Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku


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Vorletzten Mittwoch machten wir einen Ausflug mit einem Kilo Dokumenten nach Helsinki.

Das grösste Problem war dann überraschenderweise nicht die nicht vorhandene Einbürgerungsurkunde, sondern überhaupt für vier Personen einen Termin am gleichen Tag zu ergattern. Ich möchte darüber keine weiteren Worte verlieren; es war traumatisch.

Aus Klimaschutz- und Komfortgründen fuhren wir mit dem Zug nach Helsinki Leppävaara. (Auch die anschliessende Weiterfahrt mit zwei verschiedenen Buslinien – die deutsche Botschaft befindet sich nicht etwa im Stadtzentrum, sondern an einer Stelle, an der einheimische Fischer auch schon mal einen Fisch ablegen können – klappte reibungslos.) Zum Bahnhof fuhren wir mit dem Rad, wobei wir eigentlich an der 458 vorbeigekommen wären, die in der grünen Plattenbausiedlung wohnt, wenn der Ähämann uns nicht seinen Geheimweg zum Bahnhof gezeigt hätte.

Da traf es sich gut, dass wir nach dem Botschaftsbesuch noch mit Bus und Metro in die Innenstadt fuhren, denn als wir die Strasse überquerten, die den Esplanade-Park in der Mitte kreuzt, kam da gerade eine 458 gefahren.

Den Rest des Tages wollten wir in Finnlands einst tollstem Freibad verbringen.

Es war dann aber nicht nur so, dass dort der Zaun weiterhin bugförmig verbogen ist und immer noch rot-weiss-blaue Lacksplitter von der „Gabriella“ herumliegen, sondern auch sonst war alles recht provisorisch und/oder kaputt, nur die Preise waren kräftig gestiegen. Muss ja wer bezahlen, die Renovierung, und solange man sich mit der Reederei streitet, wessen Versicherung dafür aufkommt, kann man ja schon mal die Kunden beteiligen. Danke, nein. Wir kommen dann jetzt erstmal ein paar Jahre nicht mehr.

Also weder in den Seapool noch in die deutsche Botschaft.

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Nur echt mit Stempel

Inzwischen sind vier von fünf deutschen Pässen der Familie Maus abgelaufen. Vielleicht doch Zeit, mal wieder meiner Lieblingsinstitution einen Besuch abzustatten.

So wir denn überhaupt jemals einen Termin für vier Personen ergattern sollten, werden wir diesmal mit noch dickeren Aktenordnern anreisen müssen. Unter Anderem wird zum Nachweis der doppelten Staatsbürgerschaft unsere Einbürgerungsurkunde gewünscht.

Wir erinnern uns: wir erhielten damals eine SMS.


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Es könnte so einfach sein

”Gedruckte Passbilder oder elektronische?”, fragte die Fotografin, nachdem wir zu fünft in ihren kleinen Laden eingefallen waren, sie aber enttäuschen mussten, dass drei von uns keine Passbilder brauchen. Ich so: ”???” ”Wofür braucht ihr sie denn?”, hakte die Fotografin nach. ”Wenn ihr sie für einen Passantrag braucht, dann kann ich sie elektronisch direkt zur Polizei schicken.”

Just joo. Finne müsste man sein!

Wir dagegen machen morgen mit Kind und Kegel und drei Aktenordnern einen Ausflug nach Helsinki.


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“Deutsche Botschaft Helsinki, Guten Tag!“

Es ist immer und immer wieder eine Freude, mit Mitarbeitern der deutschen Botschaft in Helsinki zu telefonieren. (Schon allein deshalb, weil die sich am Telefon immer so anhören, als ob sie gerade ein Schlafmittel eingeworfen hätten. Muss das so?)

Heute die einfache Frage, ob wir zur Anmeldung des Minimäuserichs auch in der Woche zwischen Weihnachten und Silvester kommen könnten, und welche Öffnungszeiten sie da haben:
„Ja, also, ja… also am 24. haben wir nicht auf, und am 31. auch nicht.“
Klare Antworten auf klare Fragen. Das wär‘ mal was.

Und so zur Sicherheit noch die Frage, was wir alles mitbringen müssen, ob wir denn wirklich z.B. unsere Heiratsurkunde nochmal mitbringen müssten, wo die doch schon in zweifacher Kopie auf der Botschaft liege von der Anmeldung der anderen beiden Kinder:
„Ja, also, ich kann Ihnen nicht sagen, wie lange das archiviert wird. Und wir müssten das ja dann auch erst raussuchen. Bringen Sie es lieber mit.“
Klar. Genau dafür werden Akten angelegt. (Und unsere Geburtsurkunden und Abiturzeugnisse und Pionierausweise – kleiner Scherz – bringen wir dann vorsichtshalber auch mal mit.)

„Und bringen Sie bitte Bargeld mit, Kartenzahlung ist bei uns leider derzeit noch nicht möglich.“
DERZEIT ist gut. Als wir vor viereinhalb Jahren das Mäusemädchen anmeldeten, mussten wir auch schon den nächsten Geldautomaten, der übrigens weiter als mal eben einen kleinen Fussmarsch entfernt ist, aufsuchen, weil wir in einem Land, in dem man überall, wirklich überall mit Karte zahlen kann, nie mehr als 20 € in bar dabei haben. NOCH ist auch gut. Ich bin sicher, wir könnten noch zehn Kinder bekommen und für sie Pässe beantragen und müssten jedes Mal bar bezahlen.

„Aufwiederhören!“
Hoffentlich nicht so bald.


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Kleine deutsche Staatsbürgerin

Seit Freitag ist das Mäusebabymädchen endlich offiziell deutsche Staatsbürgerin. Bisher war das arme Kind staatenlos. Zwar wurde sie auf dem maistraatti von Anfang an als Deutsche geführt, aber für die deutschen Behörden braucht es natürlich ein bisschen mehr als die Tatsache, dass das Kind zwei deutsche Eltern hat. Nämlich: einen Auszug aus dem finnischen Melderegister, einen Geburtsschein aus dem Krankenhaus, ein Passbild, die Geburtsurkunden der Eltern, die Heiratsurkunde der Eltern (allerdings, wie gehabt, nicht die offizielle, kürzere, sondern die ausführliche, die eigentlich nur für den Gebrauch auf dem maistraatti bestimmt ist), einen Antrag und die Anwesenheit des Kindes sowie beider Eltern auf einem deutschen Konsulat oder der deutschen Botschaft. Ganz einfach also. ;-) Es hat uns auch nur eine Fahrt nach Helsinki, anderthalb Stunden Papierkrieg sowie 70 € in bar (!) – denn wir befinden uns zwar in Finnland, wo man an jedem Kiosk mit Bankkarte bezahlen kann, aber letztendlich doch auf deutschem Hoheitsgebiet – für die Ausstellung ihres Passes (in den unbedingt ihre Grösse einzutragen ist – das fanden wir neben dem Passbild den grössten Witz!) und Eintragung in unsere Pässe gekostet. Um eine deutsche Geburtsurkunde für das Mäusebabymädchen zu bekommen – für die sich hier kein Schwein interessiert, aber die wir garantiert brauchen, sollten wir auch nur irgendeine kleine Sache in Deutschland für sie zu klären haben – steht ungefähr noch einmal so viel Papierkrieg an. Allerdings haben wir dafür jetzt noch einmal drei Monate Zeit.

Auf die Botschaft zu gehen war wie immer ein Erlebnis. Nebenan befindet sich die Botschaft irgendeines südamerikanischen Staates, dort wuchert das Gras und stehen hohe Bäume, eingezäunt von einem Holzzaun, dessen Tor sperrangelweit offen steht. Nebenan, bei den Deutschen, gibt es auf dem gepflasterten Hof eine – na? – natürlich! – Eiche! Auf dem Hof schmort in der Sonne ein Wachmann, der Besucher, die hinter übermannsgrossen Eisenzäunen klingeln und warten müssen, einlässt, nachdem sie ihr Begehr vorgetragen haben. Ein Blick auf das Baby genügte in unserem Fall. Die Botschaftsangestellten, die für solcherlei Angelegenheiten wie unsere zuständig sind, sitzen hinter einem gesonderten Besuchereingang hinter schusssicherem Glas, kommuniziert wird per Mikrofon und Telefonhörer, Unterlagen werden durch eine Schublade hin- und hergereicht. Lustig ist, dass an der Pinnwand noch ein Fahndungsaufruf nach drei Jenaern hängt, die dort 1997 (!) auf dem Theaterplatz ein Sprengstoffpäckchen abgelegt haben sollen. Davon haben wir nie gehört. Aber das war ja auch vor der allgemeinen Terrorhysterie. Wenigstens haben sie einen prima Wickeltisch, den, den uns IKEA nicht verkaufen wollte.

Zur Erholung von soviel Deutschheit haben wir am Nachmittag eine Kollegin vom Ähämann besucht, die nebenher zwischen Tammisaari und Salo ein Café direkt am Meer betreibt. Wir haben alles probiert (naja, fast alles), was sie im Angebot hat, haben stundenlang in der Sonne gesessen, während das Mäusebabymädchen schlief, ein bisschen finnisch geredet, ein bisschen gelesen, ganz viel nichts getan. Was man im finnischen Sommer eben so tut.


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Heute früh um neun riss mich das Telefon aus meinem Urlaubsschlaf: „Guten Tag, Schürer von der deutschen Botschaft in Helsinki. Ich habe da gerade Ihren Passantrag vor mir liegen…“ Kurz und gut, ihnen fehlte die Abmeldebestätigung aus Jena. In Finnland wäre sowas nicht nötig, ein kurzer Blick ins Melderegister würde genügen, aber bitte, ich stelle mich ja nicht auf die Hinterbeine, wenn ich deutschen Bürokraten etwas zu arbeiten beschaffen kann. „Kann ich das auch faxen?“ „Ja, können Sie.“ „Und wie ist die Nummer?“ „Ja, Sie stellen Fragen…!“ Ich glaube langsam wirklich, dass in der deutschen Botschaft in Helsinki nur die fähigsten Beamten Deutschlands angestellt sind!!!

Das grössere Problem war jedoch, dass ich ja nun letzten Freitag nicht nur meinen Nachnamen, sondern gleich auch die Reihenfolge meiner Vornamen habe ändern lassen. Und oh Himmel, jetzt stimmen die ja nicht mehr mit meiner Geburtsurkunde überein! Das geht natürlich nicht für einen guten deutschen Staatsbürger! „So können wir das jedenfalls nicht in einen deutschen Pass schreiben. Sie haben das ja nur nach finnischem Recht geändert, nicht nach deutschem.“ „Soso, ist dann also auch meine Nachnamenänderung ungültig?!“ „Neeeiiiin…“ (ich hörte deutlich, wie es in Herrn Schürers Kopf ratterte), „Sie haben ja den Namen Ihres Mannes angenommen, das ist ja nicht anders als im deutschen Recht.“ Fein rausgewunden, Herr Schürer! Und die Vornamen? „Die könnten Sie in Deutschland ja überhaupt nicht ändern lassen. Also wenn überhaupt, dann mit enormem bürokratischem und finanziellem Aufwand.“ Ach! Herr Schürer beteuerte mir jedenfalls mehrfach, ihm seien „die Hände gebunden“, und er müsse sich an die Geburtsurkunde halten. Bitte, dann macht ihr Deutschen doch was ihr wollt! Der Pass ist mein einziges deutsches Dokument (einen Personalausweis brauche ich nicht mehr, den Führerschein bekomme ich aus Finnland), und wird wohl auch das letzte sein – wenn das so weitergeht, wird mein nächster Pass aber sicher ein finnischer!!!

Vielleicht sollte auch nur endlich mal jemand den Deutschen sagen, wieviel einfacher es ist, wenn jeder so eine Sozialnummer hat. (Oh, Entschuldigung, dann würde aber bestimmt auch die Hälfte der deutschen Beamten ihre Arbeit verlieren!) Vorletzte Woche war ich meine Steuererklärung abgeben und fragte gleich, ob ich dann nach der Hochzeit eine neue Steuerkarte bekomme. „Nö, bekommen Sie nicht. Sie können einfach selbst den Namen durchstreichen und den neuen Namen draufschreiben.“ „Und den Teil, den mein Arbeitgeber hat?“ „Dann sagen Sie einfach Ihrem Arbeitgeber, dass sich Ihr Name geändert hat, und der macht das dann ganz genauso.“ „Aha…“ „Wissen Sie, der Name ist doch sowieso vollkommen irrelevant, Hauptsache Ihre Sozialnummer steht drauf, und die ändert sich ja nicht.“ Polizei, Post, Bank und KELA wissen auch schon automatisch von meiner Namensänderung, ohne dass ich die extra melden müsste.
Vielleicht sollte ich mich auch am Telefon mit meiner Sozialnummer melden. ;-) Das funktioniert nämlich noch nicht so richtig und hört sich ungefähr so an: “Karen … ähm, Hallo?“


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Zwei Lektionen in deutscher Bürokratie

Erstens.

Ich bin deutscher Staatsbürger. Ich lebe in Finnland. Ich bin in Deutschland nicht mal mehr polizeilich gemeldet. Ich werde demnächst heiraten. Und ich bin altmodisch. Das heisst, ich werde den Namen meines Mannes annehmen. Was heisst, dass alle meine Ausweise, Führerschein etc. geändert werden, bzw. – weil sich Änderungen auf den Hochsicherheitsplastikausweisen nicht gut machen lassen – neu beantragt werden müssen.
Also suchte ich heute das kleine Konsulat der deutschen Botschaft in Turku auf, um schon mal vorsichtig anzufragen, wie und wo das denn beantragt werden kann, da ich weder gewillt bin, nur dafür nach Deutschland zu fahren, noch glaube, dass sich irgendeine Meldebehörde in Deutschland noch für mich verantwortlich fühlt, da ich ja abgemeldet bin. Die nette finnische, deutsch sprechende – wo ich mir doch immer so unhöflich vorkomme, im Ausland deutsch mit jemandem zu reden! – Konsulin (oder wie heisst das?) wusste gleich, dass es mit dem Reisepass kein Problem ist, den könne ich bei ihr beantragen und sie würde es zur deutschen Botschaft in Helsinki schicken und die kümmerten sich dann. Wie das mit dem Führerschein wäre, wüsste sie nicht, aber sie könne ja gleich mal in der deutschen Botschaft anrufen und nachfragen. Dort war dann die deutsche Beamtin Schäfer am Apparat. Nachdem meine Konsulin ihr meinen Fall erläutert hatte und der Einfachheit halber gleich den Lautsprecher des Telefons einschaltete, damit wir beide gleichzeitig zuhören können, hatte ich das Gefühl, am anderen Ende des Telefons liefe das Tonband „Alles was Sie über deutsches Namensrecht wissen müssen“. In einem ca. fünfminütigen Vortrag bekam ich zu hören, dass man ja erstmal bedenken müsse, ob man den Namen denn überhaupt ändern wolle, denn nach deutschem Namensrecht… und so weiter. Eigentlich dachte ich, hätte ich gleich zu Beginn klar gemacht, dass ich darüber keine Aufklärung mehr benötige und die Entscheidung darüber schon gefallen sei, aber ich war zu perplex über diesen tonbandartigen Vortrag, um ihn zu unterbrechen (was mir wahrscheinlich auch nicht gelungen wäre, wie sich später noch zeigen sollte), ich sass nur da und schaute ab und zu augenrollend meine Konsulin an, die meinen Blick schüchtern augenrollend erwiderte. Als ich mich nach diesem Vortrag als unbelehrbar erwies und weiterhin darauf bestand, meinen Namen ändern zu lassen, belehrte mich Frau Schäfer darüber, dass in diesem Fall, und sofern ich noch keine Passakte besässe, man für mich zuerst eine solche anlegen würde. Dazu müsse ich neben der Heiratsurkunde (Aber bitte nicht der einfachen, sondern der ausführlichen!) dann auch nochmal meine Geburtsurkunde vorlegen. (Natürlich, man kann dem finnischen Meldewesen, das aus deutscher Sicht schlicht unterbesetzt ist und sich mit so verachtungswürdigen Erfindungen wie der Sozialnummer ein leichtes Leben macht, natürlich nicht trauen!) Immer zu, legt ihr Deutschen nur Akten an!!! Wenn ich damit zur Sicherung eines Arbeitsplatzes eines so qualifizierten Beamten wie der Frau Schäfer beitragen kann… Aber dürfte ich jetzt nochmal auf die eigentliche Frage zurückkommen, wie das denn eigentlich mit dem Führerschein läuft? Daraufhin sprang ein anderes Tonband an „Ja das hängt zuallerst einmal davon ab, ob Sie noch in Deutschland gemeldet sind…“ „Nein, bin ich nicht.“ „…wenn Sie nämlich noch in Deutschland gemeldet sind, dann müssen Sie das bei der dortigen Führerscheinstelle beantragen, aber wenn Sie in Finnland gemeldet sind…“ „Ja, bin ich, darum geht’s ja.“ „…dann müssen Sie das bei der finnischen Behörde beantragen. Aber falls Sie doch noch einen Wohnsitz in Deutschland haben…“ „NEIN, HAB’ ICH NICHT!!!“ Keine Chance, das Tonband zu unterbrechen. Ich also geduldig augenrollend weiter zugehört und mir weitere Einwürfe gespart. Endlich kam das Tonband zum Ende: „… dann stellt die finnische Behörde Ihnen einen neuen Führerschein aus. Wie diese Behörde heisst, kann ich Ihnen jetzt aber nicht sagen, da müsste ich erstmal mine finnische Kollegin fragen, aber die ist grad nicht da… ich hab’s nämlich nicht so mit den finnischen Bezeichnungen.“ Bitte?! Eine Botschaftsangestellte, die anderen schlimmstenfalls im bösen Ausland in Not geratenen Landsleuten, die es sicher noch weniger mit finnischen Bezeichnungen haben, mit Rat und Tat zur Seite stehen soll? Ich finde, die Frau Schäfer gehört aus der deutschen Botschaft schnellstmöglich in Deutschlands kleinstes und unbedeutendstes Meldeamt versetzt! Aufseuzfend legte ich den Hörer auf und bedachte meine Konsulin mit dem aus tiefster Seele empfundenen Satz: „Ist das schön in Finnland, da ist alles so einfach!“ Woraufhin sie mir ein fröhliches Lächeln schenkte und bemerkte, das würde sie freuen, wenn es mir in Finnland gut gefiele. Und Führerscheine stelle die Polizei aus.

Zweitens.

Der Liebste wird demnächst seine Doktorarbeit zu Ende bringen. Mal abgesehen von so unwichtigen Nebensächlichkeiten, dass er die Arbeit in 36facher Ausfertigung vorzulegen hat, jeder der an den Veröffentlichungen beteiligten Co-Autoren ein einseitiges Statement zum Anteil seiner Arbeit abgeben muss (natürlich auf dem entsprechenden Vordruck), und der Liebste für die „Einleitung des Promotionsverfahrens“ 128 € zu berappen hat (wahrscheinlich, damit davon die notwendigen Ordner und anderen Büromaterialien für seine Promotionsakte beschafft werden können sowie ein wenigstens teilweise ein Arbeitsplatz einer Mitarbeiterin des Prüfungsamtes gesichert werden kann), wird dafür erstens ein Führungszeugnis verlangt (Ich finde ja auch, dass Verbrecher kein Recht auf Erlangung des Doktortitels haben dürfen!), zweitens ALLE Zeugnisse, angefangen vom Abiturzeugnis über Vordiplom bis zum Diplom. Ich frage mich ja jedes Mal wieder (ich musste auch in Bielefeld zur Einschreibung als Promotionsstudent mein Abiturzeugnis vorlegen), wie es jemand ohne Abitur zum Vordiplom gebracht haben soll, oder ohne Vordiplom zum Diplom, aber in Deutschland scheint das offensichtlich des öfteren vorzukommen. Vielleicht braucht er auch doch noch seine Geburtsurkunde, man kann nie wissen. Schön wäre, wenn die finnische Polizei nur finnischsprachige Führungszeugnisse ausstellte. Aber leider ist man in solchen Fragen ja in Finnland sehr viel weltoffener als in Deutschland. Aber vielleicht ist Englisch für das Prüfungsamt ja schon Problem genug.

Schön, wenn einem so ausdrücklich vor Augen geführt wird, was man verloren hat in dem Moment, in dem man seinem Heimatland undankbar den Rücken gekehrt hat. Ich bin wirklich tieftraurig, das alles nicht mehr tagtäglich erleben zu dürfen!!!