Ab Ende November ist es soweit: Pikkujoulu-Zeit! Weihnachtsfeiern! Besonders besinnlich geht es auf finnischen Weihnachtsfeiern allerdings nicht zu. Es gibt ein üppiges Weihnachtsbuffet mit Fisch in allen Varianten als Vorspeise (njam!), und verschiedenen laatikot, als da z.B. Möhren- oder Leberauflauf wären, und dem traditionellen Weihnachtsschinken als Hauptspeise (örks!). Ansonsten geht es, Gerüchten und Vorurteilen nach, so zu: Frau brezelt sich auf, erscheint im Kleinen Schwarzen oder mit möglichst glänzenden und glitzernden Oberteilen, Man(n) trägt alberne Wichtelhüte, trinkt viel Alkohol, macht sich bei Spielchen zum Affen, trinkt viel Alkohol, singt Karaoke, trinkt viel Alkohol und geht dann mit irgendjemand des anderen Geschlechts nach Hause und ins Bett, was am nächsten Morgen vergessen ist.
Die Polizei macht verstärkt Alkoholkontrollen, und die Klamottenläden quellen über von schwarzen und roten, glänzenden und glitternden Kleidern, Blusen und Hosen.
Aber eigentlich kann es auch ganz nett sein. Ich war gestern Abend auf meinem allerersten Instituts-pikkujoulu. (Vor zwei Jahren bin ich am Tag vorher krank geworden, und letztes Jahr war auch irgendwas…)
Ich hab’ die Vorspeise als Vorspeise und als Hauptspeise gegessen (ich hab’ vor sechs Jahren in Konnevesi beim Weihnachtsessen die Aufläufe probiert – und damit genug. Ich weiss jetzt, wie sie schmecken. Nicht so, dass ich das wieder haben müsste, jedenfalls.) Alle waren chic angezogen, aber nicht so übertrieben glitzerig (Biologen eben). Ich mit meinem einzigen schwarzen Schwangerenrock, der nun für sämtliche festliche Anlässe herhalten muss, statt Kleinem Schwarzen war auch nicht underdressed. Jede Arbeitsgruppe sollte sich einen kleinen Programmpunkt ausdenken, was natürlich nicht jede Arbeitsgruppe gemacht hat, aber die Spiele, die’s gab, waren wirklich lustig. Wir mussten „Forschungsanträge“ schreiben, wobei einer das Forschungsobjekt, einer die wissenschaftliche Fragestellung, einer die zu erwartenden Ergebnisse beisteuern musste, die dann wahllos zusammengestellt wurden. Ein Antrag wollte z.B. Geld für die Erforschung eines Tiefseefrosches in Tibet. Das Auditorium hat ihn natürlich sofort bewilligt! :-) Pälvi und ich haben lustige Fotos von der Feldarbeit gezeigt – erst nur Ausschnitte aus den Fotos, und die anderen sollten raten, was auf dem Foto zu sehen ist. Pantomime mussten wir machen. Und natürlich Karaoke singen. Ich versteh’s nicht – wo die Finnen sonst so schüchtern sind – aber Karaoke gehört zu jeder Party dazu. Und alle sind begeistert dabei und gehen richtig aus sich raus. Jouni, der sonst eher still ist und dem bei seiner Verteidigung vor ein paar Wochen der Opponent jedes Wort förmlich aus der Nase ziehen musste, hat ausdrucksstark ein Lied nach dem anderen vorgetragen. Johanna, sonst eher der Typ „Graue Maus“ hat sich als eine der ersten zum Singen gemeldet. Hm. Und alle anderen haben dazu getanzt. So richtig besoffen war auch keiner. Jenni setzte sich irgendwann zu späterer Stunde zu mir, gestand auch, sie wäre schon ein bisschen betrunken, und wurde ganz rührselig dabei, mir von ihrer Schwangerschaft und ihrem Kind zu erzählen und mich auszufragen, wie es bei mir so wäre und gerührte Blicke auf meinen Bauch zu werfen. Harri trug ausser seinem Karaokestück mit ein paar Bier intus auch noch voller Inbrunst Vogelstimmen vor. Wirklich unangenehm besoffen war keiner. Dafür waren alle fröhlich und hatten Spass.
Und, ja, ich bin auch nicht allein nach Hause und ins Bett gegangen. Ich hab’ mir meinen Bettgenossen allerdings von einem anderen pikkujoulu geholt. Dort war nämlich der liebste Ähämann. :-)
Sonntag, 18. November 2012 um 15:48
Wie jetzt? „Gerührte Blicke auf meinen Bauch“??? Hab ich da was nicht mitbekommen, oder war sie rein angesichts der Tatsache, dass der mal drei Mäusekinder beherbergt hat, so gerührt?
Sonntag, 18. November 2012 um 17:08
Guck mal auf’s Datum! ;-)