Suomalainen Päiväkirja

Live aus Turku

Wandertag

2 Kommentare

Da wir im Finnischkurs nicht nur die finnische Sprache, sondern auch ein bisschen finnische Kultur lernen sollen, machen wir regelmässig Ausflüge. Seit ich in den Kurs gehe, haben wir deshalb schon den Dom, das Archiv der Unibibliothek, ein Altersheim und das Migrationsinstitut besucht. Am Mittwoch waren wir in Tampere.

Nun war ich dort zwar schon ein paar Mal, aber wie es mir mit allem im Kurs geht: man kann immer noch was Neues lernen.

Zum Beispiel, dass es dort den höchsten Harju (ein eiszeitlicher, langgezogener Hügel) der Welt gibt. Obendrauf stehen wie bei uns auf dem Mondberg kleine, bunte Holzhäuschen, und es gibt eine Menge Treppen. Und ganz oben, 85 m hoch über dem See Pyhäjärvi, den man zu beiden Seiten sehen kann, gibt es vermutlich Finnlands schönstgelegenen Spielplatz:

Da müssen wir unbedingt nochmal hin!

Als nächstes habe ich gelernt, dass es im Dom zu Tampere interessante Malereien gibt, über deren Eignung als Kirchenschmuck bis heute diskutiert wird. (Ich kannte den Dom bisher nur von aussen; ganz eventuell war ich auch sogar schon mal drin, kann mich aber an Hugo Simbergs Wand- und Deckengemälde nicht erinnern.)

Da wären nämlich z.B. die zwölf nackten Jungs, die auf verschieden Art die „Bürde“ ihres Lebens – nämlich ein Gewinde aus Blättern, Rosen und Dornen – tragen:

Wo gibt’s denn sowas, nackige Jungs in einer Kirche?! ;-)

Und oben von der Decke guckt die Schlange aus dem Paradies, den Apfel noch im Mund:

Und das da sind nicht etwa christliche Kreuze, sondern die Muster einer Kreuzspinne:

Und eine ganz eigene Vorstellung vom Leben nach dem Tod hatte Hugo Simberg auch. Das da ist der „Garten des Todes“, nach Simbergs eigenen Anmerkungen auf der Rückseite des Entwurfes der „Ort, an welchen die Seele gelangt, ehe sie in den Himmel kommt“:

Man vermutet, dass er dieses Bild speziell für Kinder gemalt hat, unter anderem auch deswegen, weil es recht tief an der Wand angebracht und für kleine Leute gut zu betrachten ist. Mir hat es besonders das Handtuch am Haken angetan!

Und was habe ich daraus gelernt, dass im 1907 fertiggestellten Dom die Glühbirnen ohne Lampenschirm von der Decke und an der Wand hängen und quasi selbst als Schmuck dienen?

Dass Tampere nach Mailand, Paris und Brüssel die vierte Stadt in Europa war, in der elektrisches Licht eingeführt wurde! Das ist mal… wow!

Hinterher waren wir noch in Alt-Amuri, einem Museumsviertel, das so ähnlich wie das Turkuer Handwerkermuseum ist. Nur, dass die Häuser in Amuri jünger sind und dort keine Handwerker, sondern hauptsächlich Arbeiter aus den Fabriken in Tampere wohnten.

Ein sehr liebevoll gestaltetes Museum (einen Eindruck davon kann man bei einem virtuellen Rundgang hier bekommen), für das ich gern mehr als eine Stunde Zeit gehabt hätte.

Da müssen wir auch nochmal hin! :-)

2 Kommentare zu “Wandertag

  1. Es gab mal eine Zeit, da galt es als chic, ein Altargemälde von Rubens zu haben. Und jetzt raten sie mal, warum viele dieser Gemälde nicht mehr in ihren Kirchen hängen, sondern im Museum …

  2. Pingback: Tampere / Finnland | Stories & Places

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