vorgestern haben wir angefangen vorzulesen.

Und schon auf der zweiten Seite musste ich sehr lachen.

Tanja Küddelsmann hat das Buch übrigens so wunderbar fast wortwörtlich übersetzt, ohne dass die Sprache darunter leidet, wie man es sich für unsere Zwecke nur wünschen kann. Und das Allerbeste ist: es gibt einen Saunawichtel in der deutschen Fassung, keinen Saunaelf. Jetzt kann ich mich uneingeschränkt auf „Hilja und der Weihnachtszauber“ vorfreuen!


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Coronaklausur, Tag 2

Geburtstag.

Wann sie denn eigentlich ihre Geschenke auspacken solle, hatte das Fräulein Maus schon seit Wochen überlegt. Denn, das ist mal klar, dabei muss die ganze Familie dabeisein. Und vorher singen. Nun würde ihr Tag aber kurz nach sechs anfangen, wenn die Brüder noch tief und fest schlafen, und statt zu erwarten, dass sie an ihrem Geburtstag mit ihr aufstehen, erwog sie sogar, bis zum Abend mit ihren Geschenken zu warten. (Schliesslich ist sie sowieso erst abends geboren!) Aber wenn sie dann nach dem Harfenkonzert im Nachbarort frühestens um acht abends heimkäme, das wäre schon sehr spät… Es beschäftigte sie sehr.

Tja, hatte sich alles erledigt. Wir schliefen alle bis um acht, zündeten vierzehn Kerzen an und gingen dann singend in ihr Zimmer, um sie aufzuwecken, wo sie allerdings schon lange vor Aufregung aufgewacht war, und dann konnte sie in aller Ruhe vor einem halbwegs selbstgewählten Schulbeginn ihre Geschenke auspacken und mit uns allen Geburtstagstorte essen.

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Schule.

Obwohl die Schulen gerade mal den zweiten Tag geschlossen sind und wir gerade mal den vierten Tag ernsthaft Schule zu Hause machen, kommt es mir vor, als wären die Kinder vor einer Ewigkeit das letzte Mal zur Schule gegangen. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass das richtig gut läuft mit dem Fernunterricht; dass der sehr nahe an den echten Unterricht herankommt und sehr weit entfernt ist von blossem Aufgabenabarbeiten.

Der Stundenplan gilt weiterhin. Das Fräulein Maus und der grosse Herr Maus haben regelmässig richtigen Unterricht per Videoschaltung. Ausserdem bekommen sie Aufgaben, die sie während der entsprechenden Unterrichtsstunde bearbeiten und zurückschicken müssen. Wenn ihnen etwas unklar ist, können sie mit ihren Klassenkameraden chatten oder der Lehrerin eine Nachricht schicken. Der kleine Herr Maus rief heute früh kurzerhand bei seiner Lehrerin an, weil er ein Problem hatte, und bekam freundlich Hilfe.

Jedes Mal denke ich wieder, wie einfach das hier ist, wo es Wilma gibt und digitale Lernmittel schon längst gang und gäbe sind. Der Übergang hätte für Schüler und Lehrer gleichermassen nicht komplikationsloser sein können, weil alle die benötigten Techniken schon beherrschten. Die Grossen haben natürlich einen Extravorteile durch ihre eigenen Schultablets und -laptops, auf denen alle benötigten Programme auch schon längst installiert sind, aber die Lehrer finden auch kreative Lösungen: der kleine Herr Maus, der seit der ersten Klasse entweder mit einem der klasseneigenen iPads oder seinem eigenen Telefon SeeSaw benutzt, um zum Beispiel seine Werkarbeiten oder zum Schulstoff erstellte Videoclips mit uns zu teilen, lädt jetzt dort seine abfotografierten fertiggestellten Aufgaben hoch und bekommt sie mit direkt ins Foto gemalten Korrekturen dorthin zurückgeschickt.

Nur mir wird langsam schwindlig von den vormittags im Fünf-Minuten- und nachmittags mindestens im Stundentakt eintrudelnden Benachrichtigungen über neue Mitteilungen, neue geteilte Elemente und neue Wilma-Einträge: es gibt sogar weiterhin stundenbezogene Einträge wie „aktive Mitarbeit“ oder „Hausaufgaben vergessen“!

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Arbeit.

Mittags radelte ich auf Arbeit. Die beste Chefin und ich hatten gestern noch gemeinsam beschlossen, auch die Nachmittagsbetreuung als Fernhort weiterzuführen. Wir stellen jetzt jeden Tag irgendeine kleine Beschäftigung – Bastelanleitungen, Sportübungen, Wissenschaftsdienstagsexperimente, Linktipps – auf unsere Webseite. Gestern fingen wir mit einer kindgerechten Linksammlung zu Beiträgen von „Maus“ und „logo!“ zum Thema Coronavirus an. Ausserdem haben wir beschlossen, auch unser Vorleseprojekt – wir lesen jeden Tag vor dem Vesper ein bisschen vor, das gleiche Buch immer abschnittsweise abwechselnd erst auf Deutsch und dann auf Finnisch – weiter für die Kinder anzubieten. Also nahmen wir heute zweieinhalb Stunden lang kapitelweise das Buch, das wir gerade angefangen hatten zu lesen, nochmal von vorn und dann bis zum Ende auf. Uff. Ich wollte dann den Rest des Tages nicht mehr reden.

Wie es ansonsten weitergeht mit dem Hort, wissen wir gerade auch kein bisschen. Vielleicht bleiben die Schulen gleich bis zum Sommerferienbeginn zu, vielleicht wird im Mai wieder in den Schulen unterrichtet, dafür der Ferienbeginn auf bis nach Juhannus verschoben… Wenn das tatsächlich alles so lange dauert – was ich aus Biologensicht nur befürworten kann! – kann es leider gut sein, dass wir demnächst beurlaubt werden. Wir werden sehen.

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Auslüften.

Als ich wieder zu Hause ankam, war es höchste Zeit, die zu Hause arbeitende und lernende Familie zu lüften. Wir packten Kaffee und Kuchen ein und radelten zum nahegelegenen See.

Der Parkplatz dort war so voll wie sonst nur an Wochenenden während der Schlittschuhsaison. Überhaupt sieht man den ganzen Tag über auffallend viele Leute draussen spazierengehen oder fahrradfahren: Mütter oder Väter mit Kindern, junge Paare, alte Leute. Sonst sieht man ja nur Jogger oder Leute mit Hunden. Wir trafen auch zufällig einen Bekannten, der mit voller Vogelguckerausrüstung am See unterwegs war, und unterhielten uns über mindestens vier Meter Sicherheitsabstand über Vorlesungen per Videokonferenz, Hybridgänse und Möglichkeiten für gemeinsame Pfadfinderunternehmungen ohne physisches Zusammensein. Das finde ich gerade wirklich sehr schön.


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Skiferien 2020, Tag 5

Den fünften Ferientag verbrachten wir im Museum.

Es regnete, stürmte, und die Enten an der Stromschnelle, auf die sich die Kinder so gefreut hatten, waren auch nicht da. Ein Winter ohne Schnee und Eis ist eben Mist, aus allen erdenklichen Gründen.

Ein perfekter Tag fürs Museum also. Zunächst aber gingen wir mit dem Ähämann mittagessen, in der Hoffnung, dass wir es dieses Jahr länger im Museum aushalten würden und es nicht wegen knurrender Mägen vorzeitig verlassen müssten.

Aber ach…!

Das Vapriikki – oder „diese Museumssammlung“, wie der kleine Herr Maus zu sagen pflegt – ist ebenso wunderbar wie viel zu gross für einen halben Tag. In den Hallen einer ehemaligen Maschinenfabrik befinden sich das Postmuseum, das Eishockeymuseum, ein Naturkundemuseum, ein Mineralienmuseum, das Spielemuseum, ein Museum über den Bürgerkrieg in Tampere – in das man aber nicht mit Kindern gehen soll – ein Medienmuseum sowie mindestens zwei Wechselausstellungen: dieses Jahr eine über Tampere als Theaterstadt und eine über das alte Rom.

Allein im Spielemuseum könnte man den ganzen Tag zubringen, weil man dort jede Menge Computer- und Automatenspiele – von den ersten in den 1970ern entwickelten bis zu den aktuellsten – ausprobieren darf.

Wir spielten ausserdem – passend zu den diesjährigen Skiferien! – Eishockey im Simulator, krochen durch einen engen Gang, um uns das Leben in der Stromschnelle von unten anzugucken, versuchten uns im Morsen von Texten, lasen Briefe berühmter Finnen, guckten uns im Postkino einen Film über die finnische Post zu ungefähr der Zeit, als ich das erste Mal nach Finnland kam, an, der mich die ganze Zeit seufzen liess, denn damals war die finnische Post tatsächlich noch schnell, zuverlässig und hatte eine Filiale in jedem kleinsten Ort. Zum Schluss spielten mir die Kinder – zu dritt kann man ja schon was auf die Beine stellen – ein kleines Theaterstück vor, für das nicht nur die Bühne bereitstand, sondern auch verschiedenste Verkleidungen sowie ein Licht- und Tonmischpult.

Dann hatten die Kinder es gerade so geschafft, alle im Museumskomplex zu findenden Objekte abzuhaken, bis wir wirklich allerspätestens losmussten.

Mit kurzem Zwischenstopp im Waffelcafé im kleinsten Steinhaus von Tampere eilten wir zum Bahnhof.

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Bahnfahren.

Während wir auf unseren Zug warteten, sah ich zum ersten Mal eine Sr3 in echt. Hm, ja. Muss ich mich erst noch dran gewöhnen, an den Anblick.

Ansonten fühlten wir uns diesmal durchsagenmässig ein bisschen wie auf der „Nils Dacke“, auf der die Nächte sowieso schon immer so kurz sind, aber auf der man noch eine halbe Stunde mit Durchsagen in vier Sprachen wachgehalten wird.

Wir fahren mit fünf Wagen, wir halten dort und dort und dort, ich bin Konduktööri Ville, bitte schon mal die Fahrkarten in der App öffnen, ich komme gleich kontrollieren, das Kaffeewägelchen fährt durch den Zug, bitte keine mitgebrachten alkoholischen Getränke konsumieren, in Turku ist es glatt auf dem Bahnsteig, Vorsicht!

Man kann sie dennoch nur lieben für ihre Informationspolitik, die finnische Bahn. Highlight diesmal – Durchsage vom Schaffner beim Halt in Toijala: „Wir müssen noch auf Passagiere aus dem Süden warten. Es wird ungefähr zehn Minuten dauern und der andere Zug wird am Gleis gegenüber halten, falls also jemand frische Luft schnappen möchte, wäre jetzt eine gute Gelegenheit dazu.“

Am Tisch gegenüber machte ein junger Mann Deutschaufgaben. Irgendwann beugte er sich über den Gang zum Fräulein Maus und fragte sie auf Finnisch, ob sie ihm mal die eine Aufgabenstellung erklären könne. Konnte sie.


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Bibliotheksliebe, geteilte

Montagabend nach Feierabend hatte ich ein Date in der Bibliothek.
(Ein recht schweigsames.)

Ich habe schon lange nicht mehr von den finnischen Bibliotheken geschwärmt?!

Neulich habe ich zum ersten Mal das Online-Formular für Vorschläge für anzuschaffende Bücher genutzt. Es herrscht ja in unserer Bibliothek eigentlich kein Mangel an deutschsprachigen Büchern, aber die Kinder wollen gern mehr Bücher aus Kirsten Boies „Möwenweg“-Reihe, von denen unsere Bibliothek bisher nur das erste und das letzte besitzt, vorgelesen bekommen. Am nächsten Tag bekam ich eine Mail, die Bibliothek hätte alle fehlenden sieben (!) Bücher – einschliesslich des neuesten, das erst nächsten Monat erscheint – bestellt. Ich habe das erste davon gleich für uns vorbestellt, und jetzt warten wir nur noch auf Lieferung.

Seit ich für die Hortkinder Vorlesebücher ausleihe, nutze ich übrigens fast nur noch den Vorbestellservice. Das spart mir die Sucherei in den Regalen, und wenn es ein Buch nur anderswo gibt, wird mir das auch innerhalb von ein, zwei Tagen in das Vorbestellregal einer Bibliothek meiner Wahl geliefert. So steht zum Beispiel die deutsche Fassung in Lieto und die finnische in einer Turkuer Zweigbibliothek, aber ich muss sie auf dem Weg zur Arbeit einfach nur noch in der Hauptbibliothek einsammeln. Kostet übrigens nichts – höchstens zwei Euro Strafe, wenn man die Vorbestellung dann nicht abholt.

(Wir müssen ja auch keine Jahresgebühr für die Bibliotheksnutzung zahlen. Wir zahlen gern Steuern.)

Am Dienstag rief mich der kleine Herr Maus schon wieder auf Arbeit an und fragte, ob er wieder in die Bibliothek fahren dürfe. „Aber du hast dir doch gestern erst fünf neue „Supermarsu“-Bücher ausgeliehen?“ „Ja, aber ich würde gern Hausaufgaben machen in der Bibliothek!“

Es gibt offensichtlich inzwischen mehrere Familienmitglieder, die gern in der Bibliothek einziehen würden.


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Zweisprachig

Kürzlich bekam ich vom grossen Herrn Maus einen Stapel Klassenarbeiten zum Unterschreiben vorgelegt.

Und jetzt weiss ich nicht, für wen ich mehr Herzchen in den Augen habe.

Für das Kind, das ruhig auch mal Wortfindungsschwierigkeiten in der Zweitsprache haben darf und sich trotzdem zu helfen weiss. Oder für die Lehrerin, die die richtige Antwort anerkannt hat.


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Finnisches Wörterbuch: pillimehu

Ich sag’s mal gleich: pillimehu gehört neben karkkipäivä zu den mir am meisten verhassten Wörtern.

Pillimehu heisst wortwörtlich übersetzt: Strohhalmsaft. Also solche Trinkpäckchen mit aromatisiertem Zuckerwasser drin. Nun gibt es ja für alles eine Zielgruppe und ich muss dieses Zeug ja nicht kaufen – aber leider kommt man als Eltern in Finnland um pillimehu nicht herum.

Weil das finnische Kind im Alltag nämlich nur Wasser oder fettfreie Milch trinken darf, gilt pillimehu als höchster Genuss zu besonderen Anlässen. Seltsamerweise aber gibt es pillimehu nicht nur auf Festen und Feiern, sondern auch bei Wandertagen, nach dem Kinderturnen und auf Reisen. (Das sind dann übrigens die Anlässe, wo unsere Kinder, die normalerweise zum Essen Saft – also Frucht(!)saft – oder Kakao trinken, eine Wasserflasche dabeihaben.)

Ich bin offensichtlich inzwischen nicht mehr die einzige, die festgestellt hat, dass die strenge Rationierung von Süssem zu extremen Exzessen führt. Wenn die Kinder mal zu einem Fest in der Schule „ein paar Süssigkeiten und ein Getränk“ mitbringen dürfen, dann kommen unsere Kinder mit einer kleinen Tupperdose in Herzform, die wir einst zur Hochzeit geschenkt bekamen, in der sich eine Handvoll Gummibärchen oder ein Keks und ein Kinderriegel befinden. Ihre Klassenkameraden kommen mit 500g-Beuteln voller Süssigkeiten oder ganzen Chipstüten und mit 1,5-Liter-Limoflaschen. (Nein, ich übertreibe ausnahmsweise nicht!) Deswegen gibt es mittlerweile sehr klare Anweisungen von den Lehrern: maximal 100 g Süssigkeiten und ein halber Liter Limo!

Neulich kam der kleine Herr Maus am Tag vor irgendeiner Schulfestlichkeit nach Hause und sagte: „Wir dürfen keine Limo mitbringen diesmal, nur einen pillimehu.“ Da hört bei mir die Kooperation mit der Schule dann allerdings auf: weder gebe ich meinen Kindern Zuckerwasser, noch irgendwas, das aus mehr Verpackungsmüll als Inhalt besteht, irgendwohin mit.

Aber auch der kleine Herr Maus ging am nächsten Tag mit Pillimehu in die Schule:

(Orangensaft in die kleinste Flasche, die wir in unserem Verpackungsfundus finden konnten, gefüllt, gereicht mit einem Strohhalm aus einer Grosspackung, die seit zehn Jahren nicht leerer wird.)


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Vokabeln lernen

Bei uns läuft das ja so, dass nicht nur wir Eltern für die Wortschatzerweiterung unserer Kinder zuständig sind, sondern auch umgekehrt.

Mit einer augenrollenden Dreijährigen hat es angefangen.

Mittlerweile legen sie mir auf zu oft wiederholte Nachfragen – „Was war Weberknecht gleich nochmal auf Finnisch?!“ – nur noch wortlos Merkzettel hin.

(Sie geben einem so viel zurück…!)


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Voneinander lernen (2)

Ganz eventuell habe ich heute früh einen neuen finnischen Begriff geschaffen.

„Du hast aber lustige Zöpfe heute“, sage ich zur derzeit liebsten Kindergartenfreundin des kleinen Herrn Maus. „Weisst du, wie wir die in Deutschland nennen?“

Sie findet es sehr erheiternd.

Als ich wieder aufs Fahrrad gestiegen bin und Richtung Arbeit davonradele, steht sie draussen auf der Treppe, führt – abwechselnd ihre Zöpfe mit den Fingern schaukelnd und auf den kleinen Herrn Maus zeigend – jedem Neuankömmling ihre Frisur vor, und inzwischen steht eine ganze Horde Vorschüler um sie herum und stimmt fröhlich in ihr geträllertes „Apinakeinu! Apinakeinu!“ ein.