Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Weil gestern mein letzter Arbeitstag im Eichhörnchenprojekt war, ist der kleine Herr Maus seit dieser Woche Mittagskind. Ganz prima hatte ich mir das vorgestellt, die freien Nachmittage: endlich müssten wir nicht mehr so hetzen zwischen Arbeit, Schule, Kindergarten, Hort und den diversen Hobbys der Kinder!

Ha! Die vergangene Woche war eine der stressigsten, die ich je erlebt habe!

Vormittags bin ich weiterhin arbeiten gegangen (und werde das mindestens auch die nächste Woche und ganz sicher auch danach ab und an tun, weil man eben als Wissenschaftler nicht einfach so die Pipette fallen lässt mitten im Projekt aufhört, nur weil einen keiner mehr für die Arbeit bezahlt) – drei Stunden, haha, als ob man in denen irgendwas Nennenswertes schaffen würde! – und die Nachmittage waren ausgerechnet diese Woche, in der auch noch der Ähämann nach Helsinki pendelte und jeweils frühmorgens das Haus verliess und spätabends wiederkam, voll mit ausserplanmässigen Veranstaltungen, zu denen ich ja nun den kleinen Herrn Maus ab sofort immer mitschleppen muss. Der war am Ende der Woche so müde, dass er am Donnerstag freiwillig ins Bett kroch, um Mittagsschlaf zu machen!

Ich habe diese Woche sehr oft an die deutsche Freundin gedacht, die genau dieses Modell seit Jahren lebt und mir einst gestand, wie anstrengend das ist, früh sehr zeitig das Haus zu verlassen, dann in vier Stunden hochkonzentriert möglichst die Arbeit eines ganzen Tages zu erledigen, dann die Kinder aus Kindergarten und Schule einzusammeln, für sie zu kochen (das immerhin bleibt mir erspart!) und den Nachmittag mit Kinderbetreuung und Hausarbeit zu verbringen, weil man ja nun mal diejenige ist, die nur halbtags arbeitet.

(Ich habe ausserdem sehr viel daran gedacht, was die in Schweden lebende Mitbloggerin einmal so treffend schrieb: Das skandinavische Arbeitsleben – und ich möchte da noch hinzufügen: die Kinderbetreuung – verdirbt einen völlig für den deutschen Arbeitsmarkt. So wahr!)

Es hat vier Tage gedauert, bis ich von diesem Mama-arbeitet-halbtags-Modell völlig erschöpft war.

Als die Zahnärztin, die dem Fräulein Maus am Mittwochvormittag die feste Zahnspange entfernte, mich fragte, ob wir am nächsten Nachmittag für die Abholung einer nur noch über Nacht zu tragenden Zahnspange kurz vorbeikommen könnten, da habe ich nur noch matt genickt. (Und dabei ist das so toll da – die neue Zahnspange 28 Stunden nach Abdrucknehmen im Mund! Wir haben dann auch gleich mal mit dem kleinen Herrn Maus durchs Fenster im Erdgeschoss in das Zahntechniklabor gelunst – das übrigens sehr viel sauberer und moderner aussieht als die… äh… Werkstatt, die neulich bei der Maus gezeigt wurde.) Und als mir die Postfrau am Donnerstag auf der Post am anderen Ende der Stadt statt des erwarteten Pakets mit bestellten Geburtstagsgeschenken für das Fräulein Maus einen Maxibrief mit einem Werbekalender in die Hand drückte, da wäre ich gern einfach zusammengebrochen. (Immerhin stand in der Tiefgarage dort eine 259. Und dass an allen drei Parkplätzen mit Ladestation Autos eingestöpselt waren, hat meine Laune auch gehoben.)

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59-61, 62, 63, 64, 65, 66, 67-68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107-108, 109, 110, 111, 112-113, 114, 115, 116-117, 118, 119, 120, 121, 122-123, 124-130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139-140, 141, 142, 143, 144, 145, 146-147, 148-149, 150, 151, 152, 153-155, 156, 157, 158, 159-160, 161, 162, 163-164, 165, 166-167, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197-198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205-206, 207-208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215-216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224-225, 226, 227, 228, 229-230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245,246, 247, 248, 249-250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258]


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Premiere

Kind krank zu Hause. Beide Eltern auf Arbeit.

(Früher fand ich es ja immer sehr fragwürdig, dass die Kind-krank-Tage hierzulande zwar unbegrenzt sind – es gibt drei Tage pro Elternteil pro Krankeitsfall, aber keine Obergrenze an Tagen pro Jahr – aber man nur, bis das Kind zehn wird, Anspruch darauf hat. Nun gibt es natürlich Krankheiten, mit denen ich die Zehnjährige nicht allein zu Hause lassen wollen würde. Und ich habe den grossen Vorteil, sehr flexibel arbeiten zu können und nicht acht Stunden auf Arbeit sein zu müssen. Aber heute ging es, wie so vieles, das man sich als Kleinkindeltern überhaupt nicht vorstellen konnte, wunderbar.)


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Gestern beim Warten an irgendeiner Bushaltestelle – zwischen den grossen Herrn Maus erneut zum Durchleuchten begleiten und dem kleinen Herrn Maus seinen dringenden Wunsch nach mehr Kreide erfüllen und das Fräulein Maus zu ihrem Konzert samt vorausgehender zweistündiger Probe ans andere Ende der Stadt bringen – auch eine 244 gesehen.

(Ich arbeite dann neuerdings am Wochenende…)

[1-3, 4, 5, 6, 7, 8, 9-10, 11, 12, 13, 14, 15, 16-17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32-35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59-61, 62, 63, 64, 65, 66, 67-68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106], 107-108, 109, 110, 111, 112-113, 114, 115, 116-117, 118, 119, 120, 121, 122-123, 124-130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139-140, 141, 142, 143, 144, 145, 146-147, 148-149, 150, 151, 152, 153-155, 156, 157, 158, 159-160, 161, 162, 163-164, 165, 166-167, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197-198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205-206], 207-208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215-216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224-225, 226, 227, 228, 229-230], 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243]


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Dienstag

Das Fräulein Maus ist zu krank, um heute in die Schule zu gehen. Wilma allerdings schläft heute noch. Egal. Die Krankmeldung kann man schliesslich auch per SMS schicken. Solange ich keine handgeschriebenen Zettel in der Schule abliefern muss…

Der ebenfalls kränkliche Ähämann bleibt mit dem Fräulein Maus zu Hause, muss aber nachmittags zu einem Meeting, und so fahre ich mittags schon wieder heim. Ich habe mich immer noch lange nicht sattgesehen an bunten Bäumen.

Ab und zu mit einem kranken Kind zu Hause zu sein tut ja auch dem Haushalt gut. Erste Amtshandlung zu Hause: Hannelore mit Arbeit beauftragen. Und weil es immer noch so schön warm und sonnig ist, dürfen die frisch gewaschenen Handtücher zwei Stunden später auch nochmal ein – vielleicht letztes für dieses Jahr – Frischluft- und Sonnenbad nehmen und sich vom Wind weichschaukeln lassen.

Der grosse Herr Maus kommt aus dem Hort, ich schwinge mich nochmal aufs Rad und hole den kleinen Herrn Maus aus dem Kindergarten. Dann fahre ich das Fräulein Maus zur Harfenstunde ans andere Ende der Stadt. Man braucht da eine Parkuhr, und heute habe ich endlich dran gedacht, die Parkuhr, die mir die liebste Freundin zum Geburtstag geschenkt hat, mit ins Auto zu nehmen. Neuerdings müssen in Finnland Parkuhren nicht mehr der Norm entsprechen, nur eindeutig sein. „Da bekommt der Polizist bestimmt gleich gute Laune, wenn er die sieht!“, sagt das Fräulein Maus. Denke ich auch.

Der kleine Herr Maus wollte übrigens mitkommen. Eigentlich wollte ich ja an seinem Fotobuch weiterarbeiten, aber angesichts der Wetteraussichten für morgen – Dauerregen den ganzen Nachmittag – ist es vielleicht sowieso besser, sich noch ein bisschen Sonne auf die Nase scheinen zu lassen. Der kleine Herr Maus möchte gern zur Blume, aber so weit kommen wir gar nicht, denn neben dem Konservatorium steht eine Kastanie. Offensichtlich auch an einer günstigen Stelle, denn anders als an den zwei oder drei anderen Kastanienbäumen, die wir bisher in Finnland entdeckt haben, werden ihre Früchte nicht nur überhaupt vor dem ersten Frost reif, sondern sogar richtig gross. Wir beide sammeln begeistert, wie immer unter den skeptischen Blicken vorbeikommender finnischer Eltern und Grosseltern: „Die kann man doch nicht essen, oder? Warum sammelt ihr die?!“ „Weil es Spass macht!“ „Äh… okay…“ 98 Stück; der kleine Herr Maus hat später nochmal nachgezählt.

Zwischen Abendbrot und Schlafengehen, als es endlich dunkel geworden ist, müssen wir nochmal schnell in den Garten huschen, weil die Kinder ihre Fackeln Kerzen am Stock, an denen sie seit Tagen gebastelt haben, endlich testen wollen. Sie funktionieren prima.


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Montag

Eigentlich hatten wir das ja vor zwei Jahren schon mal, aber irgendjemand hat das Stöckchen jetzt wieder ausgegraben. Mich hat’s auch getroffen, und weil man ja nicht unhöflich sein will und für sowieso und überhaupt mehr Realität und Alltag im Internet jetzt also mal wieder eine Woche lang Alltagsfotos.

Montag also.

Überraschung am Morgen: Nebel. Richtig dicker Nebel, der sich in grossen Tropfen überall ansetzt. Halb dunkel ist es leider auch noch, als wir aufstehen müssen.

Der Ähämann hat um acht eine Vorlesung zu halten, das Fräulein Maus muss um acht in der Schule sein, der kleine Herr Maus halb neun in der Vorschule, nur der grosse Herr Maus hat heute erst um zehn, und zwar in der grossen Schule. Weil er nicht so gern alleine losgehen will und der Ähämann heute nicht wie sonst auf ihn warten kann, bringe ich erst den kleinen Herrn Maus in den Kindergarten, komme dann nochmal heim und gehe erst später mit dem grossen Herrn Maus gemeinsam los und begleite ihn bis zur Bushaltestelle. Dann fahren wir, uns wild zuwinkend, fünf Haltestellen um die Wette. Ich gewinne. Immer.

Um die Zeit ist natürlich mein Lieblingsfahrradparkplatz auf Arbeit schon belegt. Zum Glück nur halb, ich kann mein geflügeltes Ross dazuquetschen. Es ist nämlich so, dass die Parkplatzsituation für Fahrräder an der Uni fast so schlimm ist wie für Autos. Fahrradständer gibt es so gut wie nicht. Die meisten reihen einfach brav ihre Räder in langen Reihen auf. Es braucht dann aber nur mal ein kräftigerer Windstoss zu kommen oder jemand aus Versehen eins der Räder zu streifen, schon kann man lustiges Fahrraddomino beobachten. Dazu ist mir mein Fahrrad zu lieb und teuer.

Dann noch ein kurzer Umweg auf dem Unigelände. Seit Jahren möchte ich gern einmal die Herbstfärbung der Ahornbäume hier in einer Fotoreihe dokumentieren. Herbst für Herbst hat allerdings die Entscheidung für einen Baum mit passendem Bildausschnitt und passendem Lichteinfall jeweils so lange gedauert, bis die Verfärbung schon in vollem Gange war. Dieses Jahr habe ich sehr zeitig angefangen – und dann eine Woche lang grüne Bäume fotogafiert, während alle Bäume ringsum schon wunderbare rote und orange Flecken hatten. Überhaupt scheine ich mit der Auswahl meiner Bäume – wohlweislich habe ich mir gleich mehrere Fotoobjekte ausgewählt – auch diesen Herbst wieder kein glückliches Händchen gehabt zu haben. Es gibt nämlich durchaus individuelle Unterschiede: während sich manche Ahornbäume zwei Wochen lang wie ein rot-orange-gelb leuchtendes Chamäleon gebärden, werfen andere ihre Blätter innerhalb kürzester Zeit ohne weiteres Farbspektakel ab. Man ahnt es: meine ausgewählten Bäume geben sich eher blass, während ringsrum der Herbst voll den Farbkasten ausgepackt hat.

Dann aber. Bisschen arbeiten. Und Mittagessen. Auf dem Weg dahin noch schnell aufs Klo im Erdgeschoss, das Studentenklo. Ich bin immer wieder fasziniert, mit welcher Akribie die winzigen Fliessenquadrate in noch winzigerer Schrift beschriftet werden. Einmal im Jahr oder so wird das alles abgewischt; es dauert aber nicht lange, bis das Minigekritzel wieder da ist. Immerhin kann ich es noch ohne Lesebrille entziffern, yeah!

Nachmittags kommt die Sonne raus. Auf dem Heimweg muss ich die ganzen dicken Klamotten, die ich früh gebraucht habe, in den Rucksack stopfen. Auch der Rucksack des kleinen Herrn Maus platzt auf dem Heimweg vom Kindergarten fast aus allen Nähten. Der kleine Herr Maus vespert ein Honigbrötchen auf der Terrasse, bevor er zu den Nachbarskindern auf den Spielplatz rast. Das Fräulein Maus ist das neueste Opfer der Familienflunssa geworden, mit der wir seit Wochen Ringelpiez spielen, und liegt matt auf dem Sofa. Den grossen Herrn Maus fahre ich zu den Pfadfindern. Um die Stunde zu nutzen und nicht sinnlos hin und her fahren zu müssen, werkele ich am diesjährigen Fotobuch zum Geburtstag des kleinen Herrn Maus. Und es ist tatsächlich noch warm genug, um dabei draussen auf einer Bank im Abendsonnenschein zu sitzen. Und die bunten Bäume anzuschmachten.

Als wir heimfahren, geht gerade die Sonne unter. Die Bäume leuchten noch einmal mit ihr um die Wette.


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Hans im Glück

Vor drei Jahren, als ich den ganzen Sommer lang mit Antenne hinter Eichhörnchen herrannte, blieb der Ähämann im Juli – Kindergarten geschlossen – mit den Kindern zu Hause.

Vor zwei Jahren wollte der Ähämann wieder mit den Kindern im Juli – Kindergarten und Hort geschlossen – zu Hause bleiben. Er wechselte dann aber kurzfristig im Mai den Job, und tja. Kein Urlaub im Juli. Für die Kindergartenkinder hätte es einen Notkindergarten gegeben, aber die Erstklässlerin hätte ganz allein dagestanden für einen Monat. Das Eichhörnchenjagen war auch fast beendet – die Auswerterei noch lange nicht, aber die ist nicht saisongebunden – und da fiel mir wieder ein, was der Kollege gesagt hatte, als er mich zum Stipendium von der Fahrstuhlstiftung beglückwünscht hatte: „Die ist super. Die zahlen nicht nur mehr als andere, die sind auch total flexibel, wenn du deine Arbeit eine Zeitlang unterbrechen willst.“ Zwei Mails später hatte ich mir den Juli unbezahlt freigenommen.

Letztes Jahr rechnete ich kurz und beschloss, weil das im letzten Sommer so schön gewesen war, ganze zwei Monate freizumachen. Juli und August, denn der Hort hat die ganzen zehn Wochen Sommerferien lang geschlossen, und externe Ferienbetreuung gibt es nur im Juni. Die drei Jahre Stipendium näherten sich auch langsam dem Ende, und da wäre es ja sowieso schöner, dann ab Mai statt ab März arbeitslos zu sein.

Das Stipendium reichte dann wegen der vier Wochen Krankschreibung sogar bis Ende Mai. Genau bis zum Beginn der langen Sommerferien. Perfekt. Das Fräulein Maus wäre inzwischen sowieso zu alt gewesen für die Ferienbetreuung im Juni, und den grossen Herrn Maus meldete ich gar nicht erst dort an. Allein die Frage nach der unklaren beruflichen Perspektive dämpfte das Glücksgefühl ein bisschen. Dann kam der Kollege, dem ich das ganze Eichhörnchenprojekt verdanke, zu mir und bot mir noch ein paar Monate Finanzierung an, er hätte noch Projektgelder übrig. Ich fragte vorsichtig nach, ob es vielleicht für sechs Monate reichen würde – denn dann würde ich nach jahrelangen Stipendien endlich wieder als vollwertiger Arbeitnehmer zählen und z.B. das Arbeitslosengeld hinterher sehr viel höher ausfallen – und ob ich vielleicht trotzdem einfach erstmal die Ferien mit den Kindern zu Hause verbringen könnte. Die ganze Sache hing unter Anderem von unserer Doktorandin und einem Mathematiker, der auch für unser Projekt arbeitet ab, aber am letzten Arbeitstag vor unserem Deutschlandurlaub kam der Kollege und sagte: „Ich mach‘ dir dann den Arbeitsvertrag fertig. Ab 1. September, und das mit den sechs Monaten geht auch klar.“

Ich bin jetzt also drei Monate arbeitslos. Und fühle mich wie Hans im Glück.

(Dieses Nur-acht-Monate-Vollzeit-im-Jahr-Teilzeitmodell wäre genau meins. Ich geniesse diese Ferienmonate mit den Kindern so sehr. Andererseits arbeite ich gerne ganze Tage, nicht nur, weil ich das Gefühl habe, an halben Tagen gar nichts zu schaffen, sondern auch, weil ich an verschiedenen (west)deutschen Freundinnen sehe, wie sehr sie sich aufreiben dabei, früh zeitig vor den Kindern zur Arbeit zu hetzen, sie mittags müde und hungrig abzuholen, ihnen Mittagessen zu kochen und den Nachmittag mit Kinderbetreuung und Haushalt zu verbringen.)


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Kommunikation, neumodisch

Grosse Kinder sind ja wirklich praktisch. Und dass es hier ganz normal ist, dass jedes Schulkind ab der 1. Klasse ein Handy hat, auch.

Nicht nur, dass sie mich einfach anrufen, wenn nachmittags was ist – wenn ich mal nicht ans Telefon gehen kann, so wie letzten Freitag, als ich in einem Hörsaal sass und einer sehr spannenden Doktorarbeitsverteidigung lauschte, dann funktioniert auch eine Kommunikation per SMS.

(Fehlerfrei, beim Fräulein Maus, mittlerweile. Während der kleine Bruder „File Gryse fon grossem Herrn Maus“ schickt. Was ich ja im Grunde meines Herzens sehr viel süsser finde.)


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Nur noch die Füsse unter den Tisch stellen

Als ich gestern von der zweistündigen Mittagessenverabredung mit der deutschen Freundin aufstand, hatte ich sieben verpasste Anrufe. (Die Tasche mit dem Telefon lag direkt neben mir auf dem Tisch. Aber es war sehr voll da. Und sehr laut.) Vom Fräulein Maus. Kurz rutschte mir das Herz in die Hose, aber dann erfuhr ich, sie hatte nur fragen wollen, ob ihre Freundin mit reinkommen dürfe. Die Freundin, mit der sie sich nicht nur deshalb so selten treffen kann, weil sie selbst so einen vollen Terminkalender hat, sondern auch, weil die Freundin nur jede zweite Woche im Nachbarhaus wohnt. Sie durfte natürlich.

Als ich dann zwei Stunden später mit dem kleinen Herrn Maus nach Hause kam – der grosse Herr Maus hatte mich gleich beim ersten Versuch am Telefon erreicht und die Erlaubnis erhalten, vom Hort aus direkt mit zum Baumhausfreund nach Hause zu gehen – kamen uns zwei kichernde Mädchen an die Tür entgegengesprungen und riefen: „Überraschung!“

Sie hatten den Tisch fein gedeckt, eine Speisekarte gemalt und gemeinsam Obst geschnitten – die Mandarinen mussten aus dem Haushalt der Freundin geholt werden – Schlagsahne geschlagen und jedem ein Schüsselchen mit Obstsalat gefüllt und fein verziert.

Ich finde dieses Hauswirtschaft als Wahlfach ja zunehmend praktisch!