Dieses Jahr bin ich dem Kalender einen Monat hinterher.
Letztes Jahr war es genau umgekehrt: der August fühlte sich an wie September, der September wie Oktober, und als es Ende Oktober schneite, dachte ich: ach, passt schon, nächste Woche ist ja der 1. Advent.
Dieses Jahr habe ich mich zum ersten Mal richtig vor dem Herbst und dem langen Winter gefürchtet. Dabei mag ich den Winter sehr. Aber der ausgefallene vorletzte Sommer, gefolgt vom dunkelsten Winter aller Zeiten – das war zu viel, das hat mich traumatisiert.
Und dann kam dieser wunderbare, sonnige, warme, bunte Herbst. Jeder Sonnentag konnte der letzte sein, das hatte ich immer im Hinterkopf. Aber es kam immer noch einer, und noch einer. Ich fing sogar an, mich ganz leise auf den November zu freuen: Laternen in die Bäume zu hängen, die beleuchteten Tetrapak-Häuser wieder aufzustellen (und endlich noch die Kaffeesahnepackung mit dem quadratischen Grundriss zu einem kleinen Einfamilienhäuschen zu verarbeiten), aus unseren gesammelten Wachsresten endlich neue Kerzen zu giessen… dazu hatte ich plötzlich Lust nach den vielen hellen Wochen.
Aber das jetzt, das ist ja überhaupt kein richtiger November!
Immer noch scheint mindestens jeden zweiten Tag die Sonne. Sie geht spät auf, ja, und sie geht zeitig unter, ja, und sie steht dabei so tief, dass sie einem geradewegs und rechtwinklig in die Augen strahlt. Aber der blaue Himmel…! Und die Helligkeit…!
Natürlich gibt es auch dieses Jahr solche Novembertage, an denen die dicken Wolken so tief über den Dächern hängen, dass es den ganzen Tag nicht richtig hell wird. Tage, an denen man glaubt, statt Wasser käme schwarze Tinte vom Himmel geregnet.
Aber dann ist sie wieder da, die Sonne, am nächsten Tag, und die Leute laufen, ihre Gesichter der Sonne zugewandt, mit entrücktem Gesichtsausdruck durch die Strassen, und die Mütter schieben die Kinderwagen mit heruntergeklapptem Verdeck am Fluss entlang, damit die Sonne den schlafenden Kindern ein Küsschen auf die Pausbacken geben kann.
Es ist ganz und gar wunderbar.
Samstag, 16. November 2013 um 15:17
Aus dem Herzen gesprochen … hast Du mir. Auch hier eher immer noch strahlender Oktober. So dass ich mich doch am Freitagmorgen auf dem Weg zur Arbeit über den ersten richtigen Nebel sehr gefreut habe. Das Tempo auf der sonst rasanten Straße hatte dann aber auch eher skandinavisches Flair. ;)
LG Jana
Samstag, 16. November 2013 um 19:38
Dabei liebe ich den November nicht wegen seiner Sonnentage. Trotzdem tun sie natürlich gut
Samstag, 16. November 2013 um 21:35
Hier sind sie überlebenswichtig… ;-)