Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Vor 25 Jahren

30 Kommentare

… war ich 13.

Ich sage immer, wie froh ich bin, dass ich 13 war: alt genug, um noch echte Erinnerungen an das Leben in der DDR zu haben, aber jung genug, um noch keinen wirklichen Repressalien ausgesetzt gewesen zu sein.

Das mit der Reisefreiheit zum Beispiel, das war mir egal. Noch interessierte ich mich nicht für ferne Länder, noch vermisste ich das Reisen nicht. Ich war ein paar Mal in Polen im Ferienlager, und jeden Sommer verbrachten wir drei Wochen Wanderurlaub auf einem Bauernhof in der Malá Fatra, dessen Besitzer mit jedem Jahr mehr Freunde und weniger Vermieter wurden und die – selbst kinderlos – mich über alles liebten. Es war eine Art zweite Heimat.

Im Grenzgebiet zur ČSSR aufgewachsen, wo ich oft schnell mal auf die andere Seite des Grenzsteins hüpfte, um zu verkünden: „Guckt mal, ich bin im Land von Jožko und Helena!“, wunderte ich mich sehr, als wir einmal – ich war fünf – im Böhmerwald waren und meine Eltern dort von der Grenze mit eher furchtsamem Unterton sprachen, als die Rede war von Zäunen und Minen und Bloss-nicht-zu-nahe-Kommen. Es war meine erste Begegnung mit der Tatsache, dass es solche und solche Grenzen gab.

Dass es nie das zu kaufen gab, was man gerade haben wollte oder brauchte, und dass wir auch keine „Westverwandtschaft“ hatten, die ab und zu mal ein „Westpäckel“ schickte, war für mich auch nicht so schlimm. Meine Mutter ging unermüdlich in die immer wieder gleichen Läden, um nach den immer wieder gleichen Sachen zu fragen. Oft konnte sie dann doch was Schönes für mich ergattern. Manchmal hatte ihr auch eine Verkäuferin von sich aus was zurückgelegt: „Weil Sie doch immer herkommen und ein kleines Kind haben…“ So kam ich beispielsweise als Kleinkind zu einem Auto-Kindersitz (Eine echte Rarität! Noch dazu im heute wieder hochmodernen Fliegenpilzdesign!) oder später zur fast vollständigen Reihe von Wolkows Smaragdenstadt-Büchern. Als die DDR aus irgendeinem unerfindlichen Grund eine Zeitlang keinen Kakao importieren konnte, war ich vermutlich der einzige Mensch in der DDR, der sich über die weisse Schokolade freute und traurig war, als es dann doch wieder Kakao und keine weisse Schokolade mehr gab. Nur so eine Digitaluhr, die hätte ich schon gerne gehabt. Oder einen Walkman.

Als Schulkind ging ich zur Christenlehre, aber ich war auch bei den Pionieren. Ich hätte wie alle in der 8. Klasse an der Jugendweihe teilgenommen, und wäre dann eben in der 9. Klasse konfirmiert worden. (Aber dazu kam es ja dann nicht mehr.) Meinen Eltern war es wichtig, ihre Überzeugungen nicht zu verstecken, aber mich auch möglichst wenig Repressalien auszusetzen. Meine Zulassung zur Oberstufe und zum Studium wollten sie nicht aufs Spiel setzen.

In der weitläufigen Verwandtschaft meines Vaters wurde bei Zusammenkünften stets über Politik diskutiert. (Und das hat sich auch nach der Wende nicht geändert.) Wenn ich an meinen Onkel denke, dann sehe ich ihn in seinem 70er-Jahre-Drehsessel sitzen und über seine Sicht der Dinge dozieren. Ich fand das als Kind zugleich langweilig und faszinierend. Meine Mutter, der seinerzeit einmal ein Ausbildungsplatz mit der Begründung „Monika L. gibt Antworten, die aus anderer Richtung kommen“ verweigert worden war, nahm zu Hause kein Blatt vor den Mund, beherrschte aber in der Öffentlichkeit recht gut die Gratwanderung zwischen Sich-selbst-treu-Bleiben und Nur-keinen-grösseren-Schaden-anrichten. Meine Eltern haben mir nie ausdrücklich gesagt, dass ich bestimmte Dinge in der Schule nicht sagen darf. Instinktiv wusste ich, wie der Hase läuft.

Im Sommer 1989 hatte ich zehn statt der üblichen acht Wochen Ferien. Wir fuhren nämlich schon im Juni in unseren alljährlichen Malá-Fatra-Urlaub. Danach war ich zwei Wochen im Ferienlager in Polen und zuletzt noch auf einem sogenannten „Verbandstreffen“ – ich trainierte damals mit grosser Begeisterung Orientierungslauf – nach Schwerin. Als die Schule wieder anfing, erwarteten mich als Siebtklässlerin neue Unterrichtsfächer mit so klangvollen Namen wie „Staatsbürgerkunde“ und „Einführung in die sozialistische Produktion“. Lange sollten wir nicht darin unterrichtet werden. Zu Schuljahresbeginn war noch alles wie immer – aber doch schon ein bisschen anders. Fast im Aufbruch. Während der Sommerferien waren hunderte DDR-Bürger über Ungarn – das überraschend die Grenzen geöffnet hatte – nach Österreich geflüchtet, hunderte hatten die deutsche Botschaft in Prag besetzt. So sehr man in der Schule versuchte, diese Menschen als Volksverräter zu verdammen – aus unserer Klasse fehlte übrigens nach den Sommerferien keiner – so unsicher hörten sich die Lehrer dabei schon an. Die Züge mit den Flüchtlingen aus der Prager Botschaft fuhren auch durch unsere Stadt.

Am schlimmsten traf meine Eltern und mich die darauf folgende Einschränkung des noch letzten Restchens Reisefreiheits: auch in die Tschechoslowakei – das letzte Land, in dem es bisher noch ohne gegangen war – sollte man fortan nur noch mit Visum (also auf Antrag und nur mit triftigem Grund) reisen können. Hatte mich bisher die nicht vorhandene Reisefreiheit eher nicht berührt, war ich jetzt umso betroffener: ich fürchtete, Helena und Jožko und ihre Tiere nie wieder besuchen zu können. Meine Eltern drücken es bis heute so aus: „Es war, als hätte man zu den Mauern ringsrum noch einen Deckel draufgemacht!“

Für Anfang Oktober hatte der Betrieb meines Vaters eine Busfahrt nach Prag organisiert. Wir hatten eigentlich gar nicht dran teilnehmen wollen – wir machten uns nicht viel aus organisierten Reisen und fuhren sowieso jedes Jahr mindestens einmal nach Prag – aber wir sagten dann ganz schnell zu. Vielleicht war es die letzte Gelegenheit, die geliebte Stadt noch einmal zu sehen. Es war ein trostloser Ausflug.

Nachdem am 7. Oktober eine friedliche Demonstration in unserer Stadt noch gewaltsam aufgelöst worden war, gingen wir in der folgenden Woche schon als ganze Familie mit: noch war nichts entschieden, noch kam es auf jeden einzelnen an, der dabeiwar, aber man wusste schon, dass man nicht mehr unmittelbar um seine Freiheit oder gar sein Leben fürchten musste. Der Demonstrationszug zog einmal auf den grossen Strassen, auf denen sonst die 1.Mai-Demonstrationen stattgefunden hatten, um die innerste Innenstadt. Polizisten schauten reglos zu. Als wir am Gebäude der Bezirksleitung vorbeikamen, war dort alles verdunkelt, aber im vierten oder fünften Stock wurde plötzlich ein Vorhang einen Spalt weit aufgezogen und jemand schaute herunter. Dann ging der Vorhang wieder zu. Die da hatten ja mehr Angst vor uns als wir vor ihnen!

Die Herbstferien Mitte Oktober verbrachten wir im Vogtland. Der Betrieb meines Vaters hatte dort ein Betriebsferienheim, in dem wir, bevor ich ein Schulkind wurde, immer die zweite Januarwoche mit Skifahren verbracht hatten. Die Gegend war schneesicher, wunderschön, und meine Mutter war jedes Mal froh, sich eine Woche lang mal nicht ums Essen kümmern zu müssen. Es gab dort ein gemeinsames Fernsehzimmer, das der Heimleiter den Gästen jedes Jahr bei der Begrüssung mit den gleichen Worten vorstellte: „Fernsehn könnder erschdes un zweedes guckn – an den Knöbbn könnder drehn so vieler wolld, mehr kommd nich.“ So auch diesmal. Vom Rücktritt Erich Honeckers erfuhren wir an einer Tankstelle in Klingenthal. „Habders schon geheerd? Dor Honegger is zerriggedredn!“, verkündete uns der Tankwart mit einem Grinsen im Gesicht.

Es begann die Zeit – die ungefähr zwei Jahre lang anhalten sollte – in denen meine Eltern dauernd irgendwelche Nachrichten und Reportagen guckten. Wie ich das gehasst habe! (Wie gut ich das heute verstehen kann!)

Am 4. November feierte mein Opa seinen 75. Geburtstag. Alle kamen zu spät, weil jeder, genau wie meine Eltern, zwar schon auf dem Sprung gewesen war, aber im Fernsehen die Abschlusskundgebung der Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz übertragen wurde, und jeder nur noch eine Rede anhören wollte. Und noch eine. Und diese eine noch. Und vielleicht noch eine, bevor wir dann aber wirklich losgehen… Als dann doch alle da waren, wurde weiter diskutiert und beredet. Der Geburtstag meines Opas wurde so ein bisschen zur Nebensache.

An den 9. November selbst habe ich keinerlei Erinnerungen. Vermutlich schlief ich schon, als Schabowskis Versprecher in die Nachrichten kam. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, wie ich es erfahren habe. Vermutlich haben es mir meine Eltern am nächsten Morgen erzählt, und ich schätze, in der Schule werden wir am 10. November auch über nicht viel anderes geredet haben.

Gleich am nächsten Samstag fuhren wir nach Berlin. (Samstags bekam man relativ problemlos eine Freistellung von der Schule unter dem Vorwand, entfernte Verwandte zu runden Geburts- oder Hochzeitstagen besuchen zu wollen. Ich hatte damals unheimlich viele Verwandte in vielen schönen Gegenden der DDR, in denen sich ein Wochenendkurzurlaub lohnte. In Berlin selbstverständlich auch. ;-) ) Wir wussten ja nicht, ob es sich die Regierung nicht doch wieder anders überlegen würde. Auch deshalb wollten wir so schnell wie möglich wenigstens einmal „in den Westen“ reisen.

Westberlin kam mir unheimlich sauber und bunt und laut und voll vor. Die Gedächtniskirche, die ich von einer wohlgehüteten Postkarte kannte, enttäuschte mich ein bisschen: die war ja viel weniger imposant als auf dem Postkartenbild! Und erst recht viel weniger imposant als die Ruine der Dresdner Frauenkirche, die ja damals noch Ruine und Mahnmal war. Wir liefen einmal den Ku’damm rauf und wieder runter. Wir guckten Schaufenster an, und wir gingen in einen Buchladen. Diese vollen Regale! Diese riesigen Bücherstapel! Und dann das ganze Schnickeldi dazwischen, so bunt, dass einem die Augen flirrten! Gekauft haben wir nichts bei diesem ersten Ausflug „in den Westen“ ausser vermutlich irgendwas an einem Obststand – Bananen, Apfelsinen – und einem kleinen, rosa Pandabären, den ich, mit seinen Pfötchen an meine Jacke oder meinen Rucksack geklammert, dann monatelang mit mir herumtrug.

Ein oder zwei Wochen später fuhren wir nach Bayern, weil Bayern jedem DDR-Bürger nochmal 40 DM zusätzliches Begrüssungsgeld zahlte. Wir hatten’s ja nicht weit. Von diesem Ausflug kann ich mich nur an den Stau (!) auf der damals einspurigen A72 erinnern und daran, dass es furchtbar kalt und neblig war. Vermutlich sind wir dann auch recht bald wieder heimgefahren. Vorher suchten wir aber noch eine Schule: weil ich schon immer gerne Briefe geschrieben hatte – mit diversen russischen Brieffreundinnen, mit Ferienlagerbekanntschaften – war meine Mutter auf die Idee gekommen, ich könne doch einen Brief in den Briefkasten einer Schule werfen und fragen, ob sich jemand mit mir schreiben möchte. Vier Mädchen haben mir damals geantwortet. Mit zweien davon bin ich bis heute in Kontakt. ♥

Vom Begrüssungsgeld und den 100 Mark pro Person, die man später 1:1 umtauschen durfte, fuhren wir übrigens im Juni 1990 mit einem bis unters Dach mit Lebensmitteln und Benzinkanistern vollgestopften Trabbi ins Allgäu, wandern. So schloss sich auch ein Kreis. Mein Vater war da zuletzt in den 1950ern mit dem Motorrad gewesen. Als man noch durfte.

Neulich wollte uns übrigens der grosse Herr Maus was erzählen und begann: „Früher, also als ich noch drei oder vier war…“ „Quatsch!“, unterbrach ihn das Fräulein Maus, „Früher ist nicht, als du drei warst. Früher ist vor der Wende!“

Wir haben sehr gelacht.

30 Kommentare zu “Vor 25 Jahren

  1. Hyvää huomenta,

    es ist wirklich ein Tag zum Feiern. Ich war damals gerade 7 Jahre alt und in der ersten Klasse. Ich habe nicht so viel von all dem was mir heute durch Reportagen etc. klar wird. In Berlin war es, denke ich, etwas einfacher „gut“ zu leben, auch in der DDR. Meine Eltern hatten das Glück in Betrieben zu arbeiten, die Devisen erwirtschaftet haben und damit in Werksverkäufen Südfrüchte zu bekommen. Aber auch wenn ich sehr jung war habe ich einiges mitbekommen. Die Teilung Deutschlands war mir klar, auch wenn ich sie nicht verstanden habe. Sehr in Erinnerung ist mir Hans Werner Kock, der Moderator der Abendschau vom SFB mit seinem „Macht’s gut Nachbarn“. Auch die Karten von ARD, ZDF und SFB in den Nachrichten, auf denen Berlin mit der Grenze für mich als Kind wie ein Gugelhupf aussah.

    Ich bin sehr dankbar für die Wende, ohne die ich nicht hier wäre und nicht die Chance hätte meine doch hier und da sehr kritischen Ansichten offen und frei zu Äußern.

    Grüße nach Turku

    Jens

    • Jaja, Berlin… da hatten wir unseren Farb(!)fernseher her. Und ein schickes moosgrünes Tastentelefon! :-)

      Was die Erwachsenen immer mit Bananen hatten, habe ich übrigens kein bisschen verstanden: ich fand die braunen, matschigen Früchte voll eklig. (Es dauerte halt ein bisschen, bis sie im fernen Karl-Marx-Stadt ankamen. Falls denn mal welche ankamen.)

      Und ja, das denke ich auch immer: Ich wäre nicht hier…

  2. Gänsehaut. Vielen Dank für den Bericht! Wir feiern heute in unserm kleinen Ort auch ein wenig und lassen Ballons steigen. Seit Wochen schon sehe ich mir all die Freunde und Bekannten, die ihre Wurzeln „drüben“ haben, bewusster an und versuche mir vorzustellen, sie wären nicht hier. Seltsames Gefühl. Dich bzw deinen Blog würde ich vermutlich auch nicht kennen.
    Ich finde das ist ein Grund zum Feiern.😊

  3. Ein beispielhaftes Schriftstück!

    Douze points! ;-)

  4. Kiitos Karen, toisenlaisesta, hienosta näkökulmasta elämään DDR:ssä!

  5. Ich habe heute aehnliches geschrieben in meinem Blog. Ohne diesen Tag waere ich sicher auch nicht hier im schoenen Norwegen!
    Einen schoenen Sonntag
    Ina

  6. danke für diesen berührenden bericht.

  7. Hallo Karen,

    seit ich vor einigen Tagen im BZ die diesbezügliche Umfrage las, habe ich gehofft, dass du was dazu schreibst.

    Ich finde, du hast sehr gut dargestellt, wie es dazu kommt, dass man an seiner Heimat hängt, obwohl man das System, in dem sie sich befand, gar nicht im Rundumschlag gutheißen will/kann/könnte.

    Ich glaube auch, dass die sogenannte „Ostalgie“ mehr mit Emotionen als mit dem echtem Verlangen nach Wieder-Errichtung zweier deutscher Staaten zu tun hat, aber das kann ich als jemand, der sein gesamtes Leben in Westdeutschland verbracht hat, natürlich nicht genau beurteilen.
    Gleichwohl weiß ich, mit welche Erinnerungen ich z.B. an meine eigene Kindheit denke – und das hat nix mit Politik zu tun, sondern mit Gerüchen, kurzen Sequenzen, Eindrücken aus der unmittelbaren Umgebung.

    Ich habe mir in meinem Blog auch ein paar Gedanken zum Mauerfall gemacht, wollte sie hier aber nicht ungefragt in deinem Terrain hinterlassen.
    Bei Interesse kopiere ich es gerne hierher und wenn nicht, ist auch alles gut :)

    Grüße aus Bremen,

    Britta

  8. Kiitos Karen tästä! Oli ihana lukea!

  9. Liebe Karen,
    seit Tagen gibt es fast kein anderes Thema im Radio, im Fernsehen in den Zeitungen, und ich geniesse dies in vollen Zügen hier so mittendrin, in Berlin. Ich war damals weit weg und das nicht nur geografisch (ich lebte damals in Norditalien) und habe nur sehr schwache Erinnerungen an das Ereignis, was nicht am Alter liegen mag (ich bin 10 Jahre älter als Du), sondern wirklich an dem völlig anderen mich damals absorbierenden Umfeld. Jetzt lebe ich seit knapp drei Jahren mit meinem Mann (Italiener) in Berlin und diese full immersion ist für uns ein bisschen wie Nachhilfe ;) aber bei allem was ich gehört und gesehen habe (wir haben das Wochenende entlang der Lichtgrenze verbracht und sind gerade zur Tür hinein nach dem heutigen Abend, an dem sie in den Himmel hinaufschwebten), ist dieser Dein Beitrag einer der berührendesten. Ich bin froh, ihn gelesen zu haben !

  10. Danke für den interessanten Bericht !

  11. Bin auch 13 gewesen… Und meine eindrucksvollste Erinnerung an die erste West-Reise: Eine Buchhandlung… Ein lieber Gruß von Greta

  12. Pingback: Einigkeit und Recht und Freiheit… |

  13. Du warst auch am Sonnabend nach dem Mauerfall in Westberlin? Da hätten wir uns ja glatt treffen können ;-) Ich brauchte allerdings keine Freistellung – einen Vorteil musste BmA gegenüber der EOS (und natürlich auch gegenüber der POS) ja haben: wir hatten samstags keine Schule. :-)

  14. Ich komme aus Hamburg. Mein Vater hat sich immer geweigert in die DDR zu reisen. Doch im Oktober 1989 haben wir spontan Ferien in West Berlin gemacht und sind natürlich nach Ost Berlin gereist. Tagesausflüge. Meine Schwester (damals 12) und ich (damals 16) waren sehr sehr still wenn wir abends wieder in unserem West Berliner Hotel waren. Ich glaube erst durch diesen Besuch habe ich begriffen was am 09.11.1989 passiert ist. Und noch heute steigen mir die Tränen in die Augen wenn ich z.B. Genschers Ansprache in Prag sehe. Und ich kann immer noch nicht glaube dass das alles schon 25 Jahre her ist. Ich hab noch so viele Bilder im Kopf.

  15. Ah! Siehste, ich hatte vergessen, was „ESP“ in meinem Stundenplan bedeutete ;-)

    • Das Fach an sich war ja gar nicht so schlecht. Auf die ideologische Seite hätte man natürlich verzichten können, aber immerhin haben wir noch gelernt, wie Stahl hergestellt wird oder Papier. Lernt man das heute noch irgendwo ausser bei der Maus?

  16. Das finde ich jetzt wirklich witzig – ich mochte die weiße Schokolade auch, vor allem weiße Weihnachtsmänner, die entfernt nach Orangen schmeckten…

  17. … vor 25 Jahren war ich noch 8 und saß mit meinen Eltern im Westen vor dem Fernseher… 2 Monate vorher waren wir (legal) ausgereist und ich sehe noch alle weinend, weil keiner wusste, wann wir uns alle wiedersehen würden – und dann das!
    Bei jedem Wendebericht (wie deinem) bekomme ich zuverlässig Pipi in den Augen und bis heute bin ich noch ein bisschen sauer, dass wir an dem Abend doch nicht nach Berlin gefahren sind, weil die Erwachsenen mal wieder zu viel über alles nachgedacht haben ;) Aber dafür waren am nächsten Tag plötzlich meine Zwickauer Verwandten mit dem Trabi zu Besuch – ein schöner Ersatz!!
    Danke, dass du deine Erinnerungen geteilt hast.

  18. Herzlichen Dank für diesen authentischen Bericht!

  19. Vor 25 Jahren war ich sechs und kann mich auch nicht wirklich daran erinnern. Wahrscheinlich war das erst etwas später nach Bayern gerollt.
    Im laufe meiner Schulzeit haben wir den1. und 2. Weltkrieg zwei mal behandelt. Was danach kam stand nicht mehr im Lehrplan. So habe ich das Wissen aus Dokumentationen und Büchern genommen.
    Was ich wirklich schade finde, denn die Mauer und dessen Ende gehört zur Bildung von Deutschland.
    In Berlin war ich dann direkt auch im Mauermuseum, was mir wieder neue Eindrücke verschafft hat.
    So habe ich deinen Beitrag umso interessierter gelesen.

  20. Pingback: Die Welten der Anderen (2) | kreuzberg süd-ost

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