Einkaufszentren erfreuen sich in Finnland grosser Beliebtheit. Jedes Jahr werden neue aus dem Boden gestampft, und der Umsatz steigt und steigt.
Manchmal, wenn ich mir so die Witterung hier angucke, wundert mich das eigentlich nicht. Schön warm und trocken ist’s da, und schön bunt. Nicht kalt und nass und graubraun.
Dass wir aber fast den ganzen Samstag im Mylly zugebracht haben, das war gar nicht so geplant.
Eigentlich wollten wir nur schnell zum LIDL fahren nach dem Frühstück (und vielleicht nachmittags, wenn das Mäusekleinkind ausgeschlafen hätte, nochmal kurz ins Mylly, ein paar schon lange benötigte Dinge einkaufen). Nur mussten wir auf dem Weg zum LIDL leider feststellen, dass es nicht nur draussen regnete, sondern auch in den J-FI rein. Von unter der Antenne. Ganz prima! Insbesondere angesichts der Tatsache, dass es in den nächsten Tagen frieren soll, und sich an der Stelle wer-weiss-was-für-empfindliche Elektronik befindet.
Also fuhren wir vom LIDL aus nicht heim, sondern zum Autohaus. Normalerweise ist da samstags niemand in der Werkstatt, aber wenigstens einen Termin wollten wir uns geben lassen. Normalerweise dauert das nämlich mehrere Wochen, bis man einen bekommt. Nur am Samstag, da hatten wir Glück. Wegen des baldigen Wintereinbruchs hatte die Werkstatt zum Reifenwechseln geöffnet, und man bot uns an, wenn wir ein bis zwei Stunden Zeit hätten, dann könnten wir den J-FI gleich dalassen und jemand gucke sich die Bescherung mal an.
Nun, an Zeit mangelte es uns nicht gerade – aber das Mäusekleinkind brauchte doch sein Mittagessen! Und noch wichtiger, seinen Mittagsschlaf! Aber sich diese einmalige Chance auf eine sofortige Reparatur entgehen zu lassen, fiel natürlich aus.
Was also tun? Den J-FI dalassen und sich mit einem Beutel Pfandflaschen und dem Mäusekind in der Kiepe (natürlich hatten wir keinen Kinderwagen dabei, zum Glück wenigstens die Kiepe) durch den eisigen Regen auf den Weg ins nahegelegene Mylly machen. Dort zuerst ein Restaurant aufsuchen und mittagessen. Danach das Mäusekleinkind wickeln. (Zum Glück befand sich auch die Wickeltasche in der Kiepe.) Danach ein paar Geschäfte aufsuchen. Vergeblich darauf warten, dass das Mäusekleinkind endlich nicht nur müde, sondern richtig müde wird, um vielleicht endlich irgendwie und irgendwo ein bisschen zu schlafen. Auf die SMS aus dem Autohaus warten.
Gegen zwei, als schon über drei Stunden vergangen waren, beschloss der Ähämann, jetzt lieber mal zurück zum Autohaus zu gehen – nicht, dass die zumachen und den J-FI dortlassen!
Und ich brachte endlich, endlich das Mäusekleinkind im Einkaufswagen (!) auf den neuerstandenen Daunenkopfkissen zu seinem dringend benötigten Mittagsschlaf. Mama sass derweil, den Einkaufswagen vor sich, im ersten Stock auf einer Bank und guckte Leute. Und unzählige Kinder. Wache Kinder, schlafende Kinder, müde Kinder. Und das Mäusekleinkind schlief und schlief. (Leider, leider hatte ich ausgerechnet mal keine Kamera dabei.) Eine Stunde und zwanzig Minuten lang, währenddessen auch der Ähämann samt J-FI zurückkam. Der Antennensockel sei durchgebrochen gewesen, und dort sei auch das Wasser reingekommen. Für 5 € für einen neuen Antennensockel, 9 € für einen neue Antenne und 48 € (!) Arbeitskosten (So ist das in Finnland… und ich würde da gern nochmal an die Geschichte mit dem durchgesägten Sperrholzbrett erinnern.) war die Sache erledigt.
Als das Mäusekleinkind dann endlich erwachte, fanden wir, es sei nun aber auch an der Zeit für einen Kaffee, und so gingen wir im Mylly auch noch Kaffeetrinken, bevor wir gegen fünf endlich wieder heimfuhren.
(Dass wir dann gestern in der Stadt überall vor verschlossenen Ladentüren standen – obwohl doch schon seit letzter Woche die Geschäfte sonntags wieder aufhaben – und das nur, weil wir Ausländer immer noch nicht begriffen haben, dass Vatertag nicht nur Flaggentag, sondern wirklich Feiertag ist, das ist dann wieder eine andere Geschichte. Vielleicht haben wir es dann nächstes Jahr endlich gelernt, wodurch sich ein Feiertag, der immer sonntags ist, von einem normalen Sonntag unterscheidet.)