Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Frost geniessen dürfen

22 Kommentare

Gestern war der kleine Herr Maus, als ich ihn vom Kindergarten abholen kam, zum ersten Mal diese Woche nicht draussen.

Das Thermometer ist ja die ganze Woche nicht über -10 Grad geklettert. Nein, auch nachmittags nicht.
Der grosse Herr Maus war deshalb die ganze Woche im Kindergarten nicht draussen, weder vormittags noch nachmittags. „Ich will auch mal wieder raus!“, sagte er, als er sah, dass der kleine Bruder draussen spielte.

Denn die Hasengruppe, die auch bei Regen immer rausgeht, die war jeden Nachmittag, wenn ich zum Abholen kam, auf dem Spielplatz. Sie waren dick verpackt, und die Betreuer hielten sie die ganze Zeit in Bewegung. Der kleine Herr Maus hatte rote Bäckchen, warme Füsse, warme Hände – und gute Laune. Er lachte und gluckste, berichtete mir vom Tag, umarmte nochmal seine Lieblingsbetreuerin, stieg bereitwillig in den Fahrradanhänger und sagte: „Zu Hause will ich aber noch draussen bleiben!“

Als ich ihn gestern abholen kam, bekam er als erstes einen Wutanfall. Nein, er wolle nicht mit nach Hause kommen. Nein, er wolle den Wolloverall nicht anziehen. Und die Handschuhe schon gar nicht. Nein, er wolle sowieso kein Eislicht bauen. „Blöde Mama!“ schrie er.

Seine Lieblingsbetreuerin, die ich auch sonst wegen ihrer Ansichten sehr schätze, nahm mich beiseite und erklärte mir, wie ihr Versuch, bei der Besprechung heute für mehr Rausgehen auch bei Frost – das sich die meisten Eltern nämlich wünschen würden – zu plädieren, direkt nach hinten losgegangen sei. Auch die Hasen haben jetzt bei Frost unter -10 Grad drinzubleiben. Anordnung von oben. Punkt.

„War nichts zu machen“, seufzt die Lieblingsbetreuerin. „Dabei sind H. und ich so gerne draussen mit den Kindern. Na und S., die ist eine so alte Kindergärtnerin, für die ist das gar keine Frage, dass wir bei jedem Wetter rausgehen…“

Ich verstehe ja, dass man bei diesen Temperaturen nicht stundenlang draussen sein kann. Ich könnte mir auch denken, dass es sich in einem Kindergarten nicht lohnt, die Kinder jeweils eine halbe Stunde anzuziehen, um dann eine halbe Stunde draussen zu sein und dann die Kinder wieder eine halbe Stunde auszuziehen. „Ach“, winkt die Lieblingsbetreuerin ab, „das ist eigentlich kein Problem. Wir haben ja Zeit. Und die An- und Auszieherei ist für die Kinder eigentlich eine ganz schöne Beschäftigung. Und die sind alle so gut ausgerüstet heutzutage!“, setzt sie noch hinzu.

Das Gefühl habe ich auch. Die Winterausrüstung finnischer Kinder kann mit moderner Weltraumtechnologie locker mithalten. Es spricht sich unter Eltern schnell herum, welche Sachen wirklich warm und praktikabel sind und welche Mist. (Was dann zum Beispiel dazu führt, dass praktisch alle finnischen Kinder seit Jahrzehnten das gleiche Modell Stiefel spazierenführen. Aber sie haben warme Füsse.) Und die Kinder werden tatsächlich witterungsgerecht gekleidet im Kindergarten abgeliefert – dafür, dass die meisten Kinder dann nicht länger an der frischen Luft sind als der Weg vom Haus zum Auto, vom Auto zum Kindergarten und wieder zurück dauert… Ein Jammer.

Als ich den kleinen Herrn Maus gestern dann doch noch in seine vielen Schichten Winterklamotten gestopft bekommen hatte und wir zu Hause angekommen waren, da bat er darum, ob ich nicht mit ihm in den Wald gehen könne. Mal nachgucken, ob die Pilze wirklich alle weg seien.

Das war der beste Vorschlag, den er machen konnte. Ich bin nämlich auch nicht gern den ganzen Tag drin.

22 Kommentare zu “Frost geniessen dürfen

  1. Hier wird noch rausgegangen bei jedem Wetter,es gibt eigentlich nur eine Ausnahme ,die ist Sturm und Minusgrade, also eine effektive Temperatur die sehr niedrig ist, aber selbst da wird versucht kurz raus zu gehen, dann eben eher kurze Touren, nicht so sehr „nur spielen“ damit alle in Bewegung sind, oft gehen sie ne Runde durch den nahen Park bis zur grossen Schule die nicht weitentfernt ist , um dann dann ihre mitgebrachten Brote zu essen.Das ist zur Zeit so da hier auch Minusgrade und dazu mehrere Tage Sturm sind, also wirklich ungemuetlich!Nur die Kleinste bleiben drinnen, die die noch nicht laufen koennen. Da gibt es dann eine Warnung der staedtischen gesundheitsbehoerde, das die Kleinen drinnen bleiben sollen u. dieses Warnung gibts wirklich nur sehr, sehr selten, vorallem auch , weil es ueblich ist in Norwegen das die Kleinen ihren Mittagsschlaf im Kiwa draussen halten.

    • Habt ihr’s gut…! Frost und Sturm sind natürlich was anderes… aber wir haben hier um die -12 Grad, Sonne (!) und Windstille.

      (Was machen eigentlich die Kindergartenkinder in Lappland? Sind die ein halbes Jahr am Stück nur drin?! Sicher nicht!)

  2. Ich habe gestern die Liste für die Kindergartenausstattung des großen Kindes bekommen. Bei all dem Zeug, das ich jetzt noch besorgen muss, hoffe ich wirklich, dass die auch viel rausgehen. Denn ein „witterungsgerecht bekleidetes Kind“ muss trotzdem alles nochmals in der Kita hinterlegt haben. Klar, kostet ja auch nichts, so gefütterte Regenbekleidung und Skioveralls und gefütterte Gummistiefel (und dann alles noch Mal ungefüttert, für den Sommer, bitte)… Ich bin froh, dass wir das alles mehrfach nutzen können. Sonst würde ich mich wirklich aufregen ;)

    P.S.: Welche Stiefel tragen denn die finnischen Kinder für garantiert warme Füße??

    P.P.S.: Und wenn ich jetzt investiere und am Ende kommt gar kein Winter – dann gibt es aber Ärger!

  3. Meillä pakkasraja on -15 astetta. Tällä viikolla ovat ulkoilleet kerran päivässä kuitenkin, vaikka mittari on näyttänyt aika lailla tuota -15 astetta. Perhepäivähoitajalla ollessa ei ollut mitään pakkasrajaa vaan pääsääntöisesti kävivät joka päivä ulkoilemassa ja hyvä niin.

    • Eikö suomalaisilla päiväkodeillä ole sellainen maine että „Ollaan ulkona joka päivä , säällä kuin säällä“?! Niin, mutta vain jos ei ole kylmä eikä sata vettä eikä… :-(

  4. Bei uns liegen in diesem Winter die neue Skihose und die Winterschuhe ungenutzt rum, echt schade drum :-(. Ich hoffe ja immer noch auf Schnee.

  5. Gibts denn irgendeine Begründung, warum nicht mehr rausgegangen werden soll? (Eine Begründung ist ja noch kein Grund, aber immerhin mehr als nur „wir machen das jetzt so.)

    • Naja, das übliche „Wenn sich ein Kind Erfrierungen an den Wangen holt…!“

      (Ich finde zwar erstens, dass man dagegen was machen kann – Sonnencreme bekommen die Kinder ja auch im Kindergarten! – und dass da bei -12 Grad und Windstille noch keine grosse Gefahr besteht, und zweitens ist das noch lange keine Begründung, warum ausser der Hasengruppe auch bei Regen niemand rausgeht…)

      • Seh ich genau wie du. Da sind die Kinder wahrscheinlich Opfer der Rundumschutz-Gesellschaft. :(

        • Es ist aber auch schwer für die andere Seite, sprich, die Kindergärtnerinnen…

          Ich bin da ja relativ entspannt, aber… Ich weiss noch, wie ich mich gewundert habe, als mir eine Kindergärtnerin unter tausend Entschuldigungen beichtete, dass das (damals einjährige) Fräulein Maus von einem anderen Kind gebissen worden sei. Sowas passiert doch unter Kleinkindern, dachte ich (und sagte ich). Aber wer weiss, wie viele Eltern schon ein Fass aufgemacht haben, weil ihr Herzbinkerl im Kindergarten Opfer von Misshandlung geworden ist…

          • Genau solche Sachen sind eigentlich Indiz genug, daß Einjährige noch nicht reif sind für Kollektivverwaltung, sondern den Rahmen der Familie brauchen…
            aber: ja, seit Kinder nicht mehr Teil des Lebens, sondern Krönung des Lebensprojekts sind, wirds kritisch, sobald der Prinz oder die Prinzessin nur den leisesten Kratzer kriegt.
            So wie früher das Auto.

  6. *schnief….machst du mir ein Süd-Paket,damit wir hier auch so tolle Stiefel tragen können?!

  7. Das ist ja blöd, die Ausgangssperre. Bei uns im Kindergarten waren alle Gruppen immer viel draußen, bei jedem Wetter. Aber so arktische Temperaturen haben wir in all den Kiga-Jahren auch nur zwei, drei Mal gehabt. Ein Problem war dann, dass nicht alle Kinder kältetaugliche Weltraumkleidung besaßen. Aber dann blieb eine Erzieherin mit denen drinnen, und wer raus wollte (und unsere wollten zum Glück immer), fand immer eine Kollegin, die den Spaß mitgemacht hat.

    Viele Grüße,
    Lena

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