Heute waren wir mit meinem neuen „Einwandererkurs“ (demnächst mehr dazu), im Aboa Vetus & Ars Nova, wo unter Anderem gerade eine klitzekleine DDR-Ausstellung stattfindet. Alles sehr schön, aber…
… wir mussten NICHT jeden Tag mit Pionierkleidung in die Schule gehen, und Herr Fuchs und Frau Elster waren ganz sicher KEINE politischen Propagandafiguren!
Man hätte mich ja einfach mal fragen können.
Mittwoch, 9. Dezember 2009 um 17:33
Ja, das mit der Pionierkleidung ist mir schon gelegentlich in amerikanischen Filmen aufgefallen. Da wird vermutlich Pionierkleidung / FDJ-Bluse auf der einen und Schuluniform auf der anderen Seite fröhlich in einen Topf geworfen. Gibt es in Finnland einheitliche Schulkleidung / Schuluniformen? Das würde es vielleicht erklären.
Das mit Fuchs und Elster ist für mich allerdings so nicht erklärbar. Inwiefern haben die denn (angeblich) Politik gemacht?
Mittwoch, 9. Dezember 2009 um 17:55
Nee, Schuluniformen gab und gibt’s hier nicht. Aber Russland ist ja gleich nebenan, und da gab’s ja bekanntlich zu Sowjetzeiten Schuluniformen. Vielleicht deswegen.
Fuchs und Elster wurden uns vorgestellt als Sandmännchens Freunde. Nur, dass es das Sandmännchen jahrelang im finnischen Fernsehen gab und es auch hier immer noch sehr populär ist, Fuchs und Elster hier allerdings unbekannt sind. Die Frau, die unsere Gruppe durchs Museum führte, begründete das so: „Ich glaube, die wurden mehr für politische Propaganda genutzt und deswegen nicht exportiert.“
(Die arme Frau, die uns vorher wunderbar durch die mittelalterlichen Ausgrabungen geführt hatte, wurde in der DDR-Ausstellung deutlich nervös, nachdem sie erfahren hatte, dass sie einen echten ehemaligen DDR-Bürger vor sich hat und erging sich in etwas eierigen Erklärungen der politischen Hintergründe. Was auch sehr lustig war, da bis auf den Argentinier und Quotenmann des Kurses alle aus dem ehemaligen Ostblock kommen und diese Erklärung ganz bestimmt nicht gebraucht hätten.)
Mittwoch, 9. Dezember 2009 um 22:40
Hihi, das ist ja irgendwie niedlich. Habt ihr die arme Frau denn aufgeklärt? Fuchs und Elster sind ja nun wirklich so was von unpolitisch.
Ich hatte heute ja auch mal wieder ein kleines Ost-West-Verständigungsproblem: Wir hatten eine Schulung mit einem Menschen aus meiner alten Heimat (Leipzig) und als es ums Thema ‚Wann geht es nach der Mittagspause weiter?‘ ging, waren nur er und ich uns einig: „Dreiviertel eins“ – die anderen bestanden nach einiger Diskussion auf „Viertel vor eins“ ;)
Hast du eigentlich mal irgendwo geschrieben, woher du und der „Ähämann“ eigentlich so gut finnisch könnt? Ich lese hier ja schon ’ne ganze Weile, aber das fand ich bisher nicht.
LG Kati
Donnerstag, 10. Dezember 2009 um 10:13
Naja, wir wohnen ja nun schon seit sechs Jahren in Finnland und haben so nebenher auch einige Kurse besucht – und wenn du mich fragst, finde ich es ziemlich peinlich, dass wir nach so langer Zeit immer noch nicht wirklich fliessend Finnisch können. Wir hätten uns doch ein anderes Land zum Auswandern suchen sollen. ;-)
Donnerstag, 10. Dezember 2009 um 00:29
Ich war am Samstag mit meinem Kulturkonversationskurs dort und als ich denen auf der Karte gezeigt habe, dass ich in Karl-Marx-Stadt geboren wurde, waren die schon ziemlich erstaunt, warum man eine Stadt mit eigentlich keinen Gemeinsamkeiten zu der Persönlichkeit selbst einfach umbenennen kann… :)
Donnerstag, 10. Dezember 2009 um 10:12
DU BIST IN KARL-MARX-STADT GEBOREN?!
(Ich find‘ das immer lustig, einen Geburtsort zu haben, den es nicht mehr gibt. Und eigentlich hätte ich auch eher nach Tampere als nach Turku gehen sollen. *grins*)
Freitag, 11. Dezember 2009 um 07:31
Ich wollte eigentlich zu der DDDR-Vorlesungsreiher hier in JKL gehen, bin aber eigentlich ganz froh, dass unsere Kleine zur gleichen Zeit Muskari hatte. Kann mir schon vorstellen, was da wieder für Stereotypen heruntergebet wurden… aarggh. Wenn man das Geschwätz vom November in der deutschen Presse gelesen hat, muss man sich regelrecht leid tun, in der DDR aufgewachsen zu sein =)
Sonntag, 24. Januar 2010 um 17:23
Heute waren wir endlich auch in der Ausstellung. Ich war ja nach deinen Berichten schon gespannt, was sie da so zu erzählen wissen. Aber ich fand sowohl die Führung als auch die Ausstellung nicht so. Ich hatte mir viel mehr versprochen. Das Leben in der DDR wurde ja irgendwie gar nicht von verschieden Blickwinkeln (wie es im Titel heißt) erklärt. „Alle sehen leicht deprimiert aus. Alles war kaputt, alles war grau.“
Toll für mich war die Entdeckung der Flaschenbürste, hatte dieses Ding schon aus meiner Erinnerung gelöscht. Angeblich sahen sie so aus, weil es keine anderen Materialien gab. Und ich behaupte fast, dass dieses Schaumstoffzeugs einfach besser funktioniert beim Flaschenputzen. Zumal man in Deutschland, glaub ich, weniger mit Bürsten abwäscht als hier. Wir haben jedenfalls immer nen Abwaschtuch.
Nächsten Samstag kommt dann wohl noch eine Künstlerin, die bei den Führungen Fragen beantwortet. Hoffentlich kann sie es besser.
Alexandra
Sonntag, 24. Januar 2010 um 17:53
Vielleicht sollten WIR uns da hinstellen und Fragen beantworten… ;-)
(Das mit der Flaschenbürste bekamen wir bei unserer Führung wortwörtlich genauso erklärt.)