Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Urlaubsrückblick (6): Nomadenleben

3 Kommentare

Ich bin nicht so der übermässig begeisterte Camper. Ich käme nie auf die Idee, Urlaub auf dem Zeltplatz zu machen – aber für diese Art Urlaub, wie wir ihn gerade gemacht haben, gibt es nichts besseres, als einfach ein Zelt dabeizuhaben und in der Wahl der Übernachtungsorte völlig frei zu sein.

Ich hatte vorher zweierlei Bedenken: ob mir das tägliche Ein- und Auspacken nicht schon am zweiten Tag fürchterlich zum Halse heraushängen würde, und ob die Kinder, die ja zu Hause mit Verdunkelungsrollo schlafen, in den hellen Nächten überhaupt ein Auge zutun würden.

Beide Bedenken erwiesen sich als völlig unbegründet. Nach zwei Tagen hatten wir raus, wer am besten welchen Handgriff übernimmt, und wo jede Kiste und jeder Beutel seinen besten Platz im Auto hat. Und die Kinder schliefen wie die Ratze. Weil wir selten vor elf ins Bett in den Schlafsack kamen, waren sie jeden Abend ruckzuck eingeschlafen, und ich war jeden Morgen die erste, die gegen neun oder halb zehn aufwachte.

Manche Nächte waren wir froh um die dicken Schlafsäcke und die langärmelige Wollunterwäsche, in anderen Nächten schliefen wir kurzärmlig und aufgedeckt. Jeden Morgen lagen die Kinder kreuz und quer im Zelt. Wir assen alle Mahlzeiten draussen und kochten nur selten. Wir trockneten unsere Wäsche in der Mitternachtssonne. Wann immer es ging, nahmen die Kinder Morgen- und Abendbäder in Seen und Fjorden. (Manchmal musste danach ein Feuer zum Wärmen angezündet werden.) Sie freundeten sich mit sämtlichen deutschen Kindern an, die wir unterwegs trafen, und sie machten Luftsprünge, wenn wir wieder einen Zeltplatz mit Trampolin fanden.

Wir trafen unheimlich nette Leute. Das deutsche Ehepaar, das uns nach der ersten Regennacht Kaffee aus ihrem Wohnmobil reichte. Den Polen, der sich nach zwanzig Jahren endlich einen Wunsch erfüllt hat und allein, weil seine Frau lieber Strandurlaub macht, mit dem Motorrad zum Nordkap unterwegs war. Die russische Familie, mit der wir uns auf Finnisch unterhielten. All die Radfahrer, die auch nach drei Tagen Regenwetter noch guten Mutes waren.

Manchmal schielten wir ein bisschen neidisch auf die Leute mit den Wohnmobilen: Nicht jeden Morgen komplett alles wieder zusammenpacken zu müssen! Unabhängiger vom Wetter zu sein! Aber dann dachte ich mir: Die müssen ihr Wohnmobil ja putzen! Die müssen ja aufräumen! Die müssen ja das Klo ausleeren! Noch nie habe ich mich, seit wir Kinder haben, so frei von allen alltäglichen Pflichten gefühlt wie in diesem Zelturlaub!

Zelten war wunderbar!

3 Kommentare zu “Urlaubsrückblick (6): Nomadenleben

  1. Obwohl ich auch echt kein Camping-Fan bin, könnte ich mir so einen Urlaub sehr gut vorstellen :) Darf ich mal fragen, woher die tollen Mumin Tassen sind?

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