Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Urlaub, gemeinsamer

4 Kommentare

Ferien ohne eine Reise sind gar keine richtigen Ferien.

Wir hatten auch schon einen Plan. Aber dann hatte der grosse Herr Maus die Gelegenheit, mit den Pfadfindern für fünf Tage nach Nordkarelien zu fahren zum Skifahren, Eisangeln, im Schnee schlafen, und wer weiss, ob er jemals wieder so perfekte Skiferien haben würde! Wir liessen ihn also fahren und verzichteten auf unsere Reisepläne, und der Ähämann war gar nicht so traurig, weil er gerade mitten in einem schwierigen Projekt steckt und so ausserdem ein paar Urlaubstage sparen konnte.

Aber so gar nicht wegfahren?!

Am Ende hatten wir einen Plan, der für uns alle passte: sobald der grosse Herr Maus wieder da war, fuhren wir für zwei Tage in die Stadt, in der der Ähämann seit August arbeitet. Er konnte arbeiten, aber trotzdem seine Mittagspausen und die Abende mit uns verbringen. (Und er konnte auch mal einfach so auf Arbeit spazieren, statt zwei Stunden mit dem Fahrrad, dem Zug und zu Fuss unterwegs zu sein.)

Die Kinder und ich bestiegen also am Donnerstagmorgen einen Zug – und fuhren dem Ähämann, der zwei Stunden eher aufgebrochen war, hinterher. Frühstück gab’s erst im Zug, damit wir früh so lange wie möglich schlafen konnten. Zwei Stunden fuhren wir bei schönstem Märzwetter durch blauweisse Landschaft, und als wir da waren, waren wir uns einig, dass wir alle gern noch länger zuggefahren wären.

Ich fahre nicht nur gerne Zug, ich bin auch wirklich sehr, sehr gerne in Tampere.

Ich mag das viele Wasser – und die grosse Stromschnelle, die von Anfang an die Lebensader der Stadt gewesen ist – und auch die alten Industriebauten mitten in der Stadt sehr. Leider sind bis auf die beiden Wasserkraftwerke und eine PapierKartonfabrik keine davon mehr in Betrieb, sondern werden heutzutage als Museen, Veranstaltungsräume oder Einkaufszentren genutzt, aber Himmel, sind die trotzdem immer noch schön!

Als der Ähämann seinen Kollegen von unseren Reiseplänen erzählte, schlug ihm eine Kollegin, da wir ja mit Kindern unterwegs wären, allen Ernstes zwei Indoorspielplätze vor, die wir unbedingt besuchen müssten. Ich soll in einer Stadt, die voller Natur, Kultur und Sehenswürdigkeiten ist, in einen Indoorspielplatz gehen?! Der Ähämann und ich haben schon lange nicht mehr so heftig mit den Augen gerollt.

Tatsächlich bin ich ja auf die Idee mit dem Ausflug nach Tampere gekommen, als ich auf Instagram ein bisschen nach Bildern mit dem finnischen Hashtag für #eisbaden herumsuchte. Tampere hat neuerdings da, wo die Stromschnelle aufhört, mitten in der Stadt eine ganzjährig geöffnete Sauna. Da müssen wir hin, waren wir uns alle fünf einig.

Wir holten also den Ähämann von Arbeit ab, gingen mit ihm Mittagessen und danach gemeinsam in die Sauna, die wir zwei Stunden lang fast ganz für uns alleine hatten. Und zur Abwechslung badeten wir mal in goldenem Seewasser statt in grauem Meerwasser. So schön! Und erwähnte ich schon das Märzwetter?!

Leider sieht es mit Eisbahnen ja dieses Jahr überall ein bisschen schlecht aus, sonst hätten wir die Schlittschuhe mitgenommen, denn in einer Stadt mit so viel Wasser kann man auch (fast) mitten in der Stadt auf dem See eislaufen.

Fürs Museum war das Wetter fast ein bisschen zu schön.

Andererseits sind die finnischen Museen – mal vom ebenfalls in Tampere befindlichen Spionagemuseum abgesehen – alle viel zu schön, um nicht hinzugehen. Diesmal waren wir im Vapriikki, einem Komplex mit neun verschiedenen Museen sowie zusätzlichen wechselnden Ausstellungen unter einem Dach. Zum Glück hatten wir gut gefrühstückt, so hielten wir es immerhin drei Stunden dort aus, bis uns allen der Magen knurrte. Tage könnte man da zubringen!

Ihr Ururopa war tatsächlich stolzer Besitzer und Fahrer eines solchen Dings!

„Mama, was muss man denn da machen?“
(Ich bin Ich-kann-ein-Wählscheibentelefon-bedienen-alt.)

Kleiner Postillion.

Wir liefen kreuz und quer durch die Stadt. Wir entdeckten auch in Tampere Spuren unseres Freundes Engel. Wir bestaunten fasziniert und neidisch die Strassenbahnbaustelle. Sogar zum Entenfüttern kamen die Kinder nach Jahren zum ersten Mal wieder. (Und ja, ich weiss, dass Brot keine artgerechte Nahrung ist.)

Manche Städte bauen eine Strassenbahn.
(Andere eine Tiefgarage.)

Freitagabend fuhren wir gemeinsam mit dem Ähämann zurück nach Turku.

Aber in den nächsten Ferien machen wir das wieder, haben wir beschlossen. Ich will auch mal wieder auf den Harju. Und den Kindern die lustigen Gemälde im Dom zeigen. Und im neuen Muminmuseum waren wir auch immer noch nicht. Und überhaupt ist es ganz wunderbar, wenn wir alle zusammensein können, auch wenn einer gar nicht frei hat.

4 Kommentare zu “Urlaub, gemeinsamer

  1. Märzwetter…und das im Februar? Geht denn das überhaupt? Aber nun gut…hier in Dresden ist es dieser Tage ja auch nicht anders. Statt noch einmal der Freilufteislaufbahn frönen zu können, macht man lieber spontan frei und genießt die ersten frühlingshaften Vorboten auf dem Rad oder morgen dann in der Sächsischen Schweiz. Aber selbst ein Teil der Arbeit kann man draußen erledigen. Auch wenn man dabei von den meisten Kollegen hier komisch angeschaut wird. Ich frage mich ja, ob grundsätzlich alle Biologen so „komisch“ sind? :D

    Ansonsten bin ich ja überrascht, wieviel Tampere zu bieten hat! Ich wüßte jetzt gar nicht, was ich an eurer Stelle als erstes ausprobiert hätte. Eisbaden und Sauna, der Besuch der Museen. Stadtrundgang…vermutlich kann man dort auch noch viel viel mehr machen! Vielleicht hätte ich ja aber auch erst einmal, eine Weile mit dem alten Telefon verbracht. Als Kind fand ich es ja, bei dem Telefon meiner Großeltern, immer sehr faszinierend, wie sich dann die Wählscheibe zurück gedreht hat.

    Darf man aber fragen, wie Tampere zu einem Spionagemuseum kommt?

    Unterm Strich kann man aber wieder einmal nur sagen…beneidenswert! ;)

    • Ich dachte, es hätte sich inzwischen herumgesprochen, dass die Vorstellung von finnischem Märzwetter ein bisschen anders ist als die von deutschem Märzwetter. Und dass der März hier oft schon Mitte Februar anfängt. :D

      Das Telefon war super – man konnte da verschiedene Nummern wählen und dann konnte man verschiedene Anrufbeantworter abhören. Spionagemuseum? Keine Ahnung. Aber Tampere hat auch ein Lenin-Museum, und das finde ich noch viel kurioser.

  2. Jetzt mußte ich mir doch glatt noch einmal deinen Eintrag zum Thema Tampere durchlesen. Sozusagen als Einstimmung für unseren Urlaub dort. Bis dahin gehen zwar noch drei arbeitsintensive Monate ins Land, aber „Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude“ und wir brauchen ja auch schon ein paar Ideen für Tampere.

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