Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

November

22 Kommentare

“Nur noch 4 Tage”, sagt der Minimäusekindzähler da links. Wir werden sehen. Unglaublich ist es trotzdem.

Angefangen hat das mit dem Minimäusekind im tiefsten Winter. Wir wussten es nicht, ich habe es nicht einmal geahnt, aber das Minimäusekind kam mit uns aus Lappland zurück. Den Schwangerschaftstest machte ich an dem Morgen, bevor wir über das vereiste Meer nach Utö fuhren. Müde und mit einem flauen Gefühl im Magen stapfte ich jeden Morgen durch erst frischen, später matschigen Schnee zu den Fuchsfallen. Richtig schlimm war es, wenn ich auf dem Weg dahin so einen alten, praktisch ungefederten Bus erwischte. (Auch nur das kleinste bisschen geschüttelt zu werden finde ich immer von Anfang bis Ende der Schwangerschaft äusserst unangenehm.) Es war schon Mitte April, als der Schnee so weit weggetaut war, dass ich endlich mit dem Fahrrad dahin fahren konnte. Gleichzeitig war das erste Schwangerschaftsdrittel fast um, und endlich, endlich war ich nicht mehr so müde.
Dann kam der wunderbare, lange Sommer. Er dauerte von Mai bis August, ich genoss es, den schon ziemlich dicken Babybauch in Sommerkleidern spazierenzutragen, und ich kam mir schon immer vor wie eine Mutter von drei Kindern, wenn wir so durch die Gegend zogen – das Mäusemädchen an der einen Hand, das Mäuseknäbchen an der anderen, und das Minimäusekind vorn im Bauch.
Dann kam der Herbst. Ich war froh, dass die Mäusekinder wieder in den Kindergarten gingen, denn langsam wurde es beschwerlich, den ganzen Tag Kinder herumzutragen und hochzuheben. Oh, und diese elende Anzieherei! Nicht nur, dass es schwierig ist, mit dem dicken Bauch auf dem Boden hockend die Kinder in Hosen, Fleecejacken, Handschuhe, Halskrausen, Mützen, dicke Socken und Winteranzüge zu stopfen, ich finde auch kaum noch für mich selbst etwas Passendes zum Anziehen. Meine Lieblingsumstandsjeans hat vor ein paar Wochen in ihrer nun vierten Tragesaison (denn auch das Räupchen wurde darin durch die Weltgeschichte getragen) den Dienst quittiert, meine eigene und nicht einmal des Ähämanns Hose für Spielplatzbesuche passt mehr, die einzigen Regensachen, die mir noch passen, sind der rote Finnennerz, den ich damals für die Feldarbeit so gross gekauft habe, dass er beim Bootfahren noch über meinen Mäusepelz (so eine Art Schneeanzug für Erwachsene) passt – also stehe ich meist mit – äusserst praktisch! – weisser Hose auf dem Spielplatz und sage mir, ist ja nicht mehr für lange.
Und nun ist schon November. Die Herbststürme und die ersten Nachtfröste haben die Bäume kahlgerupft. In vier Wochen ist der erste Advent. Ganz schön lang, so eine Schwangerschaft!

Andererseits – es war doch gerade erst gestern, als ich mit klopfendem Herzen auf der Toilette sass und schon fast enttäuscht war, weil zuerst nur EIN Strich auf dem Schwangerschaftstest erschien. (So beim dritten Mal und mit zwei Kleinkindern vor der Tür, die dringend Einlass begehren, da kann es schon mal vorkommen, dass man den Test gar nicht mehr genau anguckt und erst viel später bemerkt, dass der EINE Strich der eigentliche Teststrich war, während der Kontrollstrich auf sich warten liess – und nicht umgekehrt.) Es war doch erst gestern, als ich das erste Mal in die neuvola ging, als wir das Minimäusekind zum ersten Mal sehen konnten, als ich es zum ersten Mal gespürt habe! Ich liebe es, so ein kleines Menschlein mit mir herumzutragen – und das soll nun in vier Tagen (oder so) schon zu Ende sein? Ganz schön kurz, so eine Schwangerschaft!

Ich habe noch nie wirklich das Ende einer Schwangerschaft herbeigesehnt. Dafür ging es mir immer zu gut, dafür habe ich es immer viel zu sehr genossen. Diesmal, mit den elefantenmässig aufgequollenen Händen und Füssen und mittlerweile acht Fingern, in denen ich quasi gar nichts mehr spüre, und mit den beiden grossen, kleinen Mäusekindern, mit denen ich gern mal wieder richtig toben würde, habe ich manchmal das Gefühl, dass ich mir vielleicht doch vorstellen könnte, in einziges Mal im Leben ungeduldig auf das Ende einer Schwangerschaft zu warten. Aber nur vielleicht. Ausserdem muss ich jetzt erstmal die flunssa auskurieren, die mir das Mäuseknäbchen netterweise vererbt hat. Hustend und schniefend und überhaupt ziemlich angeschlagen möchte ich das Minimäusekind nicht auf die Welt pressen müssen.

Am nervösesten an der bevorstehenden Geburt macht mich die Aussicht, dass diesmal alles sehr, also wirklich sehr schnell gehen könnte, während ja auch noch die Betreuung der grossen Mäusekinder organisiert werden muss. Allerdings haben wir einen wirklich kurzen Weg zum Krankenhaus (während es in Finnland durchaus üblich ist, bis zum nächsten Krankenhaus mit Geburtsabteilung ein, zwei Stunden Autofahrt einplanen zu müssen), und Betreuungszusagen für die Mäusekinder haben wir von verschiedenen Leuten jeweils für tags, für nachts, für länger und für wenn’s ganz schnell gehen muss.

Und ich merke, wie ich in Gedanken viel öfter bei der Geburt und der Zeit danach bin, als bei der Schwangerschaft. Ich fange an, mich zu verabschieden. Und auf eine Ankunft zu warten. Nur noch vier Tage. Oder so.

Als ich heute früh die Kalenderblätter umwendete, da war ich auf einmal so froh, dass noch in diesem Monat auch über der letzten Spalte in unserem Familienkalender ein Name stehen wird. Dass da keine Lücke mehr sein wird.

22 Kommentare zu “November

  1. Hach… wie schön Du das geschrieben hast! Schon sehr bald wird es mir ähnlich gehen und ich kann schon jetzt so gut nachvollziehen, was Du erzählst.

    Ich wünsche Dir für die bevorstehende Geburt wirklich alles Gute und von Herzen einen schönen Start mit dem neuen, kleinen Menschlein.

    Vier Tage nur noch (oder so), die Zeit ist verflogen.

  2. Es ist so schön, das alles zu lesen. Und auch ich wundere mich, dass die Zeit schon wieder so schnell vergangen ist. Die Schwangerschaft hat doch gefühlt gestern erst begonnen. War es nicht erst vorgestern, dass da plötzlich / endlich das Mäuseknäbchen im Blog angekündigt wurde? Und das Mäusemädchen kann doch unmöglich schon 4 Jahre alt sein. Sooo lange lese ich hier also schon?

    Ach…. Ich bin immer noch so gespannt, ob es ein Miniknäbchen oder ein Minimädchen wird. Wie es heißen wird. Wie das erste Passfoto aussehen wird. Nur noch 4 Tage oder so, dann wissen wir alle mehr.

  3. Ich mag deine Art, über deine Schwangerschaften und die nachfolgenden Kinder zu schreiben, sehr gern ;) Es klingt wie das natürlichste, normalste auf der Welt und gleichzeitig so besonders und wundervoll :)

  4. Liebe Karen,
    es ist jetzt fasst genau 1 Jahr her, dass ich im Internet zum Thema „Schwangerschaft“ gesucht habe. Der positive Schwangerschaftstest war zwei Wochen alt. Ich war entsprechend aufgeregt und suchte nach Informationen. Ich stieß auf deinen Blog und deine wundervolle Erzählung über deine erste Schwangerschaft und die Geburt vom Mäusemädchen.
    Ich war gerührt und hoffte, dass es mir genauso ergehen wird. Seither lese ich in deinem Blog und freue mich über deine Erzählungen.
    Unser Kleiner Muck ist nun 20 Wochen alt. Ich liebe diesen kleinen Kerl und möchte ihn nicht mehr missen. Aber dieser Eintrag beschreibt viel von dem was ich kurz vor der Geburt und auch jetzt noch fühle. Die Schwangerschaft war so schön, dass ich in den letzten Wochen vor der Geburt schon ein weinendes Auge hatte, dass diese bald vorbei sein wird, ein lachendes, weil bald der größte Schatz auf dieser Welt in meinem Arm liegen wird.
    Und auch jetzt sehne ich mich zurück in diese wunderschöne Schwangerschaftszeit, gerade weil der Anfang davon jetzt 1Jahr her ist.
    Der kleine Muck bekommt auf jeden Fall (noch mindestens) ein Geschwisterchen.
    Dir danke ich, dass du mich indirekt in meiner Schwangerschaft begleitet hast.
    Ich freue mich weiterhin von dir und deinen Mäusen zu lesen und drücke dir die Daumen, dass die dritte Maus gesund und munter das Licht der Welt erblickt!
    Ganz liebe Grüsse
    Diana

  5. Besonders der letzte Absatz gefällt mir (vor allem sprachlich) sehr, sehr gut. ♥ Ich drücke dir ganz fest die Daumen für die bevorstehende Geburt!

  6. Bei mir war das am Ende immer seltsam: einerseits wollte ich das Kind in meinem Bauch nicht hergeben, andererseits wollte ich es endlich im Arm haben, es fühlen, riechen, knuddeln.

    Einmal hat jemand zu mir gesagt: Jetzt ist es ja nicht mehr lang, dann bist du es los. Ich hab geantwortet: Nein, dann habe ich es. Den inneren Zwiespalt hab ich lieber nicht erwähnt. Ist wohl zu schwer zu erklären.

  7. Was? 4 Tage? Oh!

    Ich drücke schon mal alle Daumen für die Geburt. Und jetzt gute Besserung, damit Du alle Kraft für die kommenden Tage und das Minimäusekind hast!

  8. Ja, ich auch! Ich wünsche dir gute und rasche Besserung und dann eine schöne und leichte Geburt mit einer liebevollen Hebamme.
    Aber bitte nicht soooo schnell wie ich mein drittes bekam. Aber keine Angst, das lag wohl daran, dass er nur 1 Jahr + 3 Wochen nach dem zweiten kam.

    • Was ist schlimm daran, ein Kind schnell auf die Welt zu bringen?

      Fragt Peelia, die noch keine Kinder hat! :)

      • Naja, das Kind kam eben nicht im Kreißsaal zur Welt, sondern keine 5 Minuten nach Ankunft im Krh. auf einer Liege im Büro der Entbindungsstation. Und musste erst mal laut schreinen, dann kam der Arzt. Es ist aber alles gut gegangen. Aber eine rote Ampel und er wäre im Auto geboren.

  9. Oh, nagut, dann verstehe ich das :)

  10. Ich find es so schade, dass wir euch nicht mehr aus unserem Küchenfenster sehen, wie ihr morgens zum Kindergarten loszieht. So können wir auch nicht auf die freudige Nachricht wartend, im Garten Unkraut zupfen…
    Gedanklich sind wir trotzdem bei euch, besonders die Kinder. Und wenn wir irgendwie behilflich sein dürfen, ruft an.
    Viel Kraft beim Schnupfenauskurieren und eine entspannte Geburt!

  11. Da fällt mir noch was zum Thema *Umstandskleidung* (was für ein Wort!!) ein. Ich freu mich immer wenn ich heute die jungen Frauen sehe, die stolz ihren dicken Bauch durch die Gegend tragen. Ich glaube als ich schwanger war, hätte das fast als unanständig gegolten. Wir mussten den Bauch unter irgendwelchen Hängekleidchen bzw ebensolchen Oberteilen (wenn wir Hosen trugen) verstecken. Und die sogenannte *Umstandmode* gabs in den Kaufhäusern in der hintersten Ecke.
    Bin heute Nacht ungefähr um die zeit aufgewacht, als mein drittes Kind geboren wurde und habe gleich an dich gedacht. Da ich jetzt eh ne Weile nicht schlafen kann (sudoku hat auch nicht eholfen) hab ich den PC angeworfen.
    Alles Liebe und Gute für dich!!!

    • Ich finde das auch total doof, dass es von meiner Mutter z.B. kein einziges Foto mit Babybauch gibt. (Von mir als Baby dann jede Menge; daran lag’s nicht.)

      Undj ja, du hast ziemlich genau zur richtigen Zeit an mich gedacht. :-)

  12. Ich wünsch dir alles alles gute für die Geburt und dass Bauchzwerg nicht allzu lang auf sich warten läßt!

  13. Von hier aus auch schon mal vorab alles gute und einen, hmmm, „guten Rutsch“ vielleicht? Da wir ja auch bald dran sind mit dem kleinen Herr A., darf ich das hoffentlich so ausdrücken (ah, wieder so ein doppeldeutiges Wort)

  14. So schön geschrieben … mir wird ganz andächtig-wehmütig… weil ich „es“ einerseits sooo gut nachfühlen kann und „es“ bei mir andererseits schon sooo lange her ist, dieses Warten und „Verabschieden“ und auf das Neue hoffen… inzwischen bin ich Oma und wünsche und warte mit den Kindern…

    Alles, alles Gute und Gottes Segen für Mutter und Kind und die ganze Familie!

  15. Oh. Schon? Schon! Schön!!
    Ich lese hier mit, seit das Mäusemädchen ein kleinen Baby war, das sich „wie ein kleines Tierchen an den Ähämann schmiegte“ oder so ähnlich. Die Formulierung mochte ich jedenfalls. Nun, also fast zwei Kinder weiter bei euch, frage ich mich langsam, was ich in der Zeit getan habe ;-)

  16. Liebe Karen,

    alles erdenklich Gute für die Geburt und die Zeit danach.

  17. Noch ein Tag, laut Zähler… Alles Gute und viel Kraft und Energie für das bevorstehende Ereignis!! Ich lese hier auch schon mit, seit das Mäusemädchen auf die Welt kam, nachdem ich „wohnen in Finnland“ oder so ähnlich gegooglet hatte… ;) Ein so schön geschriebener Blog, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören kann. Und vielleicht schaffts Mäusekind Nr. 3 ja auch bis zum nächsten liputuspäivä übermorgen, oder nächste Woche..

  18. Nach diesem zusammenfassenden Beitrag war mir fast klar, dass das Kleine im nächsten Post schlüpft, hihi. Gut gemacht!

Hinterlasse einen Kommentar