Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Vorlesen für Frieden und Toleranz

2 Kommentare

Gestern – die Lehrer*innen streiken zur Zeit eine ganze Woche, aber sowas bringt uns nach zweimonatiger Schulschliessung ja nicht mehr aus der Ruhe – hatte ich Zeit, den kleinen Herrn Maus mit dem Fahrrad in die Musikschule zu begleiten. Wir fuhren einen Umweg und holten noch ein bestelltes Buch ab.

Obwohl ich ja eigentlich fast nie Bücher kaufe.

Die ukrainische Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Larysa Denysenko hat 2017 ein herzerwärmendes Kinderbuch geschrieben: Maja aus Kiew erzählt von den 17 Kindern ihrer Klasse. Maja selbst hat zwei Mütter. Tymko lebt abwechselnd bei seinem Vater und seiner Mutter. Krystyna lebt bei ihrer Grossmutter, weil ihre Eltern im Ausland arbeiten. Sofia und Solomia sind Retortenzwillinge. Aksana ist in Kiew geboren, aber Weissrussin. Petro ist Roma und hat eine riesige Familie. Sofiika ist 2014 mit ihrer Mutter aus Luhansk geflohen und hat ihren Vater im Krieg verloren. Levko wurde adoptiert. Ein wunderbar unaufgeregtes und wichtiges Buch über Vielfältigkeit, Toleranz und Freundschaft.

Ich hätte mir manchmal die Kapitel ein bisschen länger und ausführlicher gewünscht, dafür aber sind sie wunderbar von der ebenfalls ukrainischen Künstlerin Marija Foja illustriert.

Aus aktuellem Anlass ist das Buch letzten Monat auf Finnisch erschienen – der Verlag spendet den gesamten Erlös über UNICEF für ukrainische Kinder. Und deswegen war klar, dass ich das Buch entgegen meiner sonstigen Prinzipien kaufen wollte.

Im Herbst wird es auch eine deutsche Ausgabe geben. „Alle meine Freunde“ erscheint am 13. September. Ich weiss jetzt schon, was die Hortkinder vorgelesen bekommen werden im nächsten Schuljahr!

(Und hoffe inständig, obwohl davon bisher keine Rede ist, dass der deutsche Verlag dem Vorbild der Verlage in Finnland, Schweden, Polen und Grossbritannien folgen und den Erlös ebenfalls spenden wird!) *

* Update 19.5.:
Wird er nicht. Auf meine diesbezügliche Nachfrage bekam ich zur Antwort: „Die Verlagsgruppe von Holtzbrinck, zu der auch der Rowohlt Verlag gehört, hat bereits im März zur Unterstützung der Ukraine größere Beträge u. a. an das UN-Flüchtlingshilfwerk, das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe sowie die Malteser International gespendet. Aus diesem Grunde wurde entschieden, sich hier nicht noch zusätzlich zu engagieren.“ Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das ärgert, dass da jetzt mit einem ukrainischen Kinderbuch Profit gemacht werden – das Buch ist 2017 in der Ukraine erschienen, das hätte man ja auch schon längst übersetzen lassen und veröffentlichen können; aber wen hat bis vor drei Monaten irgendwas aus irgendeinem ehemaligen Ostblockstaat interessiert…?! – und nichts davon abgegeben werden soll.

2 Kommentare zu “Vorlesen für Frieden und Toleranz

  1. Bin gerade in Helsinki und habe mir eben das Buch gekauft. Mein Finnisch reicht zwar noch nicht ganz, aber man wächst ja an seinen Aufgaben.

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